Zeithain - Der Himmel an der Landesgrenze zu Brandenburg ist dunkel vor Qualm. Brandgeruch liegt in der Luft - gefühlt überall, sogar im 60 Kilometer entfernten Dresden. Seit drei Tagen schon wüten die Flammen auf mehr als 500 Hektar Boden voll alter Munition. Das verheerende Feuer in der Gohrischheide bei Zeithain gerät dabei immer wieder außer Kontrolle.
Zwei Feuerwehrmänner wurden bei dem Einsatz schwer verletzt. Der Landkreis Meißen rief Katastrophenalarm aus, die Dörfer Heidehäuser und Neudorf wurden evakuiert.
Betroffen waren aber auch Zeithain und Wülknitz sowie Gröditz. Unter den rund 100 Evakuierten aus Heidehäuser sind 45 Bewohner einer Unterkunft für Schwerbehinderte.
Keine fünf Kilometer Luftlinie vom lodernden Forst entfernt hat das DRK eine Notstation in der Mehrzweckhalle in Röderau eingerichtet. Mit Betten für 30 Evakuierte.
"Ich habe keine Angst und vertraue auf unsere Leute", sagte Heinz Rudolph aus Neudorf, der selbst lange in der Freiwilligen Feuerwehr war. In der vergangenen Nacht habe er das Feuer aus seinem Schlafzimmer beobachtet.
Am Donnerstag kamen Hubschrauber in der Gohrischheide zum Einsatz
"Das war schon ganz schön gefährlich, ein richtig großer, roter Feuerball. Meine Frau ist vorhin von der Arbeit zurückgekommen. Wir haben unsere Sachen gepackt, Versicherungsunterlagen, ein paar Fotos, die Pässe." Alles andere könnte ersetzt werden.
"Wir hoffen, dass wir schnell wieder nach Hause dürfen", sagte eine Seniorin am Mittag. Stunden später war die erste Evakuierung aufgehoben. Doch die Angst bleibt, erzählt eine Anwohnerin aus Zeithain.
"Wenn der Wind dreht, kann das schnell gehen und die Flammen sind hier." Familie Rosen aus Zeithain schaut entspannter auf die Lage. Umgeben von Hühnern, Goldfischen und Rehen wurde am Donnerstag Geburtstag gefeiert.
"Wir sitzen das hier in aller Ruhe aus. Mal schauen, ob es schlimmer wird als 2022", so der Familienvater.
Derweil kam am Donnerstag erstmals ein Hubschrauber zum Einsatz, erkundete die Brandherde. Aufgrund der "Großschadenslage" sind aktuell auch Kameraden aus Leipzig, dem Erzgebirge und der Oberlausitz angerückt. Über 500 Kräfte der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren sowie des Technischen Hilfswerks (THW) sind im Einsatz.
Waldbrand in der Gohrischheide hatte Auswirkungen auf die Luftqualität
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (50, CDU) lobte die Arbeit der Einsatzkräfte Donnerstagabend vor Ort: "Das sind tüchtige Menschen, die hier anpacken." Man sehe, wenn etwas gelernt ist. Alles funktioniere wie ein Uhrwerk.
Die Folgen des Waldbrandes hatte in Teilen Sachsens auch Auswirkungen auf die Luftqualität.
Neben Brandgeruch wurden an den Luftmessstationen Radebeul-Wahnsdorf und Dresden-Nord bis zu vierfach "erhöhte Feinstaub- und Rußkonzentrationen gemessen", berichtet das sächsische Umweltministerium.
Der Deutsche Wetterdienst kündigte an, dass aufgrund der aktuellen Nord-Nordwest-Winde auch am Freitag in Ostsachsen Brandgeruch und erhöhte Rußwerte verzeichnet werden könnten. Mit Regen könne man "voraussichtlich erst in der Nacht zu Montag rechnen".