Frau findet 130 Jahre alten Brief: Als sie im Internet um Rat fragt, erlebt sie eine Überraschung

Kanada - Alte Dinge haben es Mary Racine angetan. Regelmäßig stöbert die rüstige Rentnerin im Antiquitätenladen. Doch was sie 2016 fand, sollte die Kanadierin noch lange beschäftigen.

In einer Bibel aus dem 19. Jahrhundert fand Mary einen geheimnisvollen Brief.
In einer Bibel aus dem 19. Jahrhundert fand Mary einen geheimnisvollen Brief.  © Facebook/Marie Racine

Bei Newsweek erzählt Mary ihre Geschichte. Im Charity-Laden eines Krankenhauses fand sie nämlich eine alte Bibel. "Ich weiß nicht, warum ich mich davon angezogen fühlte, denn ich bin nicht wirklich religiös", schildert sie. Sie nahm die Bibel aus dem Jahr 1880 kurzerhand mit.

"Als ich nach Hause kam, blätterte ich durch die Seiten und fand den Brief ganz tief drinnen, etwa auf Seite 400", sagte sie. "Zuerst sah ich die Nummer 94 und dachte, er sei 1994 geschrieben worden, aber als ich die Handschrift und das Papier sah, auf dem er geschrieben war, erkannte ich, dass er von 1894 war!"

Obwohl sie sich bemühte, gelang es der Finderin nicht, die alte Handschrift zu entziffern. Lediglich den Absender, einen gewissen H. Harris aus England, konnte sie erkennen.

130 Jahre alter Brief mittels KI entschlüsselt

Die alte Bibel hat Mary sofort fasziniert.
Die alte Bibel hat Mary sofort fasziniert.  © Facebook/Marie Racine

Brief und Bibel blieben die nächsten Jahre in Marys Bücherregal. Bis vor wenigen Tagen.

Da entdeckte die Antiquitäten-Liebhaberin nämlich eine andere Bibel von 1880 auf dem Facebook-Marktplatz. Sie erinnerte sich an den eigenen Fund und begann Nachforschungen anzustellen. Auf der Plattform Reddit fragte Mary andere Nutzer um Rat.

"Ich wurde nicht enttäuscht", freut sie sich. Alles fügte sich zusammen.

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Ein Nutzer konnte den Brief anhand einer KI-Software lesbar machen, ein anderer konnte entscheidende Informationen über den Absender in Erfahrung bringen.

Das ist der Wortlaut des geheimnisvollen Briefes

Der Brief wurde im Jahr 1894 geschrieben.
Der Brief wurde im Jahr 1894 geschrieben.  © Facebook/Marie Racine

Meine liebe Irene,

Danke für deinen Brief und die Blumen – fast der letzte Atemzug des Sommers. Mir geht es besser, aber ich bin sehr schwach und zittrig. Sicherlich ein länger anhaltendes Zittern als vor sechzehn Jahren – trotzdem hoffe ich, noch ein bisschen weitermachen zu können. Ich habe deinen Geburtstag dieses Jahr völlig vergessen und das gerade in einem seltsamen Moment. War damals sehr krank.

Sagen Sie den Kindern, dass ich mich immer freue, von ihnen zu hören. Ich bin froh, dass Charlie sich bei der Arbeit eingelebt hat und vertraue darauf, dass bei ihm alles glatt und erfolgreich laufen wird.

(PS: Ich glaube, dieser Sommer war ein Freund von mir – ich war nicht weit weg und bin seit Mitte Juli wirklich krank – vielleicht wird es bald wieder viel besser.) Ich schreibe noch nicht viel. Das ist einer der unangenehmsten Aspekte meiner Krankheit, dass ich so schwer schreiben kann.

Liebe Grüße an Tom und alle Babys

Rätsel um Absender gelöst

Henry Harris, genannt der kleine Doktor, war um im späten 19. Jahrhundert ein hoch angesehener Arzt in England. Er starb 1895 an einer heimtückischen Tuberkulose-Erkrankung.
Henry Harris, genannt der kleine Doktor, war um im späten 19. Jahrhundert ein hoch angesehener Arzt in England. Er starb 1895 an einer heimtückischen Tuberkulose-Erkrankung.  © Montage: Facebook/Marie Racine

"Er war Arzt und Mitglied der Liberalen Partei und praktizierte in London. Wir fanden heraus, dass er unglaublich klein war, aber dennoch in der medizinischen Gemeinschaft großes Ansehen genoss", erklärt Mary. "Er starb am 26. April 1895 im Alter von 77 Jahren an Tuberkulose, nicht lange, nachdem dieser Brief geschrieben wurde."

Doch das war noch nicht alles, verrät Mary. Plötzlich meldete sich nämlich Lesley aus England bei der Kanadierin. Sie sei die Urenkelin von Henry Harris und würde ihr den Brief gerne abkaufen.

Die beiden Frauen blieben im Austausch. "Ich fand heraus, dass er als 'der kleine Doktor' bekannt war und wegen einer Wirbelsäulenerkrankung klein war. Er hatte fünf Kinder und dass sie beim Lesen des Briefes sehr gerührt war."

Mary hat Brief und Bibel an die Nachkommen zurückgeschickt. Das Geld hat sie ausgeschlagen. Sie sagt: "Ich möchte nichts behalten, was jemandem gehört, der es eindeutig zurückhaben sollte"

Wie ein Brief, der vor 130 Jahren in England abgeschickt wurde, in einem Secondhand-Laden im mehr als 7000 Kilometer entfernten Kanada auftauchen konnte, weiß die Hobby-Detektivin nicht. Sie vermutet: "Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten viele Briten nach Kanada aus, um ein neues Leben zu beginnen. Vielleicht hat einer von ihnen die Bibel mitgebracht."

Titelfoto: Montage: Facebook/Marie Racine

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