So schwierig ist es, queer in der Provinz zu sein: "Der Eric ist ein komischer Schwuler"

Weißenfels - Besonders in deutschen Dörfern haben es queere Menschen noch immer sehr schwer. In der ARD-Reportage "Queer in der Provinz" spricht unter anderem Eric (23) aus Weißenfels (Sachsen-Anhalt) über seine Erfahrungen als Homosexueller in der Kleinstadt.

Eric (23) arbeitet in Weißenfels ehrenamtlich in der Suppenküche.
Eric (23) arbeitet in Weißenfels ehrenamtlich in der Suppenküche.  © MDR/LÖWE TV/Thomas Keffel

Eric studiert zwar aktuell in Weimar, ist aber in Weißenfels aufgewachsen und engagiert sich dort noch immer ehrenamtlich. Neben seiner Arbeit in der Suppenküche organisiert er auch eine CSD-Parade (Christopher Street Day) in der Gegend.

Sein Engagement in der Kleinstadt mit den knapp 40.000 Einwohnern mache ihm zwar Spaß, raube aber auch oft seine Kraft, wie er in dem Beitrag erzählt: "Die Leute arbeiten teilweise nicht mit mir zusammen, weil sie sagen: 'Der Eric ist ein komischer Schwuler und politisch anders stehend als ich.'"

Die Frage, ob er auf Dauer in Weißenfels bleiben oder in eine andere, größere Stadt ziehen wird, beschäftige nicht nur ihn, sondern auch die Leute in seinem Umfeld. Denn: Zeigt man sich hier offen queer, "steht man immer unter Beschuss".

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Viele seiner Freundinnen und Freunde haben die Stadt inmitten der "rechtsextremen Hochburg Burgenlandkreis" inzwischen bereits verlassen. "Das bringt manchmal schon so Momente der Einsamkeit", erklärt Eric. "Ich sag offen, das (Anm. d. Red.: Weißenfels) ist eine Problemstadt. Wir haben viel zu tun und da muss man halt dran arbeiten."

Doku "Queer in der Provinz": Eric (23) organisiert CSD-Parade in Sachsen-Anhalt

Zudem organisiert er den CSD in Zeitz.
Zudem organisiert er den CSD in Zeitz.  © MDR/LÖWE TV/Thomas Keffel

So war auch die Organisation des allerersten CSD im benachbarten Zeitz aufgrund von Gegendemonstrationen der rechten Szene kompliziert und zeitaufwendig.

"Aus meiner Sicht ist das schon schockierend", beobachtet er eine seit Jahren schlimmer werdende Lage. Aufgrund der hohen Gefährdung konnten er und die anderen Organisatoren die Route des CSD-Umzugs beispielsweise nicht im Vorfeld bekannt geben.

Am Ende versammelten sich circa 60 Personen zum Gegenprotest. Ihnen stellten sich 600 CSD-Feiernde entgegen - auch dank Eric und seines Engagements.

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"Queer in der Provinz" kann man ab sofort in der ARD-Mediathek streamen. Am 22. Mai läuft die Reportage außerdem um 22.40 Uhr im MDR.

Titelfoto: MDR/LÖWE TV/Thomas Keffel

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