"Vergiss Meyn Nicht": Film über toten Tagebau-Aktivisten als eindrückliche Berlinale-Doku

Berlin/Köln - Die Auseinandersetzungen um den besetzten Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen steht im Mittelpunkt der Dokumentation "Vergiss Meyn Nicht".

Demo-Teilnehmer gegen die Rodung des Hambacher Forsts stehen an der Stelle, an der ein Journalist starb, als er von einem Baumhaus fiel.
Demo-Teilnehmer gegen die Rodung des Hambacher Forsts stehen an der Stelle, an der ein Journalist starb, als er von einem Baumhaus fiel.  © Christophe Gateau/dpa

Der Film basiert auf dem Material des Filmstudenten und als Journalist arbeitenden Steffen Meyn, der während der mittlerweile gerichtlich in erster Instanz als rechtswidrig eingestuften Räumung 2018 beim Sturz von einem der besetzten Bäume ums Leben kam.

Die Dokumentation von Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens Mühlhoff wurde am Samstagabend als Premiere bei der Berlinale in Berlin gezeigt.

Meyn hatte die bis zu 30 Meter über dem Waldboden gebauten Baumbehausungen immer wieder für seine Berichterstattung besucht, zeitweise auch dort gelebt.

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Mit seinem Filmmaterial und den Interviews mit mal sensiblen, mal radikalen Aktivistinnen und Aktivisten erzählt der Film von der Besetzung, den Bauarbeiten, der Vorbereitungen zum Widerstand gegen die drohende Räumung und schließlich diesem Tag X.

Die 360-Grad-Helmkamera, die Meyn während seiner Arbeit nutzte, lieferte dafür beeindruckendes Material.

Baumhausgemeinschaft wird zum Spiegelbild der Gesellschaft

Die Dokumentation ist dabei mehr als eine Chronologie der Ereignisse. Die Kommentare von Meyn während der Dreharbeiten, die rückblickenden Schilderungen und Analysen der Beteiligten zeigen nicht nur die Chancen einer entschlossenen Gruppe auf.

Zu erkennen sind vielmehr die Probleme einer Gemeinschaft als Keimzelle einer Gesellschaft, wenn es für Fragen etwa der Gewaltausübung oder auch nur dem gleichberechtigten Umgang miteinander nicht immer konforme Ansätze und deswegen auch keine einfachen Lösungen gibt.

Die Baumhausgemeinschaft im Hambacher Forst wird so auch zum Spiegelbild einer Gesellschaft, von der sich die Aktivisten eigentlich abgrenzen wollen.

Titelfoto: Christophe Gateau/dpa

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