Eisenbahn-Rekorde aus Sachsen: Das sind die Größten, Ältesten und Schnellsten

Sachsen - Der Freistaat bekommt den längsten Tunnel Deutschlands. Nachdem die Bahn für die Neubaustrecke Dresden - Prag im vergangenen Monat ihre Vorzugsvariante vorgestellt hat, darf man ziemlich sicher sein, dass der 26,53 Kilometer lange Erzgebirgstunnel gebohrt wird. Zwar ist der Teil auf der deutschen Seite mit 11,43 Kilometer etwas kürzer, er überflügelt aber dennoch den 7,92 Kilometer langen Rennsteigtunnel. Höchste Eisenbahn, an die vielen sächsischen Bahn-Superlative zu erinnern.

Die schnellste Strecke

Mit bis zu 200 Stundenkilometern soll der Zug dann durch den Erzgebirgstunnel sausen, auf tschechischer Seite plant man sogar mit 320 km/h.

Die 200 Sachen und ein paar Krümel darüber erreicht der ICE zwischen Dresden und Leipzig auch heute schon auf einigen Abschnitten - etwa in der Dahlener Heide und bei Priestewitz.

Ein ICE-T durchfährt auf der Strecke zwischen Niederwiesa und Chemnitz eine Kurve.
Ein ICE-T durchfährt auf der Strecke zwischen Niederwiesa und Chemnitz eine Kurve.  © Wolfgang Thieme / Zentralbild / dpa

Die schönste Route

Welches die schönste Strecke in Sachsen ist, bleibt natürlich Geschmacksache und damit jedem Einzelnen überlassen. Für Kenner sollte die Strecke von Sebnitz nach Bad Schandau ganz oben auf der Liste stehen.

Wegen ihrer Steigung, den engen Radien, der vielen Tunnel, Brücken, Viadukte und natürlich der atemberaubenden Gebirgslandschaft nennt sie der Volksmund auch die "Sächsische Semmeringbahn".

Von Bad Schandau nach Sebnitz: Die wohl schönste Bahnstrecke Sachsen begeistert.
Von Bad Schandau nach Sebnitz: Die wohl schönste Bahnstrecke Sachsen begeistert.  © imago/imagebroker

Die Ältesten

Nach der Wende befand sich der Bahnhof Niederau auf der Abrissliste. Dann erkannte man die historische Bedeutung und sanierte ihn. Das Empfangsgebäude wurde im Mai 1842 eröffnet und ist das älteste erhaltene in Sachsen. Es liegt an der Strecke Leipzig - Dresden, welche 1839 in Betrieb genommen wurde und eine der ältesten Fernbahnstrecken weltweit ist.

Hier fuhr mit der in Übigau (1838) gebauten "Saxonia" auch die erste in Deutschland produzierte Lokomotive. Ein funktionsfähiger Nachbau steht im Verkehrsmuseum.

Selbst die legendäre Lok "Saxonia" hielt schon am Bahnhof Niederau.
Selbst die legendäre Lok "Saxonia" hielt schon am Bahnhof Niederau.  © Montage: imago images/H. Tschanz-Hofmann,

Noch mehr "Oldies"

Die älteste noch in Betrieb befindliche Lok nennt sich VI K (sprich: sechs Ka) 99 713 und dampft für die Lößnitzgrundbahn.

Sie wurde 1927 von der Sächsischen Maschinenfabrik (vormals Richard Hartmann) in Chemnitz produziert, wird demnächst also 100 Jahre alt. Eine IV K 99 608, die 1921 aus Einzelteilen von eingestellten Baureihen zusammengefriemelt wurde, fährt für die Weißeritztalbahn. Diese ist übrigens die dienstälteste öffentlich betriebene Schmalspurbahnstrecke Deutschlands - seit 1882.

Munter dampft der Lößnitzdackel zwischen Radebeul und Radeburg.
Munter dampft der Lößnitzdackel zwischen Radebeul und Radeburg.  © Kay Baldauf

Die neueste, teuerste & meistbefahrene Strecke

Die neueste Bahnstrecke Sachsens ist der Leipziger City-Tunnel, der kürzlich zehn Jahre alt wurde.

