Berlin - Die "Neue Generation" hat für den kommenden Monat eine Protestwelle gegen den Axel-Springer-Verlag in Berlin angekündigt.
Das geht aus einem Brief vom Montag hervor, den die Nachfolge-Organisation der Letzten Generation an Springer-Chef Mathias Döpfner (62) adressiert hat. Ab dem 2. Juni sollen sich demnach die Proteste der Neuen Generation überwiegend gegen den Springer-Verlag richten.
"Wir nehmen wahr, dass die Berichterstattung der Bild-Zeitung größtenteils aus Negativschlagzeilen besteht, die die Verfehlungen anderer Menschen herauskehren und Emotionen wie Angst, Neid und Wut in der Leserschaft wecken", heißt es in dem Schreiben.
Die "Bild"-Zeitung arbeite mit an der gesellschaftlichen Spaltung und am Vertrauensverlust seitens der Bürger in demokratische Institutionen. Das Boulevardblatt schaffe so den Nährboden für den Erfolg rechtsradikaler Parteien wie der AfD, argumentieren die Autoren des Briefes weiter.
Der Grundsatz des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar" hat nach Ansicht der Neuen Generation in der Berichterstattung der Springer-Medien seine Gültigkeit verloren. Menschen mit Migrationsgeschichte würden zur Zielscheibe des Volkszorns gemacht, eine existenzielle Gefährdung wie die Klimakrise werde verharmlost.
Doch die Neue Generation kritisiert nicht nur die Inhalte der Springer-Medien. Die Aktivisten melden auch "Zweifel an der Unabhängigkeit" der Redaktionen an. Dazu erinnern sie erneut an die "Please, stärke die FDP"-SMS von Springer-Chef Döpfner an seinen damaligen Chefredakteur Julian Reichelt (44) im Jahr 2021.
Klimaaktivisten zweifeln an Unabhängigkeit von "Bild" und Co.
Zudem sei Springer-Hauptaktionär das Private-Equity-Unternehmen "KKR & Co. Inc", das zu den großen Investoren im Bereich der fossilen Energien zählt. Der Brief äußert den Verdacht, KKR habe möglicherweise die Berichterstattung über das sogenannte "Heizungsgesetz" beeinflusst.
Zum Ziel der angekündigten Protestwelle sagte Raphael Thelen (40), Sprecher der Neuen Generation und Hauptautor des Briefes: "Wir wenden uns an Herrn Döpfner, weil wir überzeugt sind: Die großen Herausforderungen dieser Zeit – von Demokratieverteidigung bis Klimagerechtigkeit – lassen sich nur gemeinsam bewältigen."
Mit den Protesten solle eine "konstruktive Debatte" angestoßen werden.
Konkreter wird der Brief nicht und geht auch erstmal nicht darauf ein, wie der Protest bei Springer im Detail aussehen soll. Dabei klingt der Ruf nach einem offenen Dialog zunächst beinahe allzu bescheiden - zumindest gemessen an der Maximal-Forderung einer "gewaltfreien, demokratischen Revolution", wie sie die Neue Generation ihrer Selbstbeschreibung gemäß anstrebt.
Dass man sich im Hause Springer darauf einlassen wird, dürfte als ziemlich unwahrscheinlich gelten. Seit Tag eins gehören die Medien des Verlages zu den erbittertsten publizistischen Gegnern der neueren Klimabewegung, zumal der "Letzten Generation". Eine Stellungnahme des Verlags zu den Protest-Plänen gibt es bislang nicht.