Grausamer Tiertod lauert an Silvester: NABU ruft Leipziger zu Böller-Verzicht auf

Von Anke Brod

Leipzig - Des einen Freud ist des anderen Leid. Während eingefleischte Böllerfans kaum von ihrer Knallerei und Zischerei ablassen können, sind Silvesternächte für Tiere der blanke Horror, teils mit Todesfolge. Daher ruft der Leipziger Naturschutzbund (NABU) auch dieses Jahr dazu auf, kein Feuerwerk zu zünden. Vor allem im Interesse von Umwelt und Wildtieren.

Dieser Wiesenpieper hat nach einem panischem Fassadenanflug einen gebrochenen Schnabel.
Dieser Wiesenpieper hat nach einem panischem Fassadenanflug einen gebrochenen Schnabel.  © NABU

Wie der NABU mitteilt, löse die ungewohnte nächtliche Silvesterknallerei bei Tieren große Panik aus. Wenn auf allen Grünflächen der Stadt geböllert werde, könnten etwa Vögel stets nur in die Höhe flüchten.

"Dadurch verlieren sie viel Energie", verdeutlichte Karsten Peterlein (44) von der NABU-Wildvogelhilfe TAG24 bei einem Spaziergang am Lößniger Silbersee.

Er sagte weiter: "Sie finden keinen Schlafplatz und fliegen bis zur Erschöpfung umher." Für Vögel und andere Tiere habe der menschliche "Silvesterspaß" schlimme Folgen, er sei für sie ein Schockerlebnis.

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Vor allem Wasservögel, so warnte Peterlein, seien in großer Gefahr, da sie zum Schutz vor natürlichen Fressfeinden auf ihren Gewässern blieben und dort schliefen.

Im Rosental und im Clara-Zetkin- sowie im Johannapark gebe es im Winter große Vogel-Schlafgemeinschaften. "An Neujahr werden dort leider jedes Jahr tote und verletzte Tiere gefunden", berichtete der engagierte Vogelkenner traurig.

Warnhinweise in Parkanlagen

Engagierte Helfer des Naturschutzbunds hingen in den vergangenen Tagen Hinweisschilder in Leipziger Parks auf.
Engagierte Helfer des Naturschutzbunds hingen in den vergangenen Tagen Hinweisschilder in Leipziger Parks auf.  © Anke Brod

Daher appelliert der NABU eindringlich an die Silvesterfans: "Es gibt in der großen Stadt genügend betonierte und asphaltierte, baumfreie Plätze. Das letzte bisschen Grün sollte man als Rückzugsgebiet der Tierwelt respektieren und nicht zur Partymeile machen!"

Um die Bürger dahingehend zu sensibilisieren, brachte der Naturschutzbund dieser Tage in Leipziger Parkanlagen Hinweisschilder an, wie auch am Silbersee in Lößnig.

Des weiteren betont der NABU: "Jede nicht gezündete Silvesterrakete ist für die Umwelt ein Gewinn". Feuerwerk sorge nicht nur für Abfall und Lärm, es komme auch zu extremer Feinstaubbelastung.

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Der NABU beruft sich auf das Bundesumweltamt: Jährlich würden durch Feuerwerk über 4000 Tonnen Feinstaub freigesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht.

Das sei etwa 16 Prozent der Menge, die jährlich durch Straßenverkehr entstehe. Um dies auszugleichen, müssten demnach alle Kraftfahrzeuge für acht Wochen stillgelegt werden.

Böllerverbot im Zentrum: Knallt es nun in der Peripherie?

Karsten (44) und Tobias Peterlein (35) haben auch am Leipziger Silbersee Warnhinweise angebracht.
Karsten (44) und Tobias Peterlein (35) haben auch am Leipziger Silbersee Warnhinweise angebracht.  © Anke Brod

"Unsere Enttäuschung ist groß, weshalb Chemnitz und Dresden Böllerverbote hinkriegen und Leipzig nicht, sondern nur in bestimmten Zonen", kritisiert Karsten Peterlein im Namen des NABU die jüngste Entscheidung der Stadt zu diesem heiklen Thema.

Das könne man als Einladung verstehen, nunmehr in anderen Stadtteilen, auf Grünflächen oder in Randlagen zu böllern.

Hier gibt sich die Stadt optimistisch.

Pressesprecher David Quosdorf vom Amt für Kommunikation sagte auf TAG24-Anfrage: "Einen Run auf die Peripherie erwarten wir nicht. Vielmehr sind wir der Überzeugung, dass sich der Ernst der Lage im mehrheitlich bewussten Verhalten der Leipzigerinnen und Leipziger widerspiegeln wird."

Titelfoto: Anke Brod

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