Über 2800 Tote nach schwerem Erdbeben: Rettungskräfte kämpfen bis zur Erschöpfung

Rabat - In den vom Erdbeben verwüsteten Bergdörfern Marokkos besteht für die verzweifelten Bewohner und Einsatzkräfte kaum noch Hoffnung auf Überlebende.

Die Rettungskräfte geben nicht auf - trotz der allem Anschein nach ausweglosen Lage.
Die Rettungskräfte geben nicht auf - trotz der allem Anschein nach ausweglosen Lage.  © Fernando Sanchez/Europa Press/AP/dpa

Bis an den Rand der Erschöpfung kämpfen sich die Rettungstrupps mit Unterstützung ausländischer Spezialisten bei Hitze durch das schwer zugängliche Gelände vor, legen teils mit bloßen Händen Trümmer frei, während in der Luft Leichengeruch hängt.

Dutzende Dörfer seien zerstört, berichtete die marokkanische Nachrichtenseite "Hespress". Die Einwohner müssten nicht nur die Toten bergen und begraben, es mangele auch an Lebensmitteln und Wasser.

Der Einsatzleiter eines britischen Hilfstrupps warnte im britischen Sender BBC vor einem steigenden Risiko von Krankheiten, wenn sich die Hilfe weiter verzögere.

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Nach ersten Informationen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) sind etwa 100.000 Kinder von der Katastrophe betroffen. Tausende Häuser seien in dem Land zerstört worden.

Dadurch seien viele Familien obdachlos geworden und müssten die derzeit kalten Nächte im Freien verbringen.

Kein Interesse an Hilfe aus Deutschland

Ein Mann fährt an Trümmern von Talat N'yakoub vorbei.
Ein Mann fährt an Trümmern von Talat N'yakoub vorbei.  © Fernando Sanchez/Europa Press/AP/dpa

Die marokkanische Regierung steht unter wachsendem Druck, mehr internationale Hilfe anzunehmen. Bisher hat Marokko nur Hilfe aus vier Ländern akzeptiert - Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gerechtfertigt wurde das damit, dass es zu chaotisch wäre, wenn plötzlich Teams aus der ganzen Welt in Marokko eintreffen würden.

Auch Deutschland bot erneut Hilfe an. Bislang zeigte die Regierung in Rabat daran jedoch kein Interesse.

Bis zum gestrigen Montagabend wurden mindestens 2862 Tote gezählt, darunter Kinder. Es gebe mindestens 2562 Verletzte. Es sei damit zu rechnen, dass Nachbeben auch in den kommenden Tagen und Wochen andauern und Kinder und Familien gefährden, so UNICEF.

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Schulen, Krankenhäuser und andere medizinische und pädagogische Einrichtungen seien durch das Beben beschädigt oder zerstört worden, was die Kinder zusätzlich belaste.

Die genaue Anzahl der Toten und Verletzten ist noch unklar

Helfer tragen ein verhülltes Opfer zu einem Grab.
Helfer tragen ein verhülltes Opfer zu einem Grab.  © Fernando Sanchez/Europa Press/AP/dpa

Der ehemalige Präsident des deutschen Technischen Hilfswerks (THW), Albrecht Broemme (70), nahm die Einsatzleitung in Marokko im ZDF in Schutz. Marokko habe einen "vom König gut geförderten Zivilschutz, der sich gut informiert hat. Der gut ausgebildet wurde", erklärte Broemme. Das Land habe zudem "ganz hervorragende "Search & Rescue-Teams". Marokko versuche, die Lage selbst zu beurteilen. "Also gut gemeinte Hilfe ist nicht immer gut gemacht", so Broemme.

Die Behörden hätten mittlerweile Feldlazarette in der Nähe des Epizentrums eingerichtet, um dort Verletzte zu versorgen, sagte Marokkos Justizminister Abdel Latif Wehbe dem arabischen TV-Sender Al-Arabiya am Montag.

Derzeit könne man die genaue Anzahl der Toten und Schäden nicht klären. Am gestrigen Montag hatten Militärhubschrauber zudem Hilfspakete über schwer zugänglichen Bergregionen abgeworfen.

Die Bevölkerung brauche neben humanitärer Hilfe nun auch vor allem psychologische Unterstützung, erklärte die Hilfsorganisation Care.

"Neben den enormen physischen Verwüstungen wiegt vor allem auch der emotionale Schaden, der von dem erlebten Grauen und der ausgestandenen Angst verursacht wurde, sehr schwer", erklärte Hlima Razkaoui, Generalsekretärin von Care Marokko, in einem Bericht.

Titelfoto: Fotomontage: Fernando Sanchez/Europa Press/AP/dpa//Fernando Sanchez/Europa Press/AP/dpa

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