"Es war schrecklich": Bestatter holt bislang 35 Leichen aus Katastrophengebiet

Bonn - Ferdinand Pfahl ist Bestatter - und hat seit der verheerenden Flutkatastrophe in der vergangenen Woche laut eigenen Angaben bislang 35 Opfer aus den Krisenorten holen müssen und zeitweise in seinem Bestattungshaus in Bonn untergebracht.

Ferdinand Pfahl (62), Inhaber des des Bestattungshauses Muss, schiebt einen Sarg.
Ferdinand Pfahl (62), Inhaber des des Bestattungshauses Muss, schiebt einen Sarg.  © Oliver Berg/dpa

"Es war schrecklich", sagt der Rheinbacher, als er etwa an die Bilder aus Bad Münstereifel und Euskirchen zurückdenkt.

Er sei von der Polizei im Kreis Euskirchen beauftragt worden, Verstorbene abzuholen.

Dort verloren mindestens 26 Menschen durch die Wasserfluten ihr Leben - mehr als die Hälfte der bekannten Todesopfer in NRW.

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Dort besitzt Pfahl in Bad Münstereifel, Heimerzheim und Euskirchen Bestattungshäuser, neben seinen Filialen in Bonn und Rheinbach.

Am Donnerstagmorgen in der vergangenen Woche habe ihn die Polizei in Rheinbach zum ersten Mal um Hilfe gebeten.

Ein Mann in einem vollgelaufenen Keller sei ertrunken. Daraufhin sei er den Tag über immer öfter gerufen worden.

Seine Mitarbeiter stellte Pfahl zu Teams zusammen, um in Autos im Kreis Euskirchen die Verstorbenen abzuholen. Den Kontakt hätten sie nur über Funk halten können. "Es war chaotisch. Man ist programmiert zu helfen, zu machen, zu tun."

Bestatter von Naturkatastrophe überwältigt

Zeitweise sei der Platz in seinem Kühlraum eng geworden, berichtet der Bestatter von der Ausnahmesituation und seiner Arbeit.
Zeitweise sei der Platz in seinem Kühlraum eng geworden, berichtet der Bestatter von der Ausnahmesituation und seiner Arbeit.  © Oliver Berg/dpa

Die Flutopfer seien daraufhin zunächst in einen Kühlraum auf dem Friedhof in Euskirchen gebracht worden, berichtete Pfahl.

Schließlich wurden sie in Pfahls Bestattungshaus nach Bonn gebracht. Von dort aus habe man sie nach spätestens zwei Tagen Lagerung für die Obduktion in die Kölner Gerichtsmedizin gebracht.

"Ich hab in meinem Leben schon viele Tote gesehen - aber so eine Naturkatastrophe, das muss ich selber erst mal verarbeiten".

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Getroffen habe ihn das sehr, sagte Pfahl, der seit über 40 Jahren als Bestatter arbeitet.

Zeitweise sei der Platz in seinem Kühlraum eng geworden. Unter den Toten war laut Pfahl eine junge Mitarbeiterin, die in Rheinbach bei den Fluten von einer zusammenstürzenden Brücke gefallen war. "Das hat mich am meisten mitgenommen."

Wie viele der Häuser und Wohnungen im Kreis Euskirchen sind auch Pfahls Bestattungshäuser dort überflutet worden.

Momentan gebe es dort keinen Strom. Die Wucht der Wassermassen bekamen auch andere Bestatter in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz zu spüren.

"Wir hatten Wasser bei mehreren Kollegen in den Geschäftsräumen, die Kühlung war nach jetzigem Kenntnisstand nicht betroffen", teilte ein Sprecher des Bestatterverbands Nordrhein-Westfalen mit.

Bestatter braucht selbst Zeit, um Erlebtes verarbeiten zu können

Das Bestattungshaus Muss in Bonn.
Das Bestattungshaus Muss in Bonn.  © Oliver Berg/dpa

Stark getroffen habe es zum Beispiel Verbandsmitglieder in Euskirchen, Wuppertal, Hagen.

In keinem der mehr als 1050 im Verband gemeldeten Unternehmen in NRW sei das Wasser aber bis zu den Verstorbenen in den Kühlräumen gedrungen.

Der gesamte Schaden war laut Angaben des Verbandssprechers noch unklar.

Auch der Schaden bei seinen Häusern sei immens, berichtete Pfahl.

In der kommenden Wochen will er überlegen, wie es nun mit seinen in Mitleidenschaft gezogenen Filialen im Kreis Euskirchen weitergeht - und ob er sie dort überhaupt weiterführen möchte.

Er brauche Zeit, die Erlebnisse zu realisieren. Mittlerweile habe sich die Lage zwar entspannt, aber "man ist nur am Denken, am Grübeln und am Nachdenken".

Titelfoto: Oliver Berg/dpa

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