Als Baby gestohlen: Mann findet nach 42 Jahren seine leibliche Mutter!

Valdivia (Chile) - Es ist ein unfassbares Verbrechen, das einer Familie widerfahren ist: Vor 42 Jahren informierten die Krankenschwestern einer Entbindungsstation in einem Krankenhaus in Chile eine Frau darüber, dass ihr Baby nach der Geburt gestorben sei. Doch das Kind lebte! Es wurde seiner leiblichen Mutter gestohlen und von einem Paar adoptiert, das nichts von der schrecklichen Tat wusste.

Ein vor 42 Jahren zu früh geborenes Baby wurde in Chile illegal zur Adoption freigegeben. Es handelt sich dabei um keinen Einzelfall. (Symbolbild)
Ein vor 42 Jahren zu früh geborenes Baby wurde in Chile illegal zur Adoption freigegeben. Es handelt sich dabei um keinen Einzelfall. (Symbolbild)  © 123rf.com/nenovbrothers

Die Krankenhausmitarbeiter nahmen Maria Angelica Gonzalez' Sohn gleich nach der Geburt aus ihren Armen. Später teilten sie ihr mit, dass ihr Neugeborenes gestorben sei. Damals ein Schock für die junge Mutter!

Seitdem sind mehr als vier Jahrzehnte vergangen und es grenzt an ein Wunder, dass sich Mutter und Sohn wiedergefunden haben. Während seines Besuchs in ihrem Haus in Valdivia konnten beide nun endlich einander in die Arme nehmen. "Ich liebe dich sehr", sagte Jimmy Lippert Thyden auf Spanisch zu seiner Mutter, als sie sich unter Tränen umarmten, berichtet The Sydney Morning Herald.

Es habe ihm "den Atem geraubt. Ich war erstickt von der Schwere dieses Augenblicks", sagte der inzwischen erwachsene Sohn nach dem berührenden Wiedersehen.

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Die Suche nach seiner leiblichen Familie begann Thyden im April dieses Jahres, nachdem er Berichte über in Chile geborene Adoptivkinder gelesen hatte, die mit Hilfe der chilenischen gemeinnützigen Organisation "Nos Buscamos" mit ihren leiblichen Verwandten wiedervereint worden waren.

Mitarbeiter der Organisation kamen dahinter, dass Thyden in einem Krankenhaus in Santiago geboren wurde. Jedoch viel zu früh und so wurde er in einen Inkubator gelegt.

Illegaler Kinderhandel reißt Familien auseinander

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Demonstranten marschieren am 11. September 2022 durch Chile, um des Jahrestages des Putsches zu gedenken, der Präsident Allende stürzte und Diktator Pinochet an die Macht brachte - mit fatalen Folgen für viele Menschen.  © Matias Basualdo/AP/dpa

Seiner Mutter habe man damals gesagt, sie solle das Krankenhaus verlassen. Als sie ihr Baby holen wollte, behaupteten die Klinikangestellten, dass ihr Sohn gestorben und seine Leiche bereits "entsorgt" worden sei. Das gehe aus Akten hervor, die Thyden, der in Ashburn im US-Bundesstaat Virginia als Strafverteidiger arbeitet, einsehen konnte.

Und auch seine Adoptionsunterlagen waren voller Lügen! So wurde notiert, dass der Säugling keine lebenden Verwandten hatte. Doch das stimmt nicht, denn er erfuhr, dass er eine Mutter, eine Schwester und vier Brüder hat.

Seiner Ansicht nach handele es sich um eine "gefälschte Adoption".

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Nach Schätzungen von "Nos Buscamos" wurden in Chile in den 1970er und 1980er Jahren zehntausende Babys ihren leiblichen Familien weggenommen. Hauptsächlich habe es sich um sehr arme Familien oder Frauen gehandelt, die nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten. Einen Anwalt, um das Unrecht aufzuklären, konnten sich viele von ihnen nicht leisten.

Der Kinderhandel fiel mit zahlreichen weiteren Menschenrechtsverletzungen zusammen, die während der Herrschaft (1973 bis 1990) des chilenischen Diktators Augusto Pinochet (1915 bis 1906) begangen worden waren. Pinochet war am 11. September 1973 maßgeblich am Militärputsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende (1908 bis 1973) beteiligt.

Während seiner Diktatur wurden Zehntausende aus politischen Gründen gefoltert oder inhaftiert.

Organisationen helfen betroffenen Familien

Seit 2014 habe "Nos Buscamos" mehr als 450 Treffen von unrechtmäßig Adoptierten und deren leiblichen Familien organisiert. Andere gemeinnützige Organisationen leisten Ähnliches. Um die Familien wieder zu vereinen, arbeiten sie mit der Genealogie-Plattform MyHeritage zusammen, die chilenischen Adoptierten sowie mutmaßlichen Opfern von Kinderhandel in Chile kostenlose DNA-Testkits bereitstellt.

Auch Thydens DNA-Test bestätigte, dass er zu hundert Prozent Chilene ist. Ihm konnte die DNA eines Cousins ersten Grades zugeordnet werden, der sich ebenfalls bei der Plattform registriert hatte. Thyden nahm Kontakt auf und hatte endlich seine leibliche Familie gefunden.

Er betonte, dass seine Adoptiveltern, die Opfer einer illegalen Adoption waren, ihn in den vergangenen Monaten bei seiner Suche unterstützten. Sie hätten jedoch noch mit der Realität der Situation zu kämpfen.

Titelfoto: 123rf.com/nenovbrothers

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