Vorwurf von Lesch: Bayern tut zu wenig für eigene Klimaziele

Von Angelika Resenhoeft

München - Der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Prof. Dr. Harald Lesch (65) wirft der bayerischen Staatsregierung vor, viel zu wenig unternommen zu haben, um die landeseigenen Klimaziele zu erreichen.

Weil er Politikern auf allen Seiten mit blanken Fakten über den Mund fährt, wird er von allen Seiten gefeiert – und gefürchtet: Prof. Dr. Harald Lesch (65).
Weil er Politikern auf allen Seiten mit blanken Fakten über den Mund fährt, wird er von allen Seiten gefeiert – und gefürchtet: Prof. Dr. Harald Lesch (65).  © Michael Bauer/dpa

"Stattdessen wendet sie sich sehr weit entfernten technologischen Zukunftsmissionen wie der Kernfusion zu oder verläuft sich bei der Wasserstoffstrategie", sagte Lesch der "Süddeutschen Zeitung".

"Grüner Wasserstoff ist ein kostbarer und teurer Rohstoff, den wir für Industrieprozesse brauchen, statt ihn im Auto zu verbrennen, wie es Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger propagiert", so Lesch.

Bayern habe Glück, dass beim Ausbau der Erneuerbaren viel auf privater Ebene vorangegangen sei. "Sein Potenzial hat der Freistaat noch lange nicht ausgeschöpft."

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Laut dem bayerischen Klimaschutzgesetz soll der Freistaat im Jahr 2040 klimaneutral sein - mittlerweile wird offen über eine Verschiebung um fünf Jahre gesprochen.

Lesch sitzt im bayerischen Klimarat - das ist ein unabhängiges wissenschaftliches Beratungsgremium des Freistaats.

Keine grünen Spinnereien: Finanzspritzen für Bürger bei Energiewende

Die Bürger zeigen laut Lesch' Eindruck mehr Interesse an der Klimatransformation, als der Freistaat selbst.
Die Bürger zeigen laut Lesch' Eindruck mehr Interesse an der Klimatransformation, als der Freistaat selbst.  © Sven Hoppe/dpa

"Für uns im Klimarat ist es daher ein Rückschlag, wenn Klimaziele zurückgenommen werden. Ich wäre auch schon fast geneigt gewesen zu sagen: Komm, wir schmeißen den ganzen Laden hin", sagte der 65-Jährige dem Blatt.

Er habe nur einen Wunsch: "Dass die Regierung den Klimaschutz ernst nimmt."

Das bedeute: "Die Regierung sollte dringend dafür sorgen, die Akzeptanz des Ausbaus der erneuerbaren Energien in der Bevölkerung zu fördern. Da steht Bürgerbeteiligung an erster Stelle."

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Jeder Bürger, der sich an der Energietransformation beteiligen wolle, sollte die Möglichkeit dazu bekommen.

"Ich denke an eine Art Staatsfonds, von dem alle finanziell profitieren können und nicht nur irgendwelche anonymen Investoren", sagte der Professor der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU).

"Und die Politik sollte die Menschen davon überzeugen, dass Wärmepumpen und E-Mobilität keine grünen Spinnereien sind, sondern im Gegenteil: Das sind Technologien mit der höchsten Effizienz, das Beste, was die Physik zu bieten hat."

Titelfoto: Michael Bauer/dpa

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