Wegen immer mehr Zugausfällen und Verspätungen: Land behält 20 Millionen Euro ein

Von Sebastian Haak

Erfurt - Wegen Zugausfällen und Verspätungen hat das Land Thüringen nach vorläufigen Zahlen rund 20 Millionen Euro von Betreibern regionaler Bahnstrecken einbehalten oder zurückgefordert.

Die Pünktlichkeit der Züge hat im Vergleich zum Jahr 2022 stark nachgelassen.  © Martin Schutt/dpa

Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage der Thüringer AfD-Fraktion hervor - die Rückforderungen sind in einer vertraulichen Anlage aufgelistet, die der dpa vorliegt. Die Daten beziehen sich auf Leistungen der Betreiber aus dem Jahr 2024.

Der Freistaat bestellt bei den Bahnunternehmen bestimmte regionale Strecken und muss für den Betrieb dieser Strecken zahlen. Bei Qualitätsmängeln oder nicht erbrachten Leistungen wegen Zugausfällen zieht das Land Geld ab.

Aus der vertraulichen Anlage geht auch hervor, dass die Pünktlichkeit der Züge mehrerer Bahnunternehmen im Vergleich zum Jahr 2022 nachgelassen hat. Nach Einschätzungen der Landesregierung ist ein Grund dafür die Einführung des Deutschlandtickets und seiner Vorgängerangebote.

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Seit es die entsprechenden Fahrscheine gebe oder gegeben habe, sei "eine signifikante Verschlechterung der Pünktlichkeit" im Bahnverkehr zu verzeichnen, hieß es in Antwort des Infrastrukturministeriums.

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Deutschlandticket und Co. seien Gründe für Zugverspätungen

Durch die Einführung des Deutschlandtickets und seiner Vorgängerangebote leidet die Pünktlichkeit des Bahnverkehrs.  © Julian Stratenschulte/dpa

Die Einführung dieser Tickets habe dazu geführt, dass auf manchen Strecken so viele Menschen unterwegs seien, dass es zu einer Übersetzung von Zügen gekommen sei. Dadurch verlängerten sich zum Beispiel auch die Umstiegszeiten an den Bahnhöfen, was oft zu langen Verspätungen führe.

"Dieser Effekt hält bis heute an und ist seitdem ein maßgeblicher Einfluss auf die Pünktlichkeit", heißt es in der Antwort der Landesregierung.

In Deutschland war im Sommer 2022 zunächst ein Neun-Euro-Ticket eingeführt worden. Reisende konnten damit zum Preis von 9 Euro pro Monat praktisch im gesamten deutschen Regionalverkehr unterwegs sein. Später wurde es durch das Deutschlandticket ersetzt, das mittlerweile 58 Euro pro Monat kostet.

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Andere Gründe für Verspätungen und Ausfälle sieht das Ministerium in Baustellen, kaputte Schienen oder Problemen in Stellwerken.

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