Ukraine-Krieg im Liveticker: Selenskyj wendet sich an russische Bevölkerung - das sagt er ihnen jetzt!

Kiew (Ukraine) - Seit bald einem halben Jahr führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Momentan konzentriert sich das Kriegsgeschehen auf den Osten des bedrängten Landes. Sorge macht auch das Kernkraftwerk in Saporischschja. Alle aktuellen Entwicklungen gibt es im TAG24-Liveticker.

Auf der russisch besetzten Krim kam es zu schweren Explosionen.
Auf der russisch besetzten Krim kam es zu schweren Explosionen.  © Uncredited/Anonymous/AP/dpa

Angesichts der Kämpfe um das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine fordert Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) in Kiew den Westen zu Sanktionen gegen Russlands Atomindustrie auf.

Die Strafmaßnahmen müssten die Nuklearindustrie des Aggressorstaates treffen, sagte Selenskyj in einer am Samstagabend verbreiteten Videoansprache. Die Atommacht Russland baut oder betreibt in mehreren Ländern Kernkraftwerke und lagert auch radioaktiven Müll bei sich. Das Land gilt etwa für die USA als Konkurrent auf dem Markt.

Russland benutze das AKW im Süden der Ukraine, um die Menschen in Angst zu versetzen sowie um die ukrainische Führung und die ganze Welt zu erpressen, sagte Selenskyj. Kiew und Moskau werfen sich seit Tagen gegenseitig vor, für den Beschuss des größten Atomkraftwerks in Europa verantwortlich zu sein.

Ukraine-Krieg: Russland erobert weiteren Ort im Osten!
Ukraine Ukraine-Krieg: Russland erobert weiteren Ort im Osten!

Russland hat die weitläufige Anlage in der Stadt Enerhodar seit Monaten besetzt.

TAG24 berichtet im Liveticker über das aktuelle Geschehen.

14. August, 22.29 Uhr: Selenskyj wendet sich an russische Bevölkerung - das sagt er ihnen jetzt!

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat die Bevölkerung Russlands aufgerufen, ihre Stimme gegen den Krieg zu erheben. "Das Böse findet in einem solchen Maßstab statt, dass Schweigen einer Mitschuld gleichkommt", sagte er am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache.

"Wenn Sie die russische Staatsbürgerschaft haben und schweigen, bedeutet dies, dass Sie nicht kämpfen, was bedeutet, dass Sie das unterstützen", sagte Selenskyj. Im Unterschied zu früheren Appellen an die Bevölkerung des kriegführenden Nachbarlandes sprach der Präsident sie aber nicht auf Russisch, sondern auf Ukrainisch an.

Auch in der Ukraine und im Rest der Welt sollte jeder "alles in seiner Macht Stehende tun, damit Russland und diejenigen, die den Krieg unterstützen, einen immer höheren Preis für den russischen Staatsterror bezahlen".

Russland hat die Ukraine am 24. Februar angegriffen und führt den Krieg immer weiter. Aussichten auf eine Verhandlungslösung gibt es derzeit nicht. Nach verschiedenen Umfragen unterstützt angeblich eine Mehrheit der Russen den Kurs von Präsident Wladimir Putin. Dabei ist unsicher, wie aussagekräftig dies ist. Offene Kritik an dem Krieg wird vom russischen Machtapparat streng bestraft.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44).
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44).  © Ukrainian Presidential Press Off/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

14. August, 21.01 Uhr: Erster Getreidefrachter aus Ukraine in UN-Auftrag unterwegs

Der erste Getreidefrachter im Auftrag der Vereinten Nationen ist am Sonntag aus dem südukrainischen Hafen Piwdennyj mit Weizen für Afrika ausgelaufen.

Das teilte der Gouverneur des Gebietes Odessa, Maxym Martschenko, auf Telegram mit. Das Welternährungsprogramm der UN (WFP) habe den Frachter "Brave Commander" gechartert. Die Ladung von 23 000 Tonnen Weizen ist nach UN-Angaben für Äthiopien bestimmt.

