Medikament aus "Magic Mushrooms" kann schwere Depressionen verbessern!

London - Seit Jahren wird an Drogen wie Marihuana, LSD oder halluzinogenen Pilzen in der Behandlung von Krankheiten geforscht. Jetzt soll ein Medikament, dass auf einem Stoff aus den "Magic Mushrooms" basiert, die Symptome schwerer Depressionen erheblich verbessern.

Die Ergebnisse der Studie sind eine große Hoffnung für Menschen, bei denen Antidepressiva bisher versagt haben. (Symbolbild)
Die Ergebnisse der Studie sind eine große Hoffnung für Menschen, bei denen Antidepressiva bisher versagt haben. (Symbolbild)  © 123rf/serrgey75

Über die Auswirkungen von Psilocybin, einem Stoff aus halluzinogenen Pilzen, auf psychische Störungen ist noch nicht sehr viel bekannt. Neuere Studien schienen zwar vielversprechend, aber von zu kurzer Dauer, um langfristige Auswirkungen zu beurteilen.

In einer jüngsten Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, wurden Dosen von 1 mg, 10 mg und 25 mg an insgesamt 233 Personen aus 10 Ländern in Europa und Nordamerika getestet. Die meisten Teilnehmer waren um die 40 Jahre alt und litten bereits seit einem Jahr an einer schweren Depression.

Die 25-mg-Tablette versetzte die Patienten in einen traumähnlichen Zustand, welcher sechs bis acht Stunden anhielt. Ein Zustand wie dieser macht den Erfolg einer psychologischen Therapie wahrscheinlicher. Ein Proband beschrieb die Zeit als "Wachtraum", wie "BBC" berichtete.

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"Wenn sich das Gehirn in einem flexibleren Zustand befindet, öffnet sich das, was wir als therapeutisches Fenster der Möglichkeiten betrachten", so Dr. James Rucker, einer der Autoren der Studie und Facharzt für Psychiatrie, gegenüber dem britischen Nachrichtendienst.

Während der ganzen Zeit und auch in den nächsten Wochen wurden die Freiwilligen von Therapeuten betreut und unterstützt. Mit Erfolg!

"Zauberpilze" verbessern psychische Störung sogar besser als erwartet

Psilocybin lässt die Hirnaktivität in Form von Wellen von Neurotransmittern erheblich ansteigen - "Chaos im Kopf" sozusagen. (Symbolbild)
Psilocybin lässt die Hirnaktivität in Form von Wellen von Neurotransmittern erheblich ansteigen - "Chaos im Kopf" sozusagen. (Symbolbild)  © 123rf/mattlphotography

Der Stoff der "Zauberpilze" wird im Gehirn aufgespalten und setzt damit Wellen von Neurotransmittern frei, welche die Aktivitäten im Kopf chaotischer machen, da mehrere Hirnregionen gleichzeitig miteinander kommunizieren.

"Das mag wie etwas Schlechtes erscheinen, ist es aber nicht", sagt Rucker. "Das passiert jede Nacht: Wenn man träumt, wird das Gehirn plastischer, etwas chaotischer, und es bilden sich neue Verbindungen."

Die Ergebnisse sprechen vorerst für sich: Bei einem von fünf Patienten wurde nach 12 Wochen eine deutliche Verbesserung festgestellt.

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Die Nachteile des Medikaments seien vor allem seine bislang kurze Wirkungsdauer von einigen Wochen. Aber auch die Nebenwirkungen machten den Teilnehmern zu schaffen. Einige beklagten sich über Kopfschmerzen, Übelkeit, extremer Müdigkeit oder Selbstmordgedanken.

Dies sei nicht ungewöhnlich bei einer derartigen Therapie, so die Forscher - andere Experten meinen jedoch, dass dies ein Sicherheitsrisiko darstellen könnte. Die Ergebnisse seien jedoch ein Schritt in eine vielversprechende Richtung und würden weitere Studien legitimieren, so viele Wissenschaftler.

"Magic Mushroom"-Medikament bedeutet Hoffnung für Millionen Menschen

Weltweit leiden schätzungsweise 100 Millionen Menschen an einer behandlungsresistenten Depression, das heißt an einer schweren depressiven Störung, die auf mindestens zwei antidepressive Behandlungen nicht angesprochen hat. Etwa die Hälfte der Betroffenen ist nicht in der Lage, alltägliche Aufgaben zu bewältigen.

Dr. Rucker erklärt gegenüber dem britischen "The Guardian", dass eine schwere Depression für die Patienten und ihr Umfeld eine "schwindelerregende" Belastung sei.

"Psilocybin könnte [eines Tages] eine mögliche Alternative zu den seit Jahrzehnten verschriebenen Antidepressiva darstellen", so der Leiter der Psychiatrie an der Universität Edinburgh, Prof. Andrew McIntosh, gegenüber der BBC.

Normalerweise berichtet TAG24 nicht über Suizide. Da das Thema aber gesellschaftliche sowie medizinische Relevanz hat, hat sich die Redaktion dazu entschieden, es doch zu thematisieren.

Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Titelfoto: 123rf/serrgey75

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