95.000 Infektionen pro Tag in Sachsen erwartet: "Fast alle Bürger werden eine Infektion durchmachen"

Leipzig/Dresden - Ohne die Corona-Verordnungen hätte Sachsen mehr als das Doppelte der Belegung auf den Intensivstationen und bis zu 2000 Corona-Tote mehr, sagen Experten. Sie gehen auch von 95.000 Infektionen täglich aus!

Prof. Markus Löffler (67) von der Uniklinik Leipzig warnte die sächsische Regierung am Dienstag. (Archivbild)
Prof. Markus Löffler (67) von der Uniklinik Leipzig warnte die sächsische Regierung am Dienstag. (Archivbild)  © Alexander Bischoff

Die Experten sind sich einig: Die bisherigen Maßnahmen haben Wirkung gezeigt. Trotz derzeit sinkender Inzidenzen warnen sie eindringlich: In spätestens drei Wochen wird die Corona-Mutante Omikron den Freistaat mit voller Wucht treffen.

Erste Modellrechnungen, die der Regierung am heutigen Dienstag präsentiert wurden, gehen von bis zu 95.000 Infizierten im Februar oder März aus - pro Tag!

"Es werden fast alle Bürger eine Infektion durchmachen", warnte Prof. Markus Löffler (67) von der Uniklinik Leipzig das Kabinett hinter verschlossenen Türen.

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Seine Prognosen, die TAG24 vorliegen, gehen davon aus, dass Omikron fünf- bis achtmal ansteckender als Delta ist.

Zwar geht Löffler von einer 50 bis 70 Prozent niedrigeren Hospitalisierungsrate im Vergleich zur Delta-Welle aus. Angesichts der erwartbaren Masse an Infizierten - und Krankenhaus-Einweisungen – ist das aber nur ein schwacher Trost: "Das würde für Sachsen hochgerechnet circa 16.000 Fälle bedeuten, verteilt über vier bis sechs Wochen", heißt es in Löfflers Papier.

Gesundheitsministerin Petra Köpping (63, SPD) kündigte an, dass die aktuelle Corona-Notverordnung zunächst um eine Woche bis einschließlich 14. Januar verlängert wird. Ein Grund für die Verlängerung ist die dann bessere Datenlage - ohne Meldeverzüge und mit mehr Testungen.

Außerdem: Noch am Dienstag tagte der Expertenrat der Bundesregierung, am morgigen Mittwoch konferieren die Gesundheitsminister, am Freitag die Ministerpräsidenten. Die Informationen und Entscheidungen aus diesen Gremien werden die nächste sächsische Verordnung beeinflussen. Unsinnig, in Sachsen früher zu entscheiden.

Kommen Änderungen in Schulen und Kitas womöglich zu spät?

Auch Frank Ulrich Montgomery (69), Vorstandsvorsitzender des Weltärztebunds, erwartet wie andere Experten, dass Omikron Sachsen überrollt.
Auch Frank Ulrich Montgomery (69), Vorstandsvorsitzender des Weltärztebunds, erwartet wie andere Experten, dass Omikron Sachsen überrollt.  © Guido Kirchner/dpa

Ministerpräsident Michael Kretschmer (46, CDU) wies am Abend eindringlich auf die Gefahr durch die Corona-Mutante hin.

In einer Videokonferenz bestätigten internationale Experten und Modellierer wie der Chef des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery (69), der Mitentdecker von Omikron und leitende Virologe an der Universität Stellenbosch/Kapstadt (Südafrika), Wolfgang Preiser, dass die Omikron-Welle Sachsen spätestens in drei Wochen überrollt.

Auch deshalb wollte Kultusminister Christian Piwarz (46, CDU) weitere Verschärfungen der Schul- und Kita-Coronaverordnung dann nicht ausschließen. Auch sie soll verlängert werden, aber um vier Wochen und bereits ab Montag. "Die bekannten Schutzmaßnahmen haben sich bewährt", so Piwarz zunächst.

Der Beschluss für die Verlängerung soll am Freitag fallen. Änderungen? Vorerst keine.

Titelfoto: Alexander Bischoff

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