Waldbrand im Harz vorerst unter Kontrolle: Löscharbeiten gehen weiter
Schierke - Ein Waldbrand verursachte im Nationalpark Harz am Donnerstag einen Großeinsatz der Feuerwehr. Auch am Freitag brannte es weiter, inzwischen soll die Situation unter Kontrolle sein.
Wie TAG24 von einem Sprecher des Landkreises erfuhr, sollen am Donnerstagabend bereits rund 200 Feuerwehrleute von 15 Wehren vor Ort gewesen sein, um die Flammen zu bekämpfen. Weitere Kräfte aus Niedersachsen wurden alarmiert.
Sachsen-Anhalts Löschhubschrauber kam indes wegen eines Defekts nicht zum Einsatz. Ein Ersatzhubschrauber aus Erfurt musste angefordert werden.
Wie es zu dem Brand gekommen war, ist derzeit noch unklar, hieß es vonseiten der Polizei. "Die Meldung ging bei uns gegen 14.15 Uhr ein", so der Sprecher weiter.
Der Brand selbst war dem Sprecher zufolge im Knaupsholz zwischen Schierke und dem Brocken ausgebrochen.
"Anfangs war eine Fläche von etwa 200 Quadratmetern betroffen. Das hat sich jedoch aufgrund der Witterungsverhältnisse in kürzester Zeit vervielfältigt", sagte der Sprecher. "Das hier ist ein Brandgroßereignis, das wir so nie haben wollten."
Die Zufahrtsstraßen nach Schierke wurden komplett gesperrt, Meldungen über Verletzte gab es zunächst nicht.
Brand auch am Freitag noch nicht gelöscht
Wie die Rettungsleitstelle Harz berichtete, sei zwischenzeitlich etwa eine Fläche von 37 Hektar betroffen gewesen, am Freitagmorgen konnte dies auf circa 13 Hektar reduziert werden.
In der Nacht hatten sich die Feuerwehren etwas zurückgezogen und waren nur mit den nötigsten Einsatzkräften vor Ort.
Die Versorgung mit Löschwasser sei stabil, so Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse. Dennoch seien die Löscharbeiten schwierig, da zerklüftete Hanglagen und hohe Todholz-Bäume das Gelände sehr fordernd und gefährlich machen. Im Laufe des Tages soll es zudem zunehmend windig werden - ebenfalls eine Herausforderung für die Einsatzkräfte.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur unterstützt auch ein Hubschrauber der Bundeswehr die Löscharbeiten im Nationalpark Harz. Demnach sei der Transporthubschrauber CH-53 am Freitagmorgen an der Grenze zu Brandenburg gestartet und mittlerweile im Einsatzgebiet angekommen. Der Wasserbehälter des Helikopters fasse 5000 Liter.
Außerdem sollen zwei Hubschrauber der Bundespolizei sowie ein weiterer eines Privatunternehmens beim Löschen aus der Luft helfen, sagte Kreisbrandmeister Lohse.
Einsatzkräfte löschen unter erschwerten Bedingungen
Trotz allen Fortschritts gestalten sich die Löscharbeiten im Krisengebiet teilweise noch schwierig. "Es gibt Bereiche, in die können wir fußläufig nicht rein", so Einsatzleiter Marco Söchting. Demnach müssen die Kameraden das Feuer von sicheren Standorten aus bekämpfen.
Grund sei unter anderem auch Totholz, "was über Nacht und auch gestern tagsüber bis in die Baumwipfel gebrannt hat." Frischt der Wind auf, sei es möglich, dass die Baumspitzen abbrechen. Bei veränderter Wetterlage könnte sich der Brand auch wieder ausbreiten.
Landrat Thomas Balcerowski (50, CDU) erinnert mit Sorge an die Waldbrandsituation der vergangenen Wochen in Sachsen. Ein "Flammeninferno" dieser Art müsse verhindert werden.
Derzeit sollen rund 300 Einsatzkräfte vor Ort sein – zählt man die ausgetauschten Kameraden mit, seien es laut Kai-Uwe Lohse insgesamt sogar rund 500 Leute. Sie kommen aus ganz Sachsen-Anhalt, teils auch aus dem benachbarten Niedersachsen.
Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha (42, SPD) bat die Bevölkerung eindringlich darum, die Waldgebiete nicht zu betreten. Einzelne Ortschaften sollen nicht von den Bränden betroffen sein.
Trotz Brand: Schierke bleibt für Touristen erreichbar
In Schierke wird trotz des nahen Waldbrands die touristische Infrastruktur aufrecht erhalten. Die Touristen könnten anreisen und auch abfahren, sagte der Wernigerodes Bürgermeister Tobias Kascha am Freitag. Auch die touristischen Einrichtungen wie die Schierker Feuerstein Arena blieben geöffnet. Im Moment gebe es dort keine Gefährdungslage, so Kascha.
"Aber das wird natürlich immer mit den Kolleginnen und Kollegen abgestimmt und wir sind dazu im ständigen Gespräch." Am Donnerstag waren in Schierke den Angaben zufolge 70 Prozent der Betten belegt, am Freitag waren es sogar 85 Prozent.
BUND Sachsen-Anhalt mutmaßt über Brandursache
Nach Einschätzung des Waldbrandteams vor Ort wurde das Feuer bei Schierke im Laufe des Nachmittags immer kleiner. Einzelne Glutnester werden aber in den kommenden Tagen und Wochen immer wieder aufflammen, so die Einschätzung.
"Die Feuer sind soweit eingedämmt. Morgen werden wir die Lage neu beurteilen", bestätigte auch Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse.
Laut dem BUND in Sachsen-Anhalt könnte die Harzer Schmalspurbahn (HSB) der Auslöser für das Feuer gewesen sein. "Es gibt Funkenflug oder Bahnfahrende werfen Zigaretten aus den Fenstern, es kann mehrere Ursachen geben", so BUND-Mitglied Friedhart Knolle. Bei den aktuellen Waldbrandstufen wäre es deshalb sicherer, dass die Bahn nicht mehr bis zum Brocken hoch fahren würde.
Genau geklärt werden konnte die Brandursache bislang jedoch nicht.
Löscharbeiten im Harz gehen weiter
Die Löscharbeiten beim Waldbrand in Schierke werden auch am Samstag fortgesetzt. Wie eine Sprecherin der Stadt Wernigerode mitteilte, sei die Situation aktuell gut kontrollierbar. Lediglich vereinzelte Glutnester und glimmende Bäume würde sich noch im Brandgebiet befinden.
Am Morgen sollen insgesamt etwa 90 Kräfte aus Wernigerode, dem Fachdienst Börde und dem Technischen Hilfswerk im Einsatz gewesen sein. Ein Hubschrauber der Bundeswehr unterstützt den Einsatz auch am Samstag.
Original-Meldung vom 11. August 19.10 Uhr, zuletzt aktualisiert am 13. August um 8.44 Uhr
Titelfoto: Matthias Bein/dpa