Tausende auf der Flucht, mehrere Tote: Waldbrände verwüsten Südeuropa
Von Emilio Rappold, Taylan Gökalp, Kathrin Lauer, Rachel Sommer, Takis Tsafos, Alexia Angelopoulou, Sabina Crisan, Elena Lalowa
Madrid (Spanien) - Zahlreiche Waldbrände beschäftigen die Menschen in mehreren Ländern im Süden Europas. Spanien kämpft gegen eine Serie verheerender Brände, die bereits zwei Menschenleben gefordert und Tausende Hektar Wald und Busch zerstört haben.
Alles in Kürze
- Waldbrände in Südeuropa: Tausende auf der Flucht
- Zahlreiche Tote und Verletzte in Spanien und Albanien
- 1500 Einsatzkräfte kämpfen gegen Brände in Portugal
- Griechenland erlebt schwierigste Tage der Waldbrandsaison
- Italienische Behörden warnen vor Fahrlässigkeit und Brandstiftung

Auch in Albanien gab es ein Todesopfer. Griechenland erlebt derzeit die bislang schwierigsten Tage der diesjährigen Waldbrandsaison. In anderen Regionen im Süden herrscht akute Waldbrandgefahr.
In Spanien gebe es derzeit insgesamt 14 größere aktive Feuer, teilte die Ministerin für Ökologischen Wandel, Sara Aagesen, im Interview mit dem Radiosender Cadena Ser mit. "Einige könnten nach ersten Einschätzungen vorsätzlich gelegt worden sein, aufgrund der Heftigkeit und Ausbreitung des Feuers", sagte sie. In allen Fällen seien Ermittlungen aufgenommen worden.
Aufgrund der Feuer mussten rund 6000 Menschen in mehreren Regionen die Nacht auf Mittwoch außerhalb ihrer Häuser verbringen, wie der TV-Sender RTVE unter Berufung auf die Behörden berichtete. Touristenhochburgen sind von den Bränden im beliebten Urlaubsland derzeit allerdings nicht betroffen.
Die beiden Todesopfer wurden in den Regionen Madrid und León gemeldet. Im Bezirk Tres Cantos nördlich der spanischen Hauptstadt starb ein rund 50-jähriger Mann an schweren Verbrennungen. In León kam ein freiwilliger Helfer ums Leben. In Zamora mussten zudem zwei Schwerverletzte auf die Intensivstation gebracht werden.
1500 Einsatzkräfte in Portugal

Auch im Nachbarland Portugal hielten Wald- und Vegetationsbrände die Behörden auf Trab. Mehr als 1500 Einsatzkräfte kämpften zuletzt gegen die sechs größten Brände auf dem Festland, wie die Nachrichtenagentur Lusa unter Berufung auf den Zivilschutz berichtete.
Besonders besorgniserregend war das Feuer im Kreis Trancoso rund 150 Kilometer südwestlich von Porto, nahe der Grenze zu Spanien, wo mehr als 500 Kräfte im Einsatz waren.
In Griechenland wurden allein am Dienstag im ganzen Land 82 neue Brände registriert, wie der Vorsitzende der Vereinigung der Offiziere der griechischen Feuerwehr, Kostas Tsingas dem Sender ERTNews sagte. Diese Zahl sei "außergewöhnlich hoch". In Kombination mit stürmischem Wind, anhaltender Trockenheit und großer Hitze hätten sich die Bedingungen für die Brandbekämpfung dramatisch verschärft.
Besonders gefährlich sei die Lage derzeit nahe der westgriechischen Stadt Patras. Dort lodern zwei große Brände. Auch in der Region Preveza im Nordwesten des Landes sowie auf den Inseln Zakynthos und Chios brennt es großflächig.

Italiens Behörden: Fahrlässigkeit und Brandstiftung

Zudem gebe es unzählige Glutnester, die sich mit dem Wind binnen Minuten in neue Brände verwandeln, teilte die Feuerwehr mit. Verstärkung wurde per Schiff in die betroffenen Regionen gebracht. Insgesamt seien landesweit rund 5000 Feuerwehrleute an den Löscharbeiten beteiligt.
In Süd- und Zentralfrankreich herrschte inmitten der aktuellen Hitzewelle im Land erhöhte Waldbrandgefahr. Einzelne Brände gab es etwa in der Gegend um Bordeaux sowie im etwas nördlicheren Département Vienne.
In Italien gibt es vor allem im Süden des Landes immer wieder Waldbrände. Allein am Sonntag gingen beim Katastrophenschutz 22 Anfragen für Löschunterstützung aus der Luft ein – neun davon aus Kampanien. Im Vesuv-Nationalpark bei Neapel tobte ein großflächiger Brand, weitere Feuer wurden aus Latium, Sizilien, Apulien, Basilikata, Kalabrien und Sardinien gemeldet.
Die Behörden warnen, dass die meisten Brände auf Fahrlässigkeit oder Brandstiftung zurückgehen und rufen die Bevölkerung zu schneller Meldung verdächtiger Rauchentwicklung auf.
Titelfoto: Fotomontage: Lalo Villar/AP/dpa//Giannis Androutsopoulos/AP/dpa