Krebsforschung für den Müll: Forscher machen spektakuläre Entdeckung
St Andrews (Großbritannien) - Was bislang als Abfall galt, könnte vielleicht künftig Leben retten. In Großbritannien haben Wissenschaftler der "Universität St Andrews" ein Verfahren entwickelt, welches Plastikmüll in einen zentralen Baustein für Krebsmedikamente umwandeln lässt. Die Forscher sprachen in der Zeitschrift "Angewandte Chemie International Edition" von einem Durchbruch, der sowohl für die Medizin als auch für den Umweltschutz eine große Bedeutung haben könnte.
Das Universitäts-Team untersuchte die Zusammensetzung von PET-Kunststoffe, wie sie in Kaffeebecher oder Getränkeflaschen zu finden sind. Dabei bereiteten die Wissenschaftler das Plastik so chemisch auf, dass daraus eine hochwertige pharmazeutische Ausgangssubstanz entstand.
Das Zentrum der Entdeckung bildete ein Verfahren, bei dem das PET mithilfe eines Katalysators in eine spezielle Verbindung umgewandelt wurde. Diese Substanz dient als wichtiger Zwischenschritt bei der Herstellung verschiedener Medikamente, berichtete das Magazin. Zu diesen pharmazeutischen Mitteln zähle auch der Krebswirkstoff "Imatinib", der unter anderem bei Leukämie eingesetzt wird.
Bislang wurden solche Wirkstoffe überwiegend aus fossilen Rohstoffen gewonnen. Das neue Verfahren könne hier einen Wendepunkt markieren, so die Wissenschaftler. Es sorge für eine Aufwertung von Abfall und mache daraus besonders wertvolle Produkte.
Laut den Forschern ließe sich dadurch nicht nur Müll reduzieren, sondern auch die Medikamentenproduktion nachhaltiger und potenziell kostengünstiger gestalten.
Abfälle und riesige Müllberge: Plastik wird zu einer wertvollen Ressource
Ein weiterer Schwerpunkt der Studie lag auf der Effizienz des eingesetzten Katalysators. Dieser war entscheidend dafür, ob das Verfahren überhaupt industriell nutzbar sei, erklärte das Universitäts-Team.
Durch zahlreiche detaillierte Analysen gelang es den St Andrews-Forschern, die Leistungsfähigkeit des Katalysators deutlich zu steigern. Ein einzelnes Gerät könne dabei bis zu "37.000 chemische Umsetzungen ermöglichen". Aus dem gewonnenen Zwischenprodukt lässt sich dank der Wissenschaftler nun nicht nur Medizin herstellen, sondern auch ein wiederverwertbarer Kunststoff.
Die Nutzung von Plastikabfällen als Rohstoff für Medikamente stelle für das Team ein wichtiger Schritt in der Wirtschaft dar. Die Müllmassen würden damit nicht nur reduziert, sondern zu einer wertvollen Ressource in der modernen Medizin.
Titelfoto: Fotomontage/LOIC VENANCE / AFP/123RF/zavalnyi
