Grippe, RS-Virus, Corona: Krankenstand in der Gesellschaft "extrem hoch"

Berlin - Der Krankenstand in der Bevölkerung hat nach Aussage des Intensivmediziners Christian Karagiannidis (49) historische Dimensionen erreicht.

In vielen Regionen gibt es so gut wie keine freien Intensivbetten mehr. (Archivbild)
In vielen Regionen gibt es so gut wie keine freien Intensivbetten mehr. (Archivbild)  © Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

"Der Krankenstand in der Gesellschaft ist aktuell extrem hoch, so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin der "Rheinischen Post" (Samstag).

Hauptproblem seien nicht mehr Corona-Infektionen. "Derzeit kämpfen wir gegen sehr breitgefächerte Krankheitsbilder: Grippe, RS-Virus, Corona und andere Atemwegserkrankungen, dazu die üblichen Notfälle."

Hoffnung setzt Karagiannidis auf die Feiertage. "Ich setze darauf, dass wir uns bald in die Feiertage retten können. Dann ebbt üblicherweise das Aufkommen in den Kliniken ab, die Kapazitäten in den Krankenhäusern steigen wieder."

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Karagiannidis ist auch Mitglied der Regierungskommission für Krankenhausversorgung. Neben den Engpässen an den Kliniken kämpft das Gesundheitswesen auch mit Engpässen bei einer Reihe von Medikamenten.

Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), stellte erst kürzlich (6. Dezember) die Reformvorschläge für die Krankenhausversorgung vor.
Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), stellte erst kürzlich (6. Dezember) die Reformvorschläge für die Krankenhausversorgung vor.  © Kay Nietfeld/dpa

Vorrats-Produktion soll Medikamenten-Engpässe überwinden

Klaus Holetschek, (58, CSU) Staatsminister für Gesundheit und Pflege, will noch vor Weihnachten ein Spitzentreffen mit allen beteiligten Akteuren abhalten.
Klaus Holetschek, (58, CSU) Staatsminister für Gesundheit und Pflege, will noch vor Weihnachten ein Spitzentreffen mit allen beteiligten Akteuren abhalten.  © Peter Kneffel/dpa

Karagiannidis plädierte dafür, dass der Staat in Kooperation mit hiesigen Pharmaherstellern bestimmte Medikamente auf Vorrat produzieren lässt, damit diese immer in ausreichenden Mengen verfügbar sind.

"Das wird für das Land zwar teuer, aber ich finde es bedenklich für ein Land wie Deutschland, dass wir seit langer Zeit immer wieder mit solchen Engpässen zu kämpfen haben und sich dieser Mangel wegen der vielen Infekte in diesem Jahr besonders verschärft hat", sagte Karagiannidis.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (58, CSU) sprach sich in der "Rheinischen Post" für ein Spitzentreffen zur Medikamentenversorgung aus.

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"Dafür sollte der Bund noch vor Weihnachten einen Gipfel mit allen beteiligten Institutionen einberufen und gemeinsam mit Ärzteverbänden, Kassenärztlicher Bundesvereinigung, Apothekern, Pharmagroßhändlern und pharmazeutischen Unternehmen nach Lösungen suchen", sagte der CSU-Politiker.

Lieferprobleme bei Medikamenten für Kleinkinder: "Armutszeugnis"

Wegen der Lieferprobleme bei Medikamenten für Kleinkinder übte der Kinderschutzbund scharfe Kritik. (Symbolbild)
Wegen der Lieferprobleme bei Medikamenten für Kleinkinder übte der Kinderschutzbund scharfe Kritik. (Symbolbild)  © 123RF/tomsickova

"Es ist ein Armutszeugnis für die Politik, dass jetzt nicht einmal genug Medikamente und fiebersenkende Mittel für die Kinder vorhanden sind", sagte Verbandspräsident Heinz Hilgers der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Samstag).

"Die Bundesregierung muss jetzt so schnell wie möglich handeln und Medikamente beschaffen. Und sie muss dringend die Weichen dafür stellen, dass sich eine solche Situation möglich nie mehr wiederholt."

Zuletzt gab es Lieferschwierigkeiten bei Kindermedikamenten wie Fieber- und Hustensäften. Auch Mittel für Erwachsene sind betroffen, etwa Krebsmedikamente und Antibiotika, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erläutert hatte.

Um Problemen gegenzusteuern, hat er für die neue Woche einen Gesetzentwurf angekündigt.

Titelfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

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