14. August, 20.15 Uhr: 42 Staaten fordern Abzug russischer Truppen aus AKW Saporischschja

Den sofortigen Abzug russischer Truppen aus dem besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine haben 42 Staaten und die EU in einer Erklärung in Wien gefordert.

"Die Stationierung von russischen Militärs und Waffen in der Atomanlage ist inakzeptabel", hieß es in der Erklärung. Russland verletze die Sicherheitsprinzipien, auf die sich alle Mitgliedsländer der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) verpflichtet hätten.

Die Kontrolle über das AKW müsse den befugten ukrainischen Behörden übergeben werden. Dann könnten Experten der IAEA ihre Aufsichtspflicht über die Arbeit der Ukrainer wahrnehmen. Russland müsse vollständig aus der Ukraine abziehen und den "durch nichts provozierten oder gerechtfertigten Angriffskrieg" gegen das Nachbarland beenden.

Die Forderung wurde im Namen der EU und aller ihrer Mitgliedsländer erhoben. Zudem unterzeichneten die USA, Großbritannien, Norwegen, Australien, Japan, Neuseeland und andere Länder.

Sie erklärten ihre volle Unterstützung für die IAEA und deren Direktor Rafael Grossi bei dem Bemühen, die Sicherheit der ukrainischen Atomanlagen trotz des russischen Angriffs zu gewährleisten. Das Dokument wurde am Sonntag über die Vertretung der EU bei den UN-Organisationen in Wien (EEAS) veröffentlicht.

14. August, 17.42 Uhr: Erneut Artilleriebeschuss in Nähe von AKW Saporischschja

In der ukrainischen Stadt Enerhodar am russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja sind am Sonntag erneut Artilleriegeschosse eingeschlagen.

Das teilten russische wie ukrainische Quellen mit. Beide Seiten machten jeweils die andere für den Beschuss verantwortlich. Übereinstimmend wurde berichtet, dass ein Zivilist getötet worden sei.

"Die Nationalisten der Ukraine haben ein Wohngebiet von Enerhodar mit Raketen beschossen", teilte die russische Besatzungsverwaltung der Agentur Tass zufolge mit. Der ukrainische Bürgermeister der Stadt, Dmytro Orlow, sprach von einer "mörderischen Provokation" der Besatzer. Unabhängige Bestätigungen des Vorfalls gab es nicht.

Die internationale Gemeinschaft ist besorgt wegen der Sicherheitslage im größten Kernkraftwerk Europas, das seit März von russischen Truppen besetzt ist. Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sollen das AKW inspizieren. Die Vereinten Nationen, Russland und die Ukraine können sich aber nicht über die Modalitäten des Besuchs einigen.

Das russisch besetzte Kernkraftwerk Saporischschja hält die Welt in Atem.
Das russisch besetzte Kernkraftwerk Saporischschja hält die Welt in Atem.  © Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

14. August, 14.51 Uhr: Russische Raketen- und Artillerieangriffe in der Ostukraine

Russland hat bei neuen Raketen- und Artillerieangriffen im Osten der Ukraine nach eigenen Angaben Ziele in Dutzenden Ortschaften beschossen.

Die Attacken konzentrierten sich auf die Region Donezk, im benachbarten Gebiet Charkiw sei die Ortschaft Udy eingenommen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Der ukrainische Generalstab berichtete ebenfalls von massiven Angriffen im Osten und im Süden des Landes.

Ein Krater von einem russischen Raketenangriff ist von beschädigten Häusern umgeben.
Ein Krater von einem russischen Raketenangriff ist von beschädigten Häusern umgeben.  © dpa/David Goldman

14. August, 10.41 Uhr: UN wegen AKW Saporischschja in der Pflicht?

Im Ringen um die Sicherheit des beschossenen ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja sieht der russische Diplomat Michail Uljanow die Vereinten Nationen in der Pflicht.

