Immer mehr Problem-Hunde in Deutschland: Woran liegt das?
München - Das Münchner Tierheim verzeichnet einen rückläufigen Trend bei der Adoption von Haustieren aus dem Tierschutz und ist angesichts zahlreicher verhaltensauffälliger Hunde besorgt.
Alles in Kürze
- Das Münchner Tierheim verzeichnet weniger Adoptionen von Haustieren.
- Viele Hunde haben Verhaltensauffälligkeiten und gesundheitliche Probleme.
- Ein Hundeführerschein könnte helfen, das Problem zu lösen.
- Listenhunde und Welpenhandel sind ein großes Problem in Deutschland.
- Tierschützer fordern eine Reform der Gesetzeslage und Listenhundeverordnung.

"In diesem Jahr konnten insgesamt 297 Hunde, 637 Katzen sowie 553 Kleintiere erfolgreich vermittelt oder entlaufene Tiere wieder in ihre Familien zurückgebracht werden", teilte der Tierschutzverein München e.V. am Mittwoch bei seiner jährlichen Pressekonferenz mit.
Das ist zwar erfreulich, doch im Vergleich zu den Vorjahren werden heuer immer weniger Schützlinge vermittelt.
Sorge macht dem Verein vor allem die Zahl an Tieren mit besonderen Bedürfnissen, die im Heim landen. Ihre gesundheitlichen Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten erschweren ihre Chancen, vermittelt zu werden, enorm. Das ist kein Einzelphänomen. In ganz Deutschland platzen die Tierheime aus den Nähten.
"Insbesondere bei Hunden ist ein Anstieg von Tieren mit Aggressions- oder Angstproblemen sowie falscher Sozialisierung zu beobachten", so die Tierschützer. Ein verpflichtender Hundeführerschein oder ein Sachkundenachweis könnten helfen. Die Regelungen hierzu sind je nach Bundesland unterschiedlich.
In Niedersachsen muss beispielsweise bereits seit 2013 jeder Halter einen Hundeführerschein vorweisen.
Listenhunde, Welpenhandel: Tierschutz kämpft seit Jahren

Bayern orientiert sich an der Hunderasse und schafft so eher ein Problem als eine Lösung. Denn die sogenannten "Listenhunde" belegen einen Großteil der Plätze in Tierheimen.
In München-Riem sind es inzwischen fast ein Viertel der Hundehäuser. Auflagen, wie eine erhöhte Hundesteuer und die kostspieligen Wesenstests machen die Vermittlung gewisser Rassen zur Herausforderung. Seit langem setzten sich die Tierschützer deshalb für eine Reform der Listenhundeverordnung ein.
Die Tatsache, dass der illegale Handel mit Hunden noch immer floriert, befeuert das Problem zusätzlich. So wurden zuletzt im Juni 20 Welpen an der A6 beschlagnahmt.
Die Interessenten scheinen zu denken: Warum sollte ich einen Hund mit Vorgeschichte aus dem Tierheim adoptiere, wenn ich einen brandneuen Welpen im Internet bestellen kann?
Für Tierschütze ist klar: Wer einen solchen Gedankengang verfolgt, ist Teil des Problems und angesichts der Flut an Haustieren in Deutschland ist eine Reform der Gesetzeslage unabdingbar.
Titelfoto: Francisco Seco/AP/dpa