Volkswagen-Chef packt aus: So soll der Konzern gerettet werden

Von Julian Weber

Wolfsburg/Berlin - Die Zahlen aus dem Volkswagen-Konzern klingen nüchtern: Angesichts der Krise sollen bei der Kernmarke mehr als 35.000 Stellen wegfallen, 7500 bei Audi und rund 4000 bei Porsche.

Jahrzehntelang galt Deutschland als Wiege der automobilen Wertschöpfung. Nun klagen Branchenvertreter über hohe Energie- und Lohnkosten, hohe Steuern und Bürokratie.
Jahrzehntelang galt Deutschland als Wiege der automobilen Wertschöpfung. Nun klagen Branchenvertreter über hohe Energie- und Lohnkosten, hohe Steuern und Bürokratie.  © Moritz Frankenberg/dpa

"Damit kommen wir gut voran", sagt Konzernchef Oliver Blume (57) in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Jahren des Wachstums und aufgeblähter Strukturen steht die deutsche Autoindustrie vielleicht vor der härtesten Phase ihrer Geschichte: Die Branche hat mit einer Absatzflaute, wachsender Konkurrenz aus China und Problemen beim Wandel zur Elektromobilität zu kämpfen.

Hinzu kommen EU-Klimaschutzvorgaben für weniger CO2-Emissionen und Zölle auf dem US-Markt.

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"Wir müssen die Kapazitäten an die Realität anpassen", sagt Blume. Im Wolfsburger Imperium reagiert man mit neuen Modellen - und einer Rosskur. Ganze Fertigungslinien werden überprüft, Verwaltungsapparate verschlankt, Entwicklungsprozesse neu geordnet.

Obwohl sich der Umsatz des Konzerns zum Halbjahr annähernd auf Vorjahresniveau bewegte, rauschte der Gewinn um gut 38 Prozent ab. Ob die Sparpläne genügen oder nur ein Anfang sind, ist offen.

Günstige E-Modelle werden nicht in Deutschland gebaut

Als ihn der Aufsichtsrat ihn 2022 zum VW-Boss machte, behielt Oliver Blume (57) seinen Chefposten bei Porsche.
Als ihn der Aufsichtsrat ihn 2022 zum VW-Boss machte, behielt Oliver Blume (57) seinen Chefposten bei Porsche.  © Michael Kappeler/dpa

Die neuen, günstigeren Elektro-Kleinwagen, auf die der Konzern vor allem in Europa große Hoffnungen setzt, werden daher aus Kostengründen auch nicht im Stammwerk gefertigt, sondern in Spanien.

Darunter der ID. Polo, dessen Preislisten bei knapp unter 25.000 Euro beginnen sollen. Und auch der noch günstigere ID.Every1 für 20.000 Euro, der für 2027 angekündigt ist, wird deshalb auf der Iberischen Halbinsel gebaut: in Portugal.

Diese Werke "können in den Fabrikkosten mit den Standorten in Osteuropa absolut mithalten - und sogar mit vielen chinesischen Werken", sagt Blume.

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Deutschland schreibt der VW-Chef nicht ab: Nach vorn geblickt habe man auch große Chancen.

"Technologien entwickeln sich - und wir haben in Deutschland sehr motivierte, hoch qualifizierte Menschen und wir haben eine tolle Berufsausbildung", sagt Blume. "Wir haben es selbst in der Hand, unser Land zu alter Stärke zurückzuführen. Das ist immer eine Gemeinschaftsaufgabe von Politik, Unternehmen und der Gesellschaft."

Zugleich sei er überzeugt, dass Europa den eigenen Markt passend fördern müsse.

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa

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