Studie zeigt: Soziale Isolation lässt Gehirn schneller altern

Leipzig - In der Bevölkerungsstudie LIFE konnte die Universität Leipzig einen Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und schnellerer Hirnalterung feststellen.

PD Dr. Veronica Witte von der Uni Leipzig untersuchte mit dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften die Hirnalterung von 1900 Menschen.
PD Dr. Veronica Witte von der Uni Leipzig untersuchte mit dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften die Hirnalterung von 1900 Menschen.  © Antje Gildemeister/Universität Leipzig

Wie die Uni am Dienstag mitteilte, unterzogen sich für die Datenerhebung 1900 Probanden und Probandinnen mehrtägigen Testungen, wobei sowohl ihre medizinische Biografie als auch der aktuelle Gesundheitsstatus untersucht wurden.

Dann wurden die Leistungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der mentalen Flexibilität mittels hochauflösender 3-Tesla-MRT-Bilder ermittelt.

Und das Ergebnis: Isolation wirkt sich mit großer Wahrscheinlichkeit negativ auf die Leistung des Gehirns aus.

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"Bei Menschen, die wenig soziale Kontakte haben und älter als 50 Jahre sind, nimmt die Struktur der grauen Hirnsubstanz im Zeitverlauf stärker ab als bei Personen, die weniger isoliert sind", hieß es. "Zudem wird die kognitive Leistungsfähigkeit schwächer."

Die graue Substanz ist für die Steuerung aller Hirnfunktionen sowie sämtliche Funktionen des Zentralnervensystems verantwortlich.

Gleichzeitig lässt sich daraus schließen, dass Menschen, die ihr soziales Netz pflegen und ausbauen, ihre Gehirnstruktur und Denkleistung langfristig besser erhalten.

"Darüber hinaus konnten wir Hinweise finden, dass diese vom Lebensstil abhängige Veränderung des Gehirns schon ab dem Alter von 50 Jahren von Bedeutung ist. Deshalb sollten Präventionsmaßnahmen gegen den kognitiven Abbau bereits sehr früh starten", so die Empfehlung der Wissenschaftlerin und Letztautorin der Publikation, Dr. Veronica Witte.

Bei der Studie wurde die graue Hirnsubstanz der Probanden und Probandinnen betrachtet. (Symbolbild)
Bei der Studie wurde die graue Hirnsubstanz der Probanden und Probandinnen betrachtet. (Symbolbild)  © 123rf/bartsadowski

Spielt soziale Isolation bei Demenz eine Rolle?

"Die Ergebnisse untermauern die Relevanz sozialer Isolation für Demenz, eine schwere Erkrankung, an der weltweit viele Millionen Menschen leiden", sagte Dr. Witte weiter. "Darüber hinaus können wir durch unsere Erkenntnisse auf die Bedeutung hinweisen, soziale Isolation effektiv zu bekämpfen und präventiv gegen Demenz vorzugehen."

In der Erarbeitung neuer Methoden im Umgang mit Demenz sollen auch gesellschaftliche Werte wie Gemeinschaft und Solidarität in den Fokus rücken, um soziale Isolation zu vermindern und damit möglicherweise kognitives Altern zu verlangsamen.

Titelfoto: Montage Antje Gildemeister/Universität Leipzig ; 123rf/bartsadowski

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