Aufgabe des UN-Sekretariats sei es, "grünes Licht zu geben für einen Besuch des AKW von Experten und Expertinnen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), sagte Uljanow in einem Interview der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Die Diplomat vertritt Russland in Wien bei den internationalen Organisationen.

14. August, 6.22 Uhr: Getreidetransporte laufen und bringen Einnahmen

Als gute Nachricht bezeichnete der ukrainische Präsident Selenskyj den Transport von ukrainischem Getreide und Lebensmitteln über die Häfen im Schwarzen Meer.

Inzwischen seien 16 Schiffe mit Mais, Weizen, Soja, Sonnenblumenöl und anderen Produkten ausgelaufen, um die Lage auf dem globalen Lebensmittelmarkt zu entspannen. Die Einnahmen aus dem Verkauf kämen dem Staat und den Landwirten zugute, die nun die neue Saat ausbringen könnten, sagte Selenskyj. "Das ist ein wichtiges Element auf dem Weg zum Sieg", sagt er.

14. August, 5.30 Uhr: Selenskyj warnt vor atomarer Katastrophe

Selenskyj warf den russischen Truppen vor, das Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja als Festung zu nutzen, um von dort auf die am anderen Ufer des Dnipro-Stausees liegenden Kleinstädte Nikopol und Marhanez zu schießen.

Er warnte davor, dass der Aufmarsch russischer Truppen auf dem Areal des AKW "die radioaktive Bedrohung für Europa so erhöht, wie es sie nicht einmal zu den schwierigsten Augenblicken der Konfrontation in den Zeiten des Kalten Krieges gab". Er hatte schon zuvor vor einer möglichen atomaren Katastrophe gewarnt.

Weiter sagte Selenskyj: "Natürlich muss es darauf eine harte Reaktion geben." Ukrainische Diplomaten und Vertreter der Partnerstaaten unternähmen nun alles, um Russlands Atomindustrie zu blockieren. Zugleich forderte der Präsident, die verantwortlichen Amtsträger des "Terrorstaates" durch die internationale Strafjustiz zur Verantwortung zu ziehen. Außerdem werde jeder russische Soldat, der das AKW beschieße oder sich dort verschanze, zum Ziel ukrainischer Geheimagenten und der Armee.

Angesichts der Kämpfe um das Atomkraftwerk Saporischschja fordert Wolodymyr Selenskyj (44) den Westen zu Sanktionen gegen Russlands Atomindustrie auf.
Angesichts der Kämpfe um das Atomkraftwerk Saporischschja fordert Wolodymyr Selenskyj (44) den Westen zu Sanktionen gegen Russlands Atomindustrie auf.  © dpa/Niall Carson

14. August, 4 Uhr: Zehn russische Flugzeuge nach Luftraum-Sperrung noch in Deutschland

Fast ein halbes Jahr nach Sperrung des EU-Luftraums für Flugzeuge aus Russland stehen in Deutschland noch zehn Maschinen russischer Eigentümer oder unter russischer Kontrolle.

Dies berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Sonntag unter Berufung auf das Bundesverkehrsministerium. "Da die Maschinen aufgrund des EU-Sanktionsregimes einem Start- und Flugverbot unterliegen, können sie durch den Eigentümer nicht genutzt und nicht an einen anderen Ort verbracht werden", wurde das Ministerium zitiert.

13. August, 19.17 Uhr: Autobrücke von Dnipro-Staudamm laut Ukraine unbefahrbar

Im Süden der Ukraine ist die Autobrücke des Staudamms Nowa Kachowka im Gebiet Cherson nach ukrainischen Angaben infolge mehrerer Angriffe nicht mehr zu befahren.

Die Brücke sei von Raketen- und Artillerieeinheiten gezielt unbrauchbar gemacht worden, teilte das ukrainische Armeekommando Süd am Samstag bei Facebook mit. Die Verwaltung der russischen Besatzer bestätigte den Beschuss. Zugleich warnte sie vor Schäden an der Staumauer, was zu einer Katastrophe führen könne. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Titelfoto: Ukrainian Presidential Press Off/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

Mehr zum Thema Ukraine: