"Angebote brauchen Verlässlichkeit": Verband "PRO BAHN" kritisiert neuen Fahrplan

Sachsen - Der Fahrgastverband "PRO BAHN" sieht im neuen Fahrplan größere Schwachstellen. Die hohe Anzahl an Baustellen und Fahrplan-Kürzungen würden die Verkehrswende ausbremsen. Gelobt wird hingegen die Aufnahme von internationalen Nachtzug-Verbindungen.

Die Intercity-Züge zwischen Dresden und Berlin werden ab April aufgrund einer Groß-Baustelle entfallen.
Die Intercity-Züge zwischen Dresden und Berlin werden ab April aufgrund einer Groß-Baustelle entfallen.  © Thomas Türpe

So befürworte man die Wiederbelebung des Nachtzugs von Prag nach Zürich, der auch über Dresden sowie Leipzig verkehrt und damit die beiden Großstädte mit der Schweiz verbindet.

Doch gleichzeitig sei die Anbindung von Berlin sowie Dresden in Richtung Wien und Graz verschlechtert worden. Die 2020 gestartete Railjet-Verbindung fällt im neuen Fahrplanjahr baustellenbedingt aus.

"Internationale Angebote brauchen Verlässlichkeit. Die vielen Baustellen tragen leider erheblich zum Vergraulen von Fahrgästen bei", erklärt Ingo Koschenz, zuständiger Referent bei "PRO BAHN" für die Osteuropa-Verkehre.

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Sorgenvoll blicke man auf die angekündigte Sperrung der direkten Bahnlinie Berlin-Dresden ab April bis November kommenden Jahres. "Es räche sich, dass das Netz in den letzten Jahren kaputtgespart wurde und nicht ausreichend Alternativstrecken zur Verfügung stehen", so Koschenz.

Man hoffe, dass die DB ihre anstehenden Arbeiten in Zukunft besser koordiniere, damit ein Streckenabschnitt innerhalb mehrerer Monate nicht wiederholt gesperrt werden müsse.

Auch im Nahverkehr sei Zuverlässigkeit wichtig

An den Wochenenden verliert Chemnitz eine Verbindung in Richtung Riesa. Die Leistung um 15.09 Uhr auf der RB 45 entfällt.
An den Wochenenden verliert Chemnitz eine Verbindung in Richtung Riesa. Die Leistung um 15.09 Uhr auf der RB 45 entfällt.  © Uwe Meinhold

Die Deutsche Bahn (DB) hat in Leipzig die neue S-Bahn-Linie 10 eingeführt, die eine Taktverdichtung zwischen Grünau und dem Leipziger Hauptbahnhof schaffen soll.

Das Problem: Derzeit fährt die Linie nur halb so oft, wie eigentlich geplant. "Neue Linien bringen den Fahrgästen nichts, wenn die bestellten Züge nicht fahren", gibt Carsten Schulze-Griesbach, "PRO BAHN"-Sprecher für die Region Leipzig/Halle zu Bedenken.

Auch das eingekürzte Fahrplan-Angebot in Chemnitz und Umgebung sorgt bei "PRO BAHN" für Unmut. Dazu erklärt Markus Haubold (36), der stellvertretende Verbands-Vorsitzende Mitteldeutschland: "Am Wochenende verkehren nachts ab 24 Uhr keine Züge mehr zwischen Chemnitz und Zwickau. Diese wurde vor allem im Freizeitverkehr genutzt." Insgesamt vier Leistungen seien pro Tag auf der Linie RB 30 weggefallen.

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Der Takt auf der Linie RB 45 wurde ebenfalls eingekürzt. An Samstagen und Sonntagen sind zwei Verbindungen am Nachmittag (15.09 Uhr ab Chemnitz, 17.49 Uhr ab Riesa) entfallen.

Markus Haubold (36), stellvertretender Vorsitzender von "PRO BAHN Mitteldeutschland", kritisiert die Fahrplan-Kürzungen in Südwestsachsen.
Markus Haubold (36), stellvertretender Vorsitzender von "PRO BAHN Mitteldeutschland", kritisiert die Fahrplan-Kürzungen in Südwestsachsen.  © Kristin Schmidt

"Das Angebot im Schienenpersonennahverkehr der Region wird so still und leise reduziert. Gleichzeitig kündigt man aber für den April 2023 erneute Fahrpreiserhöhungen im Freistaat Sachsen an. Als Fahrgast bekommt man also für einen höheren Preis weniger Angebot. Das ist kaum noch zu vermitteln", so Haubold weiter.

Titelfoto: Montage: Uwe Meinhold, Kristin Schmidt

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