Kostenpflichtige Gesundheits-Leistungen: Welche sind wirklich sinnvoll?
Deutschland - Kennt ihr das auch? Euer Arzt bietet Leistungen an, die von der gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt werden - sogenannte "Individuelle Gesundheitsleistungen" (IGeL).
Sie betreffen vor allem Früherkennungs- oder Vorsorgeuntersuchungen, sind oft aber medizinisch nicht dringend oder notwendig.
Tipp: Weil Ärzte IGeL-Leistungen privat abrechnen, ruft jede Praxis andere Preise auf. Wer vergleicht und den günstigeren Anbieter wählt, kann einiges sparen. Doch nicht in jedem Fall lohnt es sich, IGeL-Leistungen überhaupt in Anspruch zu nehmen.
Mit dem IGeL-Monitor kann man sich über Nutzen und Risiken informieren. Wir haben uns mal bei vier Fachärzten umgesehen. www.igel-monitor.de
Frauenarzt
Der HPV-Test auf Papillomviren, die Krebs am Gebärmuttermund auslösen können, war eine IGeL-Leistung (48-80 Euro). Für Frauen ab 35 Jahren wird der Test jetzt neben dem herkömmlichen Krebsabstrich (PAP-Test) alle drei Jahre von den Krankenkassen übernommen.
Experten sagen, dass der HPV-Test bei Frauen unter 30 Jahren keinen Sinn mache, da die meisten HPV-Infektionen von selbst wieder verschwinden und ein positives Testergebnis dann nur Unsicherheit verbreiten würde. Auch ein Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung (25-53 Euro) wird nicht empfohlen.
Eine Mammografie zur Brustkrebs-Früherkennung kostet 40 bis 150 Euro - bei Verdacht (etwa ein ertastbarer Knoten) kostenlos. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren haben alle zwei Jahre Anspruch auf diese Röntgenuntersuchung der Brust.
Augenarzt
Die Messung des Augeninnendrucks zur Glaukom-Früherkennung (Grüner Star) kostet zwischen 10 und 22 Euro - solange keine Symptome vorliegen, eher verzichtbar. Studien haben gezeigt, dass sich damit ein Glaukom nicht zuverlässig diagnostizieren lässt.
Patienten mit Symptomen einer feuchten Makuladegeneration (hierzulande häufigste Ursache für Erblindung), wird ein Netzhaut-Check per optischem Verfahren OCT empfohlen (85-140 Euro). Bestätigt sich der Verdacht, übernimmt die Krankenkasse im Nachhinein die Kosten, andernfalls muss man die Früherkennungsuntersuchung aus eigener Tasche berappen.
Bei Betroffenen mit guter Sehschärfe und ohne Auffälligkeiten halten Experten die teure OCT-Diagnostik daher für überflüssig.
Urologe
Der PSA-Bluttest zur Früherkennung von Prostatakrebs kostet 25 bis 60 Euro, wird jedoch als "tendenziell negativ" bezeichnet. Denn ein erhöhter Wert kann auch Anzeichen einer Entzündung, einer gutartigen Vergrößerung der Prostata oder der Hinweis darauf sein, dass der Patient viel Fahrrad fährt (übt Druck auf die Prostata aus - der PSA-Wert steigt).
Laut Experten liegt sogar in bis zu 80 Prozent der Fälle eines erhöhten PSA-Wertes kein bösartiger Tumor vor. Auch eine Krebsfrüherkennung durch Ultraschalluntersuchungen der Prostata (20-60 Euro) oder der Blase durch die Bauchdecke (31 bis 100 Euro) kann man sich sparen - außer man zählt zur Risikogruppe Raucher oder arbeitet beruflich mit Lösungsmitteln.
Der IGeL-NMP22-Urintest (31 bis 41 Euro) eignet sich mehr zur Verlaufskontrolle behandelter Blasentumoren als zur Früherkennung.
Hautarzt
Mit einer Botox-Spritzenbehandlung lässt sich das Schwitzen über einige Monate deutlich eindämmen. Kostenpunkt: 360 bis 1000 Euro. Die Behandlung muss alle halbe Jahr wiederholt werden.
Frühkindliche Blutschwämmchen entfernen beim Säugling schlägt mit 45 bis 165 Euro zu Buche, kann die Haut an der Stelle aber auch unnatürlich aufhellen oder ausdünnen - tendenziell negativ. Auch das Entfernen von Altersflecken und Alterswarzen kann man sich sparen.
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