Innenminister Reul verurteilt Anschlag auf Bahn: "Versuchen, uns in vorindustrielle Zeit zu bomben!"

Von Frank Christiansen, Rolf Schraa, Christoph Reichwein, Alina Schmidt, Bettina Grönewald, Yuriko Wahl-Immel

Düsseldorf - Der Brandanschlag mit zwei Brandsätzen auf die Bahnstrecke Duisburg-Düsseldorf geht laut NRW-Innenminister Herbert Reul (72, CDU) wahrscheinlich auf das Konto von Linksextremisten.

NRW-Innenminister Herbert Reul (72, CDU) hat die Anschläge auf die wichtige Bahnstrecke aufs Schärfste verurteilt.
NRW-Innenminister Herbert Reul (72, CDU) hat die Anschläge auf die wichtige Bahnstrecke aufs Schärfste verurteilt.  © Roberto Pfeil/dpa

"So, wie unsere Behörden diesen Sabotageakt gerade lesen und verstehen, waren das Linksextremisten, die versuchen, uns in eine vorindustrielle Zeit zurück zu bomben", zeigt sich der Politiker einen Tag nach den Taten empört.

Bei dem folgenschweren Anschlag auf eine bundesweite Hauptlinie der Bahn in Nordrhein-Westfalen waren Kabel für die Steuerung von Weichen und Signalen zerstört worden. Der zweite Brandsatz habe fünf faustdicke Kabel von je 20 Metern Länge zerstört, sagte ein Bahn-Sprecher. Sie würden komplett ausgetauscht.

Die schon seit Donnerstag wegen des Anschlags gesperrte Strecke Duisburg-Düsseldorf ist mit mehr als 620 Zügen täglich - Güterzüge nicht mitgezählt - eine der meistbefahrenen Bahn-Verbindungen in Deutschland. Die Deutsche Bahn rechnete mit einer Reparatur bis Mitternacht.

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Danach seien Probefahrten nötig. Zum Betriebsbeginn am frühen Samstagmorgen könnten die Züge zwischen Duisburg und Düsseldorf voraussichtlich wieder planmäßig verkehren, sagte ein Bahnsprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Durch die Brandsätze wurden etliche Kabel zerstört, die zur Steuerung von Weichen und Signalen notwendig sind.
Durch die Brandsätze wurden etliche Kabel zerstört, die zur Steuerung von Weichen und Signalen notwendig sind.  © Christoph Reichwein/dpa

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer nach Brandanschlag empört: "Kein Dumme-Jungen-Streich!"

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (56, Grüne) hofft, dass die Digitalisierung des Bahn-Netzes die Situation verbessern wird.
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (56, Grüne) hofft, dass die Digitalisierung des Bahn-Netzes die Situation verbessern wird.  © Henning Kaiser/dpa

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (56) beklagte einen "immensen Schaden" und kündigte eine nachdrückliche Strafverfolgung an. "Das ist kein Dumme-Jungen-Streich, das ist kein Kavaliersdelikt. Das wird sehr genau angeguckt, die Spuren werden verfolgt", sagte der Grünen-Politiker nach einer Besichtigung der Anschlagsstelle.

Angesichts der vielen Tausend Kilometer Strecke könne sich die Bahn nicht komplett gegen Anschläge mit krimineller Energie sichern, erläuterte Krischer. Die laufende Digitalisierung des Bahn-Netzes werde aber künftig die Situation verbessern. "Dann sind solche Kabelangriffspunkte nicht mehr da."

Die Gruppe "Kommando Angry Birds", die sich dazu bekannt habe, "kennen unsere Behörden als linksextremistische Mitmach-Kampagne", sagte Innenminister Reul. Die Gruppierung habe "in den letzten Jahren im Raum Düsseldorf schon mehrfach sabotiert". Der Anschlag zeige, "wie verletzlich unsere kritische Infrastruktur ist".

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Die Polizei geht von Sabotage aus. Der Staatsschutz ermittelt. Auf der linken Plattform "Indymedia" war ein Bekennerschreiben veröffentlicht worden. Das "Kommando Angry Birds" hatte darin die Tat für sich reklamiert. Die Echtheit werde weiterhin geprüft, sagte ein Polizeisprecher.

Titelfoto: Bildmontage: Roberto Pfeil/dpa, Christoph Reichwein/dpa

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