Bhutan: Wandern im Reich des Donnerdrachens

Bhutan - Man benötigt schon die Fähigkeit, sich ganz gelassen skurrilen Regeln zu unterwerfen. Dazu sind auch ein gewisses Maß an Fitness sowie eine prall gefüllte Reisekasse vonnöten. Belohnt wird man mit einer atemberaubenden und naturbelassenen Gebirgslandschaft, einer unverfälschten traditionellen Kultur und mit glücklichen, aufgeschlossenen Einheimischen.

Bhutans Königin Jetsun Pema (33) mit Sohn und Thronfolger Jigme Namgyel Wangchuck (7).
Bhutans Königin Jetsun Pema (33) mit Sohn und Thronfolger Jigme Namgyel Wangchuck (7).  © Imago/PPE

Im vergangenen Jahr wurde der Trans Bhutan Trail wiedereröffnet - ein 403 Kilometer langer Wanderpfad durch das ganze Land im östlichen Himalaya.

Einst war der Pfad Teil der alten Seidenstraße, die sich hier um die mächtigen Berge - vorbei an tiefen Schluchten und Tälern - quer durch das ganze Reich schlängelte.

Als im letzten Jahrhundert das Straßennetz des Landes neu geordnet wurde, geriet der Trans Bhutan Trail in Vergessenheit und verfiel - morsche Brücken und Treppen machten die Passage lebensgefährlich. Nun wurde er wieder fit gemacht.

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Und der Weg dürfte ein Traum vieler Langstrecken-Wanderer sein. So blickt man immer wieder auf die schneebedeckten Gipfel des Himalayas, durchschreitet die wilde Natur mehrerer Klimazonen.

Über 400 Attraktionen sind am Pfad zu entdecken - prächtige Tempel, buddhistische Klöster, mächtige Festungen oder spektakuläre Brücken über reißende Gebirgsbäche. Angepriesen werden bezaubernde Rhododendron-Wälder, der "brennende See" oder bewirtschaftete Yak-Weiden.

Ähnlich wie im angrenzenden Tibet ist in Bhutan der Buddhismus die prägende Religion. Das Kloster Taktshang wird wegen seiner spektakulären Lage an einer Felswand auch "Tigernest" genannt.
Ähnlich wie im angrenzenden Tibet ist in Bhutan der Buddhismus die prägende Religion. Das Kloster Taktshang wird wegen seiner spektakulären Lage an einer Felswand auch "Tigernest" genannt.  © 123RF

30 Tage sollten für den Trans Bhutan Trail eingeplant werden

In der Kleinstadt Paro im Westen Bhutans befindet sich auch das Nationalmuseum.
In der Kleinstadt Paro im Westen Bhutans befindet sich auch das Nationalmuseum.  © IMAGO/Alan J Scullard

Wer den kompletten Pfad beschreiten möchte, sollte für die 400 Kilometer schon 30 Tage einplanen. Dabei sind 27.710 Höhenmeter zu überwinden, die höchste Stelle liegt knapp 4000 Meter über dem Meeresspiegel.

Die königliche Tourismusbehörde empfiehlt aber auch verschiedene Abschnitte mit geringeren Schwierigkeitsgraden - einige führen fast ausschließlich bergab. Auch Spezialtouren werden angeboten: für Vogelfreunde, Mountainbiker, Fotografen, Marathonläufer, Pilger oder Spiritualisten.

Entlang des "Durch-Bhutan-Pfades" stößt man in den Dörfern fast immer auf neugierige Gastfreundlichkeit. Unterkünfte gibt es bei Familien, auf Campingplätzen, in Pensionen und Hotels mit internationalen Standards - inzwischen gibt es auch einige Luxusherbergen.

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Vor Ort werden fast nur einheimische Speisen angeboten, garantiert Bio und lokal produziert. Auch die traditionellen bhutanischen Heißsteinbäder findet man nahezu überall.

Also Wanderschuhe schnüren, Rucksack aufhuckeln und los? Weit gefehlt! Abgesehen davon, dass Bhutan nur über einen internationalen Flughafen verfügt, der von Europa nicht direkt angeflogen wird, darf man sich im Land nicht wirklich frei bewegen. Man muss sich immer einem Fremdenführer anvertrauen, der einen während des ganzen Aufenthaltes begleitet.

