Von Daniel Josling
Leipzig - Sachsens Jungstörche sind in diesem Jahr offenbar etwas früher als üblich in Richtung Süden aufgebrochen.
"Insgesamt erscheint der Wegzug in diesem Jahr etwa ein bis zwei Wochen früher als üblich", sagte ein Sprecher des Landesverbands des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu). Erste Erprobungsflüge habe es bereits Mitte Juni gegeben. Im Verlauf von Juli und August seien viele Jungtiere bereits abgezogen.
Anfang August wurden laut Nabu etwa bei Rußdorf im Landkreis Zwickau mehr als 130 Störche auf einem Acker gezählt, wenig später verließen rund 80 Tiere nach Einsatz der Thermik das Gebiet - also nachdem warme Aufwinde ihnen kraftsparendes Aufsteigen ermöglicht hatten.
Generell zeichnet sich laut Nabu in Sachsen ein Aufwärtstrend bei den Storchenbeständen ab. Genaue Gesamtzahlen liegen zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nicht vor - im Leipziger Erfassungsgebiet wurde allerdings ein Rekord seit Beginn der Zählungen 1960 verzeichnet: Rund 160 Nester waren in dieser Saison mindestens vier Wochen lang besetzt.
Voraussichtlich rund 270 Jungstörche seien dort ausgeflogen - nach 292 im Vorjahr das zweitbeste Ergebnis der Statistik.
Zwischen Aufschwung und Gefahr
Trotz des positiven Trends blieb der Bruterfolg nicht ohne Rückschläge: Trockenheit und kühle Phasen im Frühjahr hätten die Nahrungsverfügbarkeit eingeschränkt und in einigen Nestern den Bruterfolg beeinträchtigt, erklärte der Nabu-Sprecher. "Feldbeobachtungen und Webcam‑Aufnahmen zeigen, dass in mehreren Nestern die Anzahl der aufgezogenen Jungen reduziert wurde."
Etwa ein Viertel der Brutpaare im Leipziger Gebiet habe in diesem Jahr keine Jungvögel zum Ausfliegen gebracht. Neben den Witterungsbedingungen spielten auch ein hoher Anteil an Erstbrütern sowie die fehlende Rückkehr eines Partners eine Rolle.
Typische Schwerpunktgebiete für Sachsens Storchenvorkommen bleiben Flussauen, Teichlandschaften und extensiv bewirtschaftete Agrarflächen. Auffällig seien regionale Zunahmen im Raum Delitzsch-Eilenburg und im Landkreis Leipzig, während in der Elberegion um Torgau einige etablierte Horste unbesetzt geblieben seien.
Langfristig bleibe der Verlust geeigneter Nahrungsflächen - etwa durch Flächenversiegelung - ein relevantes Risiko.