Beleidigt und beschimpft: Bahn meldet Anstieg verbaler Übergriffe
Von Daniel Josling
Magdeburg - Beleidigungen, Beschimpfungen und aggressives Verhalten gehören in Zügen in Sachsen-Anhalt vielerorts zum Alltag. Dieses Verhalten von Reisenden stellt die Bahnunternehmen zunehmend vor Herausforderungen.
Alles in Kürze
- Bahn meldet Anstieg verbaler Übergriffe in Sachsen-Anhalt
- Aggressives Verhalten gegen Zugpersonal hat zugenommen
- Fahrkartenkontrollen und Alkoholeinfluss führen zu Übergriffen
- Bahnunternehmen setzen auf Deeskalationstrainings und Sicherheitsdienste
- Bodycams sollen deeskalierend wirken und gerichtsverwertbares Videomaterial liefern

"Aus unserer Sicht hat das Aggressionspotenzial gegenüber Zugpersonal in den letzten Jahren spürbar zugenommen", teilte die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) mit.
Vor allem bei Fahrkartenkontrollen, wenn Fahrgäste ohne gültiges Ticket zur Zahlung eines Bußgelds aufgefordert werden, oder unter Alkoholeinfluss komme es häufig zu respektlosem Verhalten, Bedrohungen und Übergriffen. Diese Entwicklung sei besorgniserregend, da sie Personal belaste und das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste beeinträchtige.
Auch beim privaten Bahnunternehmen Abellio gab es im ersten Halbjahr 2025 deutlich mehr verbale Übergriffe. Die Hemmschwelle für derartiges Verhalten sei in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, so das Unternehmen.
Beide Bahnunternehmen setzen zur Verbesserung der Sicherheit auf eine Kombination aus präventiven Maßnahmen und technischer Ausstattung.
Angriffe gegen Bahn-Mitarbeiter: Helfen Schulungen und Bodycams?

Die MRB schult ihr Fahrpersonal nach eigenen Angaben regelmäßig in Deeskalation und Kommunikation, setzt in bestimmten Regionen auf Sicherheitsdienste und arbeitet eng mit der Bundespolizei zusammen. Auch Abellio führt gezielte Deeskalationstrainings durch und richtet den Einsatz von Sicherheitspersonal flexibel nach gemeldeten Vorfällen aus.
Bei der Deutschen Bahn gibt es ebenfalls zunehmend Probleme mit aggressivem Verhalten gegenüber Mitarbeitenden. "Wie Polizeien, Feuerwehren und Rettungsdienste bekommen auch wir mehr Aggressivität zu spüren", heißt es von der Bahn. Übergriffe gebe es unter anderem bei Kontrollen und Großveranstaltungen.
Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 3324 körperliche Übergriffe auf Mitarbeitende registriert - knapp sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Rund die Hälfte betraf das Zugpersonal im Regionalverkehr. 2023 gab es mehr als 1300 Übergriffe allein auf Zugbegleiter im Nahverkehr.
Zum besseren Schutz setzt die Bahn seit 2024 verstärkt auf Bodycams, die nach eigenen Angaben deeskalierend wirken und gerichtsverwertbares Videomaterial liefern. Bei der DB Regio Südost sind bereits etwa 100 Kameras im Einsatz. Ergänzt wird das Sicherheitskonzept durch einen Prio-Ruf, mit dem Mitarbeitende unauffällig Hilfe anfordern können.
Titelfoto: Christopher Kissmann/dpa