Erste Konsequenzen nach tödlichen Schüssen in Grundschule: Schulleitung abgesetzt

Newport News (USA) - Der ungewöhnliche Fall schlägt in den USA weiter große Wellen: Ein Erstklässler hatte in einer Grundschule auf seine Lehrerin geschossen und sie schwer verletzt. Wer ist schuld? Jetzt gibt es erste Konsequenzen. Auch die angeschossene Lehrkraft, welche wieder bei Bewusstsein ist, rechnet mit der Nachlässigkeit der Schule ab.

Der Polizeichef von Newport News, Steve Drew, spricht bei einer Pressekonferenz. In einer Grundschule in der US-Stadt hatte ein Sechsjähriger auf seine Lehrerin geschossen.
Der Polizeichef von Newport News, Steve Drew, spricht bei einer Pressekonferenz. In einer Grundschule in der US-Stadt hatte ein Sechsjähriger auf seine Lehrerin geschossen.  © John C. Clark/The Virginian-Pilot via AP/dpa

Im Fall des Erstklässlers, der in einer US-Grundschule auf seine Lehrerin geschossen und sie schwer verletzt hat, gibt es erste Konsequenzen: Der Schulrat der Kleinstadt Newport News im Bundesstaat Virginia setzte am Mittwochabend (Ortszeit) den Leiter der öffentlichen Schulen des Schulbezirks ab.

Auch die Vizerektorin der Richneck Elementary School, an der sich der Vorfall ereignet hatte, trat zurück, wie ein lokaler Sender berichtete.

Der Sechsjährige hatte am 6. Januar eine Pistole mit in die Schule genommen und dort seiner Lehrerin Abigail Zwerner (25) in die Brust geschossen. Sie erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Außer ihr wurde niemand verletzt.

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Die Lehrerin konnte der Polizei zufolge noch alle Schüler aus dem Klassenzimmer bringen. Sie sei auf dem Weg der Besserung, sagte ihre Anwältin am Mittwoch. Die Kugel befinde sich aber immer noch im Körper des Opfers und die Genesung werde lange dauern, erklärte sie.

Jetzt will die Lehrerin gegen die Schulleitung klagen, der sie schwere Versäumnisse vorwirft. Besorgte Lehrkräfte hätten die Schulleitung am Tag der Tat "innerhalb weniger Stunden dreimal" davor gewarnt, dass der Sechsjährige eine Waffe bei sich trage und andere bedrohe, sagte die Anwältin des Opfers am Mittwoch. Die Schulleitung habe die Warnungen aber heruntergespielt und nicht reagiert.

Schusswaffe gehörte der Mutter des sechsjährigen Schülers

Schüler und Polizisten versammeln sich vor der Richneck-Grundschule am Tag des Unglücks.
Schüler und Polizisten versammeln sich vor der Richneck-Grundschule am Tag des Unglücks.  © Billy Schuerman/The Virginian-Pilot/AP/dpa

Berichten des Senders NBC zufolge habe die Lehrerin kurz vor der Tat einer nahe stehenden Person in einer Textnachricht geschrieben, dass der Junge eine Waffe in seinem Rucksack habe, und dass die Schulleitung nichts dagegen unternehme. Dem Schuss soll nach Polizeiinformationen ein Streit vorausgegangen sein. Der Vorfall habe sich in einem Klassenzimmer abgespielt.

Nach der Tat war bekanntgeworden, dass die Schusswaffe der Mutter des Jungen gehörte. Sie hatte die Waffe nach Polizeiangaben legal erworben und zu Hause aufbewahrt. Dort habe sich der Schüler die Waffe genommen und sie in einem Rucksack mit in die Schule genommen.

Die Polizei hatte mehrfach betont, dass die Tat kein Unfall gewesen sei, sondern der Junge vorsätzlich auf die Lehrerin geschossen habe.

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Nach dem Gesetz in Virginia ist es verboten, eine geladene Waffe so aufzubewahren, dass sie für Kinder unter 14 Jahren zugänglich ist. Vorfälle an Schulen mit solch jungen Schützen sind auch in den USA selten.

Minderjährige Schützen auch in den USA selten, aber keine Einzelfälle

Laut einer von der "New York Times" zitierten Organisation gab es seit 1970 bisher 16 Fälle mit Schützen unter zehn Jahren.

Bei drei von ihnen seien Sechsjährige beteiligt gewesen, von diesen drei Vorfällen seien zwei als versehentlich registriert worden. Die Ereignisse in Newport News unterstreicht die anhaltende Bedrohung durch Waffengewalt an Schulen in den USA.

Im Mai waren bei einem Amoklauf an einer Grundschule in Uvalde im US-Staat Texas 19 Kinder und zwei Lehrer ums Leben gekommen.

Titelfoto: John C. Clark/The Virginian-Pilot via AP/dpa

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