Gebetsfahnen begegnet man in dem Himalaya-Land immer wieder.
Gebetsfahnen begegnet man in dem Himalaya-Land immer wieder.  © IMAGO/Sara Janini

Kosten für Bhutan-Reise sind recht üppig

Der Donnerdrache ist Wappentier des Landes. Bhutans Monarch wird auch Drachenkönig genannt.
Der Donnerdrache ist Wappentier des Landes. Bhutans Monarch wird auch Drachenkönig genannt.  © IMAGO/Addictive Stock

Den bucht man - auch über vor Ort lizenzierte Reiseagenturen - bei der königlichen Tourismusbehörde. Dort kann man sich vorab seine Route individuell zusammenstellen lassen, oder man schnappt eines der empfohlenen Pauschalpakete. Sein Touristenvisum erhält man erst, wenn man die Reise bezahlt hat.

Und die Preise haben es in sich. Eine Tour mit neun Übernachtungen kostet pro Person 3565 Euro, eine Vierzehn-Nächte-Variante 6785 Euro und die komplette Tour über den Trans-Bhutan-Trail (36 Übernachtungen) ab 21.085 Euro. Der Service beginnt mit der Abholung vom Flugplatz, den Flug zahlt man obendrein noch selbst.

Die Kosten sind deshalb so absurd hoch, weil das Königreich des Donnerdrachens nur hochwertigen Tourismus mit geringem Volumen wünscht. Pro Übernachtung wird dem Besucher eine Nachhaltigkeitspauschale von 200 Dollar abgeknöpft. Damit werden laufende Umwelt-, Kultur- und Sozialprojekte für die Bevölkerung finanziert.

Der Lebensstandard wird hier nicht am Bruttosozialeinkommen gemessen, sondern dem "Bruttonationalglück". Glück ist wichtiger als Geld, Ökologie wichtiger als Ökonomie. Es gibt keine Wirtschaft, die Überschüsse erzielt, man produziert nicht mehr, als man zum Leben braucht.

Die duldsamen Yaks finden selbst im kargen Gebirge noch Nahrung. Sie liefern den Nomaden Fleisch, Milch und Fell.
Die duldsamen Yaks finden selbst im kargen Gebirge noch Nahrung. Sie liefern den Nomaden Fleisch, Milch und Fell.  © IMAGO/Colin Monteath

Bhutan hat spezielles Rabattsystem für Touristen

Bhutan grenzt an die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt - China im Norden, Indien im Süden. Das Königreich selbst hat aber nur eine Dreiviertelmillion Einwohner.
Bhutan grenzt an die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt - China im Norden, Indien im Süden. Das Königreich selbst hat aber nur eine Dreiviertelmillion Einwohner.  © 123RF

Somit ist Bhutan das einzige Land der Welt, welches mehr Kohlendioxid absorbiert, als es ausstößt - auch wenn das hoch gelegene Binnenland vor dem steigenden Meeresspiegel sicher ist.

Am ersten Juni führte das Königreich für die touristische Nachhaltigkeitssteuer ein Rabattsystem ein. Die 200 Dollar pro Übernachtung zahlt man für vier Tage und bekommt weitere vier steuerfrei.

Dieses Angebot gilt auch für sieben plus sieben Tage. Beim 30-Tage-Modell (zwölfmal Steuer und achtzehn Tage frei) spart man am meisten. So sollen Anreize für längere Aufenthalte gesetzt werden.

Größter Devisenbringer des Landes ist die Stromerzeugung aus den Wasserkraftwerken, danach folgen unmittelbar die Touristen - obwohl diese durch die Preise limitiert werden.

Andererseits erhält man etwas für sein Geld: Es gibt wohl kein weiteres Land, welches noch nahezu naturbelassen ist und in dem sich die traditionelle Kultur der Bevölkerung über Jahrhunderte noch weitgehend gehalten hat.

Info: transbhutantrail.com

Titelfoto: 123RF, IMAGO/Addictive Stock

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