Angst, Panik, tödliche Fluchtversuche: Tiere durchleben zu Silvester die Hölle!

Von Anke Brod

Leipzig - Bunte Feuerräder, zischende Raketen und krachende Böller – für viele Menschen gehört dies an Silvester dazu. Wild- und Haustiere durchleben hierbei allerdings die Hölle. Die Umwelt leidet unter Feinstaub und Müll. Zum Jahresende ruft daher der Naturschutzbund (NABU) Leipzig auch 2022 dazu auf, kein Silvesterfeuerwerk zu zünden. Der Ökolöwe fordert indes sogar ein ganzjähriges Verbot.

Feuerwerk sieht am Himmel ganz schön aus, doch für die Tiere bedeutet es puren Stress.
Feuerwerk sieht am Himmel ganz schön aus, doch für die Tiere bedeutet es puren Stress.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Der NABU bittet alle Bürger Leipzigs, in Schutzgebieten, auf Grünflächen und in Gartenanlagen auf Feuerwerk zu verzichten. "Es gibt in der großen Stadt genügend betonierte und asphaltierte, baumfreie Plätze", so der Fakt. "Das letzte bisschen Grün sollte man als Rückzugsgebiet der Tierwelt respektieren und nicht zur Partymeile machen."

Zudem sollten Grünflächen und Gewässer laut NABU nicht in Abfallplätze verwandelt werden. "Diese Silvestertradition hat keine Existenzberechtigung", bringen es die Naturschützer drastisch auf den Punkt.

Wird auf allen Grünflächen geböllert, können Vögel nur in die Höhe flüchten, erklären die Experten. Dort finden sie aber keinen Schlafplatz und fliegen bis zur Erschöpfung umher.

Im Rosental sowie im Clara-Zetkin- und im Johannapark gebe es im Winter große Schlafgemeinschaften von Vögeln. Zu Neujahr findet man dort jedes Jahr tote und verletzte Tiere. "Opfer menschlicher Rücksichtslosigkeit", klagt der NABU an.

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Nach Silvester weisen Tiere nach NABU-Beobachtung Verbrennungen, Schockzustände, geschädigte Hörorgane und weitere Verletzungen auf. Zur Aufklärung bringen Mitarbeiter daher jedes Jahr Hinweisschilder in Leipziger Parks an.

Tiere sterben bei panischen Fluchtversuchen

Der Naturschutzbund hängt in Leipziger Park Hinweisschilder auf, um die Bewohner über das Leid der Tiere aufzuklären. (Archivbild)
Der Naturschutzbund hängt in Leipziger Park Hinweisschilder auf, um die Bewohner über das Leid der Tiere aufzuklären. (Archivbild)  © Anke Brod

"Die Appelle der vergangenen Jahre waren nicht ohne Erfolg – längst hat ein Umdenken der Menschen eingesetzt", freuen sich die Beteiligten bei aller Sorge. "2021 ergab eine Umfrage, dass rund 60 Prozent der Deutschen privates Feuerwerk ablehnen", lautet der Tenor.

2022 sprachen sich in einer ähnlichen Befragung demzufolge mehr als 70 Prozent der Teilnehmer für großflächige Verbotszonen aus. Darüber hinaus kritisiert der NABU jegliche Privatknallerei über das Jahr hinweg und verlangt von den Verantwortlichen grundsätzliches Feuerwerksverbot zur Brut- und Setzzeit.

Auch der Ökolöwe schlägt Alarm. "Wildtiere, Nutz- und Haustiere, Tiere im Zoo und Wildgatter leiden besonders unter dem tagelangen Geböller", mahnt der Umweltbund. Viele Tiere versuchen dem zu entfliehen, prallen aber nicht selten gegen Hindernisse, verletzen sich dabei oder verenden sogar.

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Viele Tiere werden außerdem viel zu früh aus dem überlebenswichtigen Winterschlaf gerissen und drohen zu verhungern, da sie so früh im Jahr noch keine Nahrung finden, beschreibt der Leipziger Umweltbund die drastischen Folgen.

Sowohl Haustiere als Wildtiere leiden unter der alljährlichen Silvester-Knallerei.
Sowohl Haustiere als Wildtiere leiden unter der alljährlichen Silvester-Knallerei.  © Anke Brod

Feuerwerk produziert den Angaben nach in Deutschland jährlich über 2000 Tonnen Feinstaub, 75 Prozent allein in der Silvesternacht. Raketen und Böller verursachen aber auch schwere Verletzungen sowie Brände, was die Überlastung des Rettungswesens zur Folge hat.

In Landschaftsschutzgebieten ist das Abfeuern von Böllern und Raketen laut Ökolöwe bereits verboten. Das gelte ganzjährig auch für den Auwald, die Gewässerufer, den Clara-Zetkin-Park sowie den Johannapark.

Titelfoto: Bildmontage: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa, Anke Brod

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