Von Inga Jahn
Magdeburg - Vor dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat der ehemalige Arbeitgeber des Attentäters eigenen Angaben nach keine Anhaltspunkte für die Tat gesehen.
Zugleich sei der Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie während seiner Arbeit immer wieder auffällig geworden, auch seine Kündigung hätte geprüft werden sollen, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht.
Das Unternehmen hätte jedoch nicht wissen können, dass Taleb A. (50) eine solche Tat plante.
"Den vorliegenden Recherchen und Bewertungen zufolge gibt es im Ergebnis keine Anhaltspunkte, dass ein mögliches Handeln der Salus gGmbH als Arbeitgeberin von Taleb A. den Anschlag hätte verhindern können", hieß es.
Mitte August hatte die Generalstaatsanwaltschaft Sachsen-Anhalt Anklage gegen Taleb A. erhoben. Derzeit sitzt er in Untersuchungshaft. Wann der Prozess gegen ihn eröffnet wird, ist bislang unklar.
Der Attentäter hatte seit März 2020 im Maßregelvollzug in Bernburg (Sachsen-Anhalt) gearbeitet. Dort werden Menschen behandelt, die wegen einer psychischen Erkrankung oder einer Suchtmittelabhängigkeit straffällig geworden sind.
Im Rahmen der Untersuchung hieß es nun, Taleb A. habe dort aber keine psychotherapeutischen Behandlungen durchführen dürfen.
Zahlreiche Befragungen von Mitarbeitern
Die interne Sonderprüfung des Arbeitgebers wurde von drei Mitarbeitenden durchgeführt. Sie wurden demnach von einem externen Juristen begleitet und beraten.
Insgesamt seien 70 Mitarbeitende befragt worden, die mit dem 50-Jährigen zusammengearbeitet haben.
Aus dem 54 Seiten langen Bericht geht hervor, dass Taleb A. über die knapp fünf Jahre, die er bei der Salus gGmbH angestellt war, immer wieder negativ aufgefallen war - unter anderem durch lange, wirre E-Mails, Unzuverlässigkeit und wenig Engagement.
Während seiner Arbeit sei Taleb A. als verschlossener Einzelgänger aufgetreten, erklärte das Unternehmen weiter. Zu Kolleginnen und Kollegen habe er keine engeren Beziehungen aufgebaut.
Er sei "als gleichbleibend ruhig und distanziert wahrgenommen" worden. Im Laufe der Zeit habe er immer häufiger gefehlt. Warum - das hätte man aufklären können, schreibt ein externer Experte in dem Bericht.
Kündigung des Attentäters stand im Raum
Fachliche Mängel und sein Auftreten seien aber als nicht ausreichend für arbeitsrechtliche Schritte eingeschätzt worden, hieß es. Geplant gewesen sei, "Anfang 2025 eine personenbedingte Kündigung aufgrund seiner Fehlzeiten zu prüfen".
Taleb A. wurde laut seinem Arbeitgeber drei Tage nach dem Attentat in Magdeburg fristlos gekündigt. Durch den Bericht über den Attentäter habe man "wichtige Erkenntnisse zur Verbesserung von Führungs-, Kommunikations- und Organisationsprozessen gewonnen und erste Maßnahmen umgesetzt oder eingeleitet", hieß es.
Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass der Arzt aus persönlicher Frustration gehandelt habe über Unrecht, das ihm aus seiner Sicht widerfahren sei.