Zu brutal, zu lang, zu unmenschlich? Todesstrafe in USA löst neue Debatte aus!

Arizona (USA) - Wie grausam darf ein Mensch sterben? Noch immer stehen in vielen US-Bundesstaaten Hinrichtungen auf der Tagesordnung, wenn auch unter gänzlich verschiedenen juristischen Vorzeichen und Rahmenbedingungen. Doch mehrere beunruhigende Vorkommnisse rund um die Todesstrafe bringen neuen Schwung in eine Debatte, die seit Langem in der amerikanischen Öffentlichkeit verdrängt wurde.

Der elektrische Stuhl ist im US-Bundesstaat South Carolina noch immer ein probates Mittel zur Vollstreckung der Todesstrafe.
Der elektrische Stuhl ist im US-Bundesstaat South Carolina noch immer ein probates Mittel zur Vollstreckung der Todesstrafe.  © Uncredited/South Carolina Department of Corrections via AP/dpa

Für schwerste Verbrechen werden in den USA drakonische Strafen verhängt, die sich bis hin zur berüchtigten Todesstrafe belaufen können.

Wie die Nachrichtenseite "Fox10phoenix" berichtete, mehren sich trotz seit Jahren rückläufiger Hinrichtungszahlen die Stimmen für eine vernunftorientierte Debatte über die Todesstrafe in den USA.

Dies hat dem Bericht zufolge nicht nur mit moralischen Fragen zu tun, sondern beinhaltet ganz praktische Gründe. So soll es dem "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" an Gift, Geld und Henkern mangeln.

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Im südwestlich gelegenen US-Bundesstaat Arizona möchte die im November bei den "Midterms" ins Amt gewählte demokratische Gouverneurin, Katie Hobbs (53), nun den moralischen Aspekt verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit richten. Dieses Vorhaben passt auch zu ihrem Wahlkampfversprechen, in dem sie die Missstände im Gefängnissystem anprangerte und spürbare Verbesserungen erzielen wollte.

Damit sollen nach Ansicht der Demokratin Hinrichtungen, wenn diese denn überhaupt zwingend ausgesprochen werden müssten, ordnungsgemäß durchgeführt werden können.

Todesstrafe in den USA: Gift-Mangelware und moralische Bedenken

Beängstigende Atmosphäre: eine Hinrichtungskammer in Boise im US-Bundesstaat Idaho.
Beängstigende Atmosphäre: eine Hinrichtungskammer in Boise im US-Bundesstaat Idaho.  © Jessie L. Bonner/AP

Hintergrund der in den USA hitzig geführten Debatte sind wiederholte Fehler im Durchführungsprozess von Hinrichtungen.

So hatte beispielsweise eine Hinrichtung per Giftspritze im Jahr 2014 mehr als zwei Stunden in Anspruch genommen. Der zum Tode verurteilte Mann habe mehr als eine Stunde lang nach Luft geschnappt und geschnaubt, empörte sich anschließend sein Anwalt.

Die Demokratin Hobbs verweist auf die Lage in ihrem Bundesstaat: In Arizona warten derzeit 110 Häftlinge auf ihre Hinrichtung. Im vergangenen Jahr wurden drei Todesurteile vollstreckt. Die Gouverneurin kritisiert vakante Stellen im Personal mit Fachkenntnissen, die eine Hinrichtung unter professionellen Rahmenbedingungen durchführen können.

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Dabei mangele es laut Hobbs an banalsten Dingen: Hierzu gehörten organisatorische Fragen wie der Einsatz eines Infusionsteams, welches die Giftspritze injiziert, oder fehlende Verträge mit Apothekern, die den tödlichen "Giftcocktail" zusammenstellen.

Im US-Bundesstaat Idaho im Nordwesten des Landes war zuletzt über Erschießungskommandos als neuartige Hinrichtungsform debattiert worden. Offizieller Grund: Die Giftreserven wären ausgegangen.

Ende März mussten in ebenjenem Bundesstaat zwei Hinrichtungstermine verschoben werden, weil die zur Vollstreckung erforderlichen Substanzen nicht zur Verfügung standen.

Titelfoto: Uncredited/South Carolina Department of Corrections via AP/dpa

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