Wieder Stress am Tagebau: Polizei vertreibt Baum-Besetzer aus dem Sündenwäldchen

Von Marc Herwig

Kerpen - Die Polizei hat mit der Räumung eines von Aktivisten besetzten Waldstücks am Braunkohle-Tagebau Hambach im Rheinischen Revier begonnen.

Diese Luftaufnahme zeigt das besetzte Waldstück mit Baumhäusern, im Hintergrund liegt der Tagebau Hambach.
Diese Luftaufnahme zeigt das besetzte Waldstück mit Baumhäusern, im Hintergrund liegt der Tagebau Hambach.  © Sascha Thelen/dpa

Die Stadt Kerpen habe um Vollzugshilfe gebeten, teilte die Polizei mit. Es seien viele Einsatzkräfte vor Ort, darunter auch Spezialisten für Einsätze in großer Höhe, sagte eine Polizeisprecherin.

Aktivisten halten sich seit mehr als einem Jahr in dem Waldstück westlich von Köln auf und haben dort Baumhäuser gebaut. Mit der Besetzung wollen sie die Abholzung des sogenannten Sündenwäldchens verhindern. Es kam schon mehrfach zu Polizeieinsätzen.

Wie viele Aktivisten im Moment in den Baumhäusern vermutet werden, sagte die Polizeisprecherin nicht. Man rechne damit, dass der Einsatz den ganzen Tag dauern werde.

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RWE will das sogenannte Sündenwäldchen am Rande des Tagebaus roden, um Kies abbauen zu können. So soll die Böschung eines später dort geplanten Sees stabilisiert werden.

Denn die Pläne für das Gebiet sehen vor, dass nach Beendigung des Kohleabbaus Wasser in das Tagebauloch eingeleitet wird, um es in einen Freizeitsee zu verwandeln.

Immer wieder Auseinandersetzungen

Nur noch ein kleiner Rest des Sündenwäldchens ist nach dem Beginn der Rodung durch RWE Power noch übrig.
Nur noch ein kleiner Rest des Sündenwäldchens ist nach dem Beginn der Rodung durch RWE Power noch übrig.  © Henning Kaiser/dpa

Um das zu ermöglichen, hat die Stadt Kerpen ein Aufenthalts- und Betretungsverbot für das Waldstück verhängt. Weil sich die Aktivisten nicht an diese Verfügung halten, kommt es nun zu dem Polizeieinsatz.

Zuletzt hatten Aktivisten auch einen Braunkohlebagger und ein Förderband im Tagebau Hambach besetzt. Auch dabei waren spezialisierte Höhenretter der Polizei im Einsatz.

Die Umweltschutzorganisation BUND hatte auch vor Gericht versucht, die Rodung zu verhindern - aber ohne Erfolg. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster hatte RWE bereits im Januar die Abholzung des Sündenwäldchens erlaubt.

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Der Braunkohle-Abbau im Rheinischen Revier sorgt seit Jahren für Auseinandersetzungen zwischen Umweltschützern und der Polizei.

Die Räumung von 86 Baumhäusern im Hambacher Forst im Jahr 2018 gilt als einer der größten Polizeieinsätze in der Geschichte Nordrhein-Westfalens.

Titelfoto: Henning Kaiser/dpa

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