Er ist auch mit 935 Millionen Euro für 5,3 Kilometer die teuerste. Ob hier auch Sachsens Streckenabschnitt mit den meisten Fahrgästen zu suchen ist, kann der zuständige Verband ZVNL nicht sagen, weil gerade der Statistiker erkrankt ist. Zumindest konkurriert der City-Tunnel mit der Strecke Dresden-Neustadt nach Dresden-Mitte, wo der VVO 2022 insgesamt 9,97 Mio. Reisende im Jahr zählte.

Die S-Bahn Leipzig fährt seit 2013 durch den City-Tunnel
Die S-Bahn Leipzig fährt seit 2013 durch den City-Tunnel  © imago/stock&people

Die leckerste Strecke

Das in den letzten Jahren erheblich eingedampfte Speiseangebot der Bahn erfüllt zumindest einen Zweck: Es macht satt. Die meisten Gerichte sind als Kaltgerichte eher ungeeignet, weil sie Spuren von Wärme enthalten können. Wer wirklich den Gaumen bei sausender Fahrt kitzeln mag, dem sei der "Knödelexpress" von Dresden Richtung Prag empfohlen.

Das rollende Wirtshaus im Eurocity hat auf der vierteljährlich wechselnden Speisekarte eine erlesene Auswahl wohlschmeckender Gerichte. Tipp: Auf tschechischem Gebiet wird es noch preiswerter.

Leckere Knödel gibt es im Eurocity zwischen Dresden und Prag.
Leckere Knödel gibt es im Eurocity zwischen Dresden und Prag.  © IMAGO/Pond5 Images

Die gefährlichste Fahrt

Sachsens gefährlichste Bahnstrecke liegt zweifelsohne im Lößnitzgrund, wenn auch nur an einem Wochenende im Mai. Denn während der Karl-May-Festtage wird die Traditionsbahn gleich mehrfach überfallen - die Fahrgäste im "Santa Fe Express" werden auch Zeuge von Kämpfen zwischen Cowboys und Indianern.

Eine zeitige Kartenreservierung ist nötig.

Die kulturvollste Strecke

Auch für die kulturvollste Bahnstrecke empfiehlt sich zeitiges Buchen. Die Fichtelbergbahn bietet neben ihrem täglichen Betrieb für 2024 neun verschiedene Themenfahrten mit insgesamt 43 Terminen an - von der Mondscheinfahrt bis zur Suppenlandtour.

Sie erreicht Sachsens höchstgelegenen Bahnhof Oberwiesenthal auf 892 Metern.

Die Fichtelbergbahn dampft auf der Strecke in Neudorf.
Die Fichtelbergbahn dampft auf der Strecke in Neudorf.  © Uwe Meinhold

Der größte Bahnhof

Auch wenn die Anzahl der Gleise von einst 26 auf nun 23 reduziert wurde: Nach überdachter Fläche (83 640 Quadratmeter) ist Leipzigs Hauptbahnhof noch immer der größte in Europa.

Allein die Gebäudefront ist knapp 300 Meter lang. Bei der Ermittlung der Fahrgastfreundlichkeit im Jahr 2021 lag er vor Wien und St. Pancras (London) auf Platz Eins.

Noch immer der größte in Europa: Der Leipziger Hautbahnhof.
Noch immer der größte in Europa: Der Leipziger Hautbahnhof.  © imago/imagebroker

Weltweit berühmtestes Bahnmotiv

Eine ingenieurtechnische Meisterleistung war auch die 1851 eröffnete größte Ziegelsteinbrücke der Welt - die Göltzschtalbrücke wurde aus 26 Millionen Ziegeln errichtet und ist noch heute Rekordhalter.

Außerdem dürfte sie das berühmteste Bahnmotiv aus Sachsen sein. Sogar auf den Komoren findet man sie auf einer Briefmarke.

Ikonisch: Die Götzschtalbrücke.
Ikonisch: Die Götzschtalbrücke.  © imago/Sylvio Dittrich

Die revolutionärste Strecke

Nicht weit davon entfernt entsteht derzeit der Bahnforschungscampus Annaberg.

Dort und an einer 25 Kilometer langen Teststrecke bis Schwarzenberg soll an den Revolutionen des Schienenverkehrs getüftelt werden: selbstfahrende Züge, autonom arbeitende Bahnübergänge, Einbindung von künstlicher Intelligenz und erneuerbaren Energien.

Titelfoto: Montage: Wolfgang Thieme / Zentralbild / dpa, Kay Baldauf, IMAGO/Sylvio Dittrich

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