Nach Messerattacken in Burg: Leben Bürger nun in Angst vor weiteren Angriffen?
Burg (bei Magdeburg) - Rund 29.000 Messerangriffe gab es im vergangenen Jahr in Deutschland. Auch in der Stadt Burg (Jerichower Land) kam es zu zwei solcher, zum Teil tödlichen Attacken. MDR "exactly" berichtet nun zu den Gründen der Taten und Reaktionen der Bürger auf die aktuelle Messergewalt.

Zum Herrentag 2024 sticht ein Deutscher einen anderen Deutschen nach einem Bar-Besuch nieder und verletzt ihn schwer. Im Oktober kommt es zu einer zweiten Attacke, die einem syrischen Schneider das Leben kostet.
Exactly-Reporterin Anika Tietze ist gebürtige Burgerin und macht sich Gedanken um ihren Heimatort und recherchiert daher in der neuen Reportage zu den Gründen der Taten und den Sorgen der Bürger.
Hierfür spricht sie unter anderem mit Achmad. Er war mit einem der Opfer, dem 45-jährigen Syrer, der von mehreren arabischen Männern mit Messerstichen getötet wurde, befreundet. Er macht sich nach der Tat Sorgen. "Jeder hat Angst", erklärt er.
Bei ihrer Recherche stößt Tietze immer wieder auf Vorurteile. Mehr Migranten als Deutsche seien regelmäßig an Messerangriffen beteiligt. Kriminologin Elena Rausch ist jedoch der Meinung, dass diese Angriffe nicht auf eine einzelne Nationalität zurückzuführen sind.
Grund sind häufig Werte, welche die Menschen vertreten. Häufig geht es um ein "übersteigertes Ehrgefühl und gewaltorientierte Männlichkeitsformen", so Rausch.
"Man möchte Stärke zeigen, man möchte nicht klein beigeben", erklärt Rausch weiter. Das gilt sowohl für nicht deutsche als auch für deutsche Täter und Täterinnen.
Sorge bei Bürgern nach Messerattacken

Bei der ersten Tat in der Kreisstadt im vergangenen Jahr ging nach einem Besuch in der "Anker"-Bar ein Deutscher auf einen anderen Deutschen los. Das Opfer Denis D. wurde durch mehrere Messerstiche schwer verletzt.
Benjamin Böhme, Betreiber der Bar, kannte den Angreifer Steffen P. gut. Er erklärt der Reporterin, dass P. schon durch sein aggressives Verhalten auffiel.
Böhme war während des Vorfalls nicht anwesend, der Gedanke, dass Steffen P. jedoch vorsätzlich mit einem Messer zur Bar kam, um jemanden zu verletzen, lässt ihm bis heute einen Schauer über den Rücken jagen.
Auch junge Leute in der Stadt Burg zeigen sich verunsichert. Hier ist die Rede von einem "mulmigen Gefühl". Seit den Vorfällen haben sie vermehrt Polizei in der Innenstadt wahrgenommen. Die befragte Gruppe ist sich bei dem Thema der generellen Messergewalt einig: "Das ist so ein Ding der Neuzeit. Einfach dieses Vernetzen, Internet und sich profilieren wollen."
Viele der Täter wollen ihrer Meinung nach vor anderen "krass dastehen". Aber auch sie kennen Leute, die nach den Taten aus Angst, Naivität oder sogar Trotz jetzt selbst Messer bei sich tragen.
Die ganze Story zu den Angriffen, den Opfern und ihren Familien könnt Ihr in der "exactly"-Reportage auf YouTube oder in der MDR-Mediathek sehen.
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