Arztgebühren fast verdoppelt! Für Hund & Katz wird's tierisch teuer

Dresden - Die bundesweit angehobene Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) beschert nicht nur Herrchen und Frauchen deftig steigende Preise. Vor allem Halter großer Tierbestände müssen tief in die Tasche greifen. In Sachsens Tierheimen wächst die Furcht vor einer neuen Fundtierwelle.

Tierärztin Kristin Obitz (39) aus Dresden-Weixdorf mit Katze Chloé und Katzenhalter Michel Rothe (29). Die Erhöhung der Gebühren sei dringend nötig, sagt die Ärztin.
Tierärztin Kristin Obitz (39) aus Dresden-Weixdorf mit Katze Chloé und Katzenhalter Michel Rothe (29). Die Erhöhung der Gebühren sei dringend nötig, sagt die Ärztin.  © Eric Münch

Vicki Wildner (32) von der Agrargenossenschaft Kitzen bei Leipzig ist ratlos. Um bestimmte tierärztliche Untersuchungen kommt die Leiterin der Tierproduktion nicht herum. In ihren Ställen stehen mehr als 800 Kühe und 2500 Mastschweine.

Die neuen Gebühren für tierärztliche Behandlungen dürften in der Agrargenossenschaft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ordentlich ins Kontor hauen. Wie sehr? "Ich hatte bisher noch keine Zeit zum Rechnen", so Wildner.

Die Steigerungen in der seit vergangener Woche geltenden neuen Gebührenordnung sind beachtlich. Eine Infusion bei einer Kuh beispielsweise kostete bisher 77,53 Euro, nun sind es 104,77 Euro.

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Bei Katzen waren für eine einfache Untersuchung bis dato 8,98 Euro und für Hunde 13,47 Euro fällig, nun sind es 23,62 Euro.

Durch Zuschläge kann unterm Strich schon mal der dreifache Satz herauskommen.

Droht den Tierheimen eine neue Welle an Fundtieren?

Regina Barthel-Marr (61) vom Tierheim Freital hat im Schnitt 30 Hunde und 60 Katzen, dazu Vögel, Ratten oder Chinchillas zu versorgen.
Regina Barthel-Marr (61) vom Tierheim Freital hat im Schnitt 30 Hunde und 60 Katzen, dazu Vögel, Ratten oder Chinchillas zu versorgen.  © Eric Münch

Auch Regina Barthel-Marr (62) vom Tierheim in Freital hat keine Wahl. 80 Prozent der eingelieferten Tiere kommen mit einer Indikation – meist Verletzungen oder Durchfall – und müssen zum Tierarzt. Die Rechnung insgesamt über den Daumen: bis zu 5000 Euro.

"Ich rechne künftig mit einer Verdoppelung", sagt Barthel-Marr. Weil die Erhöhung auch Geringverdiener mit nur einem Haustier betrifft – "Wir hatten schon genügend Anrufe!", befürchtet sie eine neue Fundtierwelle, ähnlich der nach Corona.

Auch wenn die meisten Halter sich die Behandlungskosten lieber vom Mund absparen: Wer wirklich am Hungertuch nagt, setzt den Liebling (womöglich) vor die Tür.

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Die Bundestierärztekammer verteidigt die Anpassung. Sie sei die erste seit 23 Jahren, heißt es in einer Stellungnahme. "Ich wüsste nicht eine einzige Praxis, die sich mit der alten Ordnung hätte über Wasser halten können", sagt die Weixdorfer Tierärztin Kristin Obitz (39).

Stattdessen akzeptierte die Kammer bisher nicht nur höhere Sätze, sondern ermunterte sogar dazu, so Obitz.

Mehr Geld für Tier-Asyle

Tierheime in Sachsen, wie hier in Freital, erhalten mit dem nächsten Doppelhaushalt mehr Geld. Ob es ausreicht, auch die gestiegenen Tierarztgebühren abzudecken, ist offen.
Tierheime in Sachsen, wie hier in Freital, erhalten mit dem nächsten Doppelhaushalt mehr Geld. Ob es ausreicht, auch die gestiegenen Tierarztgebühren abzudecken, ist offen.  © Eric Münch

Booster für den Tierschutz in Sachsen: Die Koalitionsparteien machen auf Druck der Grünen wegen der gestiegenen Anforderungen und wegen der allgemeinen Kostensteigerungen der vergangenen Monate mehr Geld für den Tierschutz locker.

Waren in den Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2023/24 ursprünglich 670.000 Euro als Unterstützung vorgesehen, sollen es nun 920.000 Euro werden. Außerdem bekannten sich die Fraktionen klar zur Einsetzung eines Landestierschutzbeauftragten. Allerdings muss der Landtag noch zustimmen.

Ines Kummer (59), tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion: "Uns liegt der Einsatz einer bzw. eines Landestierschutzbeauftragten als Lobby für die Tiere in der Landespolitik schon lange am Herzen."

Die Tierheime bezeichnete sie als "wichtige Einrichtungen": "Uns sind die aktuell großen Herausforderungen bewusst."

Titelfoto: Eric Münch

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