Zellenzerstörer Graphenoxid in der Corona-Impfung? Das ist dran

Leipzig - Impfstoffe sind eines der wichtigsten Mittel, um die Corona-Pandemie zu stoppen. Doch wie sicher sind sie?

Der Corona-Impfstoff von Pfizer enthält kein Graphenoxid. Dieser Stoff taucht auf keiner Zutatenliste oder Packungsbeilage auf. (Symbolbild)
Der Corona-Impfstoff von Pfizer enthält kein Graphenoxid. Dieser Stoff taucht auf keiner Zutatenliste oder Packungsbeilage auf. (Symbolbild)  © belchonock/123RF

In einem Artikel wird behauptet, im Vakzin des Herstellers Pfizer sei der Stoff Graphenoxid enthalten. Dies hätten Untersuchungen aus Spanien ergeben.

"Jede Dosis enthielt, um 99,99103 Prozent Graphenoxid. Der Rest war RNA" (Anm. der R.: Schreibfehler im Original), heißt es.

Der Stoff zerstöre "alles in der Zelle" und es könne unter anderem zu einer "Entzündung von Lungen-, Herz- und Hirngewebe" kommen. Stimmt das?

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Die Inhaltsstoffe der verschiedenen Sars-CoV-2-Impfstoffe sind bekannt und öffentlich zugänglich, auch die für den Pfizer-Impfstoff, Graphenoxid steht nicht auf der Zutatenliste.

Bevor ein Arzneimittel oder Impfstoff in der EU in Verkehr gebracht werden darf, muss es vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) geprüft werden.

Auch zur Zulassung des Pfizer-Impfstoffs für den europäischen Markt hat der CHMP einen umfassenden Bericht vorgelegt.

Ursprung der Graphenoxid-Behauptung ist die Arbeit eines Forschers aus Spanien: Pablo Campra Madrid, Wissenschaftler in der Abteilung für Agronomie an der Universität Almería, hatte in einer Analyse eine Probe betrachtet, die "Comirnaty" enthalten haben soll.

Er verglich diese mit Bildern einer Graphenoxid-Probe und vermerkte, dass es Hinweise auf "das wahrscheinliche Vorhandensein von Graphen-Derivaten gibt, obwohl die Mikroskopie keine schlüssigen Beweise liefert".

Universität Almería distanziert sich

Die Behauptung im Artikel, der Impfstoff bestehe zu 99,99103 Prozent aus Graphenoxid, ist in mehrfacher Hinsicht falsch und stammt nicht einmal aus der umstrittenen Analyse. (Symbolbild)
Die Behauptung im Artikel, der Impfstoff bestehe zu 99,99103 Prozent aus Graphenoxid, ist in mehrfacher Hinsicht falsch und stammt nicht einmal aus der umstrittenen Analyse. (Symbolbild)  © irinashatilova/123RF

Da jedoch die Herkunft des von ihm analysierten Flüssigkeitsfläschchens unbekannt ist, ist völlig unklar, ob in dieser Probe tatsächlich ein Pfizer-Impfstoff enthalten war.

Die Universität Almería, der Arbeitgeber von Campra Madrid, veröffentlichte am 2. Juli eine Stellungnahme, in der sie sich von der Analyse distanziert:

"Es ist absolut unwahr, dass die Universität von Almeria eine wissenschaftliche Studie mit den Ergebnissen durchgeführt hat, die jetzt veröffentlicht werden."

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Ein inoffizielles Dokument eines Universitätsprofessors sei falsch interpretiert worden, der eine Probe unbekannter Herkunft analysiert habe.

In der wissenschaftlichen Forschung müssen strenge Protokolle eingehalten werden, um zuverlässige Ergebnisse zu liefern.

Adolfo Bastida Pascual, Professor für physikalische Chemie an der Universität Murcia, stellte gegenüber den spanischen Faktenprüfern von Maldita.es klar, dass jede Aktion und Messung rund um eine Probe "perfekt registriert und dokumentiert" werden muss.

Selbst wenn sich tatsächlich ein Impfstoff im Röhrchen befand, müssten Beweise dafür vorliegen, wie er während aller Analysephasen gehandhabt wurde und welche Protokolle befolgt wurden, "um sicherzustellen, dass er nicht 'kontaminiert' wird", sagte Bastida. Alle diese Informationen fehlen in der Analyse von Campra Madrid.

Graphenoxid ist ein Nanomaterial

Auch auf den Inhaltsstofflisten der Impfstoffe von Moderna, AstraZeneca und Janssen findet sich Graphenoxid nicht. (Symbolbild)
Auch auf den Inhaltsstofflisten der Impfstoffe von Moderna, AstraZeneca und Janssen findet sich Graphenoxid nicht. (Symbolbild)  © belchonock/123RF

Die Behauptung im Artikel, der Impfstoff bestehe zu 99,99103 Prozent aus Graphenoxid, ist in mehrfacher Hinsicht falsch und stammt nicht einmal aus der umstrittenen Analyse - sondern beruht auf Aussagen aus einer US-amerikanischen Talkshow, von der ein Ausschnitt im Artikel eingebettet wird.

Darin erklärt Jane Ruby, dass die untersuchte Probe 6 Teile RNA und 747 Teile Graphenoxid enthalten habe. Selbst wenn diese Werte korrekt wären, würde dies jedoch einen Anteil von 99,20318 Prozent Graphenoxid ergeben.

Nicht einmal das Papier von Campra Madrid behauptet jedoch, dass die Probe tatsächlich 747 Teile Graphenoxid enthielt.

Graphenoxid ist ein sogenanntes Nanomaterial. 2004 gelang es zwei Wissenschaftlern, es erstmals zu isolieren und erhielten dafür den Nobelpreis für Physik.

Der Stoff kann für alle möglichen Dinge verwendet werden, unter anderem in Sensoren, Beschichtungen und auch in der Biomedizin.

Es kann beispielsweise verwendet werden, um ein Medikament an einen bestimmten Teil des Körpers zu verabreichen.

Es gibt also keine zuverlässigen wissenschaftlichen Beweise dafür, dass der Pfizer-Impfstoff Graphenoxid enthält. Auch auf den Inhaltsstofflisten der Impfstoffe von Moderna, AstraZeneca und Janssen findet sich dieser Stoff nicht.

Titelfoto: belchonock/123RF

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