Nürnberg/Stuttgart - Die Tierrechtsorganisation PETA hat über das Meinungsforschungsinstitut INSA eine Umfrage zur Pavian-Tötung im Nürnberger Tiergarten durchführen lassen. Das Ergebnis scheint sehr eindeutig. Hat aber zwei Seiten.
Zwölf Tiere wurden erschossen. Die gestellte Frage war: "Finden Sie diese Tötung (eher) richtig oder falsch?"
Vor Gericht würde die Gegenseite wohl jetzt aufspringen und rufen: "Einspruch, Suggestivfrage." Denn wer kann ernsthaft die Tötung von zwölf gesunden Tieren gutheißen?
Entsprechend vorhersehbar war das Ergebnis. Von den gut 2000 teilnehmenden Erwachsenen fanden 69 Prozent die Tötung "(eher) falsch".
Die Unterscheidung "falsch" und "eher falsch" gab es in den Diagrammen dazu nicht. Man konnte also beide Meinungen bündeln. Übrigens auch bei "(eher) richtig", wo es nur 15 Prozent Zuspruch gab. Den übrigen 16 Prozent war es egal, konnten keine klare Antwort geben oder wollten sich nicht äußern.
Wie wäre das Ergebnis gewesen, wenn man gefragt hätte: "Halten Sie es für vertretbar, dass Tiere getötet werden, wenn das Gesamtwohl der Gruppe und des Nachwuchses in direkter Gefahr sind?"
Auch Zoo-Direktor Dag Encke und der Biologische Leiter, Jörg Beckmann, waren gegen die Tötung der Paviane. Es blieb ihnen am Ende lediglich keine andere Wahl mehr.
Zoo-Chef Encke zeigt Verständnis für die Proteste
Das Gehege – für 25 Bewohner ausgelegt – war mit 40 Tieren viel zu klein geworden. Man hatte über Jahre versucht, einen Abnehmer zu finden, bei dem es den Primaten gut gehen würde. Ohne Erfolg.
Auch Auswildern war keine Option. Das dauert viele Jahre und am Ende sehen sie sich Fressfeinden und Jägern gegenüber.
Das Vergrößern der Anlage war auch nicht umsetzbar – man hätte bald die gleiche Diskussion über andere Zootiere gehabt. Es war die letzte verbleibende Option, um den Frieden innerhalb der Tiergruppe zu wahren.
PETA will jetzt die Umfrage jedoch nutzen, um einen Beschluss im Stadtrat anzustreben, dass künftige Tötungen im städtischen Tierpark untersagt werden. Einen sinnvollen Vorschlag, was man in der Situation noch hätte tun können, gab es nicht. PETA verurteilt Zoos allgemein.
Zoo-Boss Encke unterstützt sogar die Kritik und die Proteste, die auf seine Entscheidung folgten: "Wie stumpf wäre die Gesellschaft, wenn sie nicht protestiert und erst einmal ihrem Willen Ausdruck verleiht, dass man Affen nicht einfach töten darf."
Die getöteten Affen wurden im Anschluss an Raubtiere verfüttert. In den USA wurde PETA in den letzten Jahren mehrmals kritisiert, weil sie in ihren Tierheimen jährlich Tausende Hunde und Katzen einschläfern sollen.