Hohe Tierarztkosten bringen Katzen und Hunde in Not: Hilfseinrichtungen am Limit
Hamburg - Tiere landen in schlimmsten gesundheitlichen Zuständen bei Tierheimen oder -tafeln, was in den letzten Jahren durch Corona und den Krieg in der Ukraine befeuert wurde. Die Menschen haben weniger Geld, und das bekommen die Fellnasen zu spüren.
Alles in Kürze
- Hohe Tierarztkosten bringen Tiere in Not.
- Tiere landen in schlechtem Zustand bei Tierheimen.
- Gebührenordnung für Tierärzte wurde erhöht.
- Tiertafeln und Tierheime sind überlastet.
- Halter sollten Vorsorge treffen, um Notlagen zu vermeiden.

Über 20 Jahre lang hatte die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) Bestand, zwischen 1999 und 2022 tat sich nichts. Dann folgte die Anpassung. Zu einer Unzeit, meint Kara Schott, 1. Vorsitzende der Tiertafel Hamburg e.V.
"Es fing aber so richtig massiv an, als der GOT-Satz erhöht wurde. Da hat es wirklich ganz massiv angefangen, dass Menschen, die sowieso schon Schwierigkeiten haben, nicht mehr zum Tierarzt gehen können, aufgrund eben dieser finanziellen Situation. Und das zieht sich, würde ich behaupten, nach wie vor", sagte Schott.
Die Gebührenordnung gibt Mindestpreise vor, damit der Konkurrenzkampf zwischen Tierärzten nicht über den Preis, sondern die Leistung ausgetragen wird. Bedeutet aber gleichzeitig, dass die Preise nach oben nicht limitiert sind und zwischen den verschiedenen Praxen variieren.
Eine Stichprobe von TAG24 hat ergeben, dass beispielsweise die Preisspanne für die Kombi-Impfung für Hunde, bestehend aus Impfungen gegen Staupe, Parainfluenza, Parvovirose, Hepatitis contagiosa canis und Tollwut, groß ist. Die Praxen riefen Preise zwischen 80 und 140 Euro auf.
1200 Tiere werden allein in Hamburg monatlich versorgt

"Wenn wir Neuanfragen kriegen geht es eigentlich fast immer um Tierarztkosten und darum, dass Tiere schon sehr krank sind", erzählte die Vereinsvorsitzende.
"Da geht es wirklich um sehr massive Eingriffe, um dringend notwendige Operationen und ja, um sehr, sehr schlechte Lebensumstände der Tiere", so Schott.
Tiertafeln und Tierheimen geht es aber oftmals nicht viel besser als den Haltern, die Vereine gehen auf dem Zahnfleisch und können nicht allen helfen, auch wenn es ihnen das Herz bricht.
In einigen Fällen können die Tierschützer nur beraten. "Es gibt durchaus die Möglichkeit, dass man auch Ratenzahlungen mit Kliniken vereinbaren kann", nannte Schott als Beispiel.
1200 Tiere versorgt allein die Hamburger Tafel monatlich. Alle 14 Tage gibt es eine Futterausgabe, eine Tierärztin kümmert sich um die medizinische Grundversorgung, ein Physiotherapeut betreut speziell die alten Hunde. Und eine Sozialberatung unterstützt bei Anträgen.
Die Tiertafeln sind der letzte Notnagel

In vielen Fällen sei die Tiertafel die letzte Anlaufstelle, die letzte Instanz. Vorher wurde herumtelefoniert, Praxen abgeklappert, im Bekanntenkreis nach Hilfe gefragt.
"Dann versuchen wir natürlich auch auf jedem Wege zu helfen", so die Tierschützerin.
Denn wenn die Tiertafeln an ihre Grenzen stoßen, wären viele kranke Fellnasen in Not, müssten im Tierheim abgegeben werden oder würden, noch viel schlimmer, ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen.
Um gar nicht erst in eine Notlage zu geraten, sollten Halter für ihre Welpen gleich eine Krankenversicherung abschließen, eine hochwertige Ernährung sicherstellen und einmal pro Jahr zur Vorsorgeuntersuchung gehen.
"Wenn man das wirklich tun würde, dann könnte man, wie bei uns Menschen ja auch, im Vorfeld schon viel verhindern. Und dieses Bewusstsein, das müssen wir einfach alle erst mal lernen", meint die Vereinsvorsitzende.
Titelfoto: Tiertafel Hamburg e.V.