Mehrere tote Seeadler: Wurden die Greifvögel vergiftet?
Ulsnis - In den vergangenen Monaten wurden in der Schleiregion vermehrt tote Seeadler und Mäusebussarde gefunden. Tierschützer vermuten Gift als Todesursache und schlagen Alarm.

Die Serie an verendeten Greifvögeln in der Region begann schon im Februar, als in Ulsnis (Kreis Schleswig-Flensburg) ein verhaltensauffälliger Mäusebussard gemeldet wurde, der wenig später starb.
Im März folgte die nächste Meldung, diesmal betraf es einen Seeadler. Der Vogel wurde zwar eingefangen, konnte aber nicht mehr gerettet werden. Einen Tag später erlag der streng unter Naturschutz stehende Seeadler der mutmaßlichen Vergiftung.
Wenig später wurde ein verendeter Mäusebussard am Schwansener See (Kreis Rendsburg-Eckernförde) gefunden, Anfang Mai folgte ein toter Seeadler in Rabel (Kreis Schleswig-Flensburg).
"Bisher liegen wir bei zwei tot aufgefundenen Seeadlern und sechs Mäusebussarden in diesem Jahr. Die Dunkelziffer wird aber viel höher sein, weil vergiftete Greifvögel sich ins Unterholz zurückziehen und dort nicht gefunden werden", meint Frank Dreves, Vorsitzender des Seeadlerschutz Schlei e.V., gegenüber TAG24.
Wird die Vergiftung bestätigt, droht eine Anzeige

Zwei der Kadaver werden toxikologisch untersucht, der aus Rabel wird geröntgt, um möglichen Beschuss auszuschließen oder festzustellen. "Sollte es sich herausstellen, dass die Greifvögel vergiftet wurden, werden wir Anzeige gegen unbekannt erstatten und eine Belohnung zur Ergreifung der Täter aussetzen", teilt der Verein Seeadlerschutz Schlei mit. Mit Ergebnissen rechnet der Tierschützer erst in zwei Wochen.
Dass die Tiere an einer Krankheit wie der Vogelgrippe gestorben sind, halten die Experten für unwahrscheinlich. "Es wird immer wieder behauptet, dass die Seeadler daran sterben. Aber das schließen wir aus. Seeadler sind Prädatoren, die sind auf Aas spezialisiert, also auch tote Vögel. Würden sie daran sterben, gäbe es kaum noch welche", so Dreves.
Die Übeltäter vermutet der Vereinsvorsitzende in drei Gruppen.
Vergiftete Greifvögel: Ermittlung der Täter erweist sich als schwierig

"Einige Jäger sehen Greifvögel als Konkurrenten bei der Jagd auf Niederwild wie Feldhasen. Federviehhalter haben es eher auf Habichte abgesehen, da werden immer wieder Fallen gefunden", so Dreves. Die Dritte Gruppe bestünde aus Profiteuren der Windkraftanlagen.
"Wenn ein Seeadlerhorst oder ein Rotmilanhorst in der Nähe ist, also ein gewisser Abstand nicht gegeben ist, können Windkraftanlagen nicht gebaut werden", erklärt der Experte. "In der Nähe geplanter Anlagen erleben wir es immer wieder, dass Horstbäume illegal gefällt oder vergiftete Seeadler gefunden werden."
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Täter erwischt werden, ist laut Dreves gering. Daher werde auf Informationen aus den Gruppen heraus gesetzt. "Man muss immer dazu sagen, dass es Einzeltäter innerhalb der Gruppen sind. In den Gruppen wird aber darüber gesprochen." An diese Informationen wolle man herankommen. "Aber wer redet, gilt als Nestbeschmutzer."
Das macht die Arbeit für Tierschützer und Ermittler nicht leichter.
Titelfoto: Patrick Pleul/dpa