"Oeconomia": So dreist zerstören Banken unsere Zukunft!

Deutschland - Die wichtigste Doku des Jahres! "Oeconomia" startet am 15. Oktober in den deutschen Kinos und zeigt, welch schwerwiegende Folgen der Kapitalismus für unser Wirtschaftssystem hat.

Wirtschaftspublizistin Samirah Kenawi bringt die Logik des Geldkreislaufs auf stringente Art und Weise auf den Punkt.
Wirtschaftspublizistin Samirah Kenawi bringt die Logik des Geldkreislaufs auf stringente Art und Weise auf den Punkt.  © Neue Visionen Filmverleih

Wie funktioniert unsere Wirtschaft? Wie wird Geld produziert? Wie entstehen Schulden? Wie werden Gewinne erwirtschaftet?

Für diese Fragen will Regisseurin Carmen Losmann in "Oeconomia" eine Antwort finden, begibt sich in das Haifischbecken des Bankwesens und spricht mit zahlreichen Insidern.

Zunächst beginnt der Film aber mit einem Monopoly-Spiel mitten in Berlin, zu dem sie sich führende Experten aus der Forschung eingeladen hat.

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Darüber hinaus führt Losmann ihre Recherche in Bankfilialen, wo sie sich durch fiktive Gespräche das Prinzip der Kreditvergabe erklären lässt. 

Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) erhofft sich die Filmemacherin dann eine Antwort auf die Frage, wie immer wieder neues Geld in Umlauf gebracht wird. Ein ranghoher BMW-Mitarbeiter soll ihr schließlich erklären, wieso das Unternehmen immer weiter nach Gewinnen strebt und wer am Ende die Kosten dafür tragen muss.

In "Oeconomia" hat es sich Losmann zur Aufgabe gemacht, die Spielregeln des Kapitalismus für jeden greifbarer zu machen. Dabei stößt sie im Laufe ihrer Nachforschung auf allerlei Widerstand und deckt teilweise schockierende Ausmaße des aktuellen Wirtschaftsmarktes auf. 

Trailer zu "Oeconomia"

"Oeconomia" erklärt wichtige Fragestellungen der Finanzwelt leicht verständlich

Wie wird Geld produziert? Eine simple Frage bringt Peter Praet, ehemaliger Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, in Erklärungsnot.
Wie wird Geld produziert? Eine simple Frage bringt Peter Praet, ehemaliger Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, in Erklärungsnot.  © Neue Visionen Filmverleih

Spätestens seit der letzten Weltwirtschaftskrise 2007 stehen Banken und deren Manager in Verruf. 

Gleichzeitig gilt das Finanzwesen für viele Menschen als komplexes System, das nur durchblickt, wer mindestens einen Studienabschluss in Volkswirtschaftslehre oder Wirtschaftswissenschaft besitzt.

Carmen Losmann geht in "Oeconomia" bewusst einen anderen Weg und versucht sich mittels einfacher Fragestellungen einen Weg durch den Finanz-Dschungel zu bahnen.

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Passenderweise ist ihre Dokumentation auch gleich wie eine PowerPoint-Präsentation aufgebaut. Mittels einer Mindmap soll Schritt für Schritt visualisiert werden, wie Gewinn und Verschuldung miteinander verbunden sind.

Einzelne Folien zeigen Diagramme, Kreisläufe und Informationen, die am Ende ein großes Ganzes ergeben. Was sich zunächst äußerst trocken anhört, verknüpft Losmann geschickt mit realen Bildern. So leitet sie beispielsweise vom Raster ihres Computerbildschirms zu den verspiegelten Banktürmen in Frankfurt am Main über.

Die deutsche Finanzhauptstadt wird dann auch zum zentralen Schauplatz und bildet mit ihrer meterhohen Skyline, den funktionalen Konferenzräumen und zahlreicher namenloser Menschen in Anzügen und Kostümen eine scheinbar perfekte, aber ebenso kalte Atmosphäre für "Oeconomia".

In "Oeconomia" entlarvt Regisseurin Carmen Losmann die perfiden Tricks des Finanzsektors

Schöner Schein: Banker haben stets einen tollen Ausblick, lassen sich aber selten in die Karten schauen.
Schöner Schein: Banker haben stets einen tollen Ausblick, lassen sich aber selten in die Karten schauen.  © Neue Visionen Filmverleih

Genauso präsentieren sich auch Losmanns Interviewpartner. Doch die allzu perfekte Fassade der Manager und Bankangestellten bröckelt alsbald. 

Geschickt richtet die Filmemacherin ihre Kamera direkt auf die Gesichter ihres Gegenübers. So entsteht der Eindruck, als würde der Zuschauer selbst seine Fragen an die Person auf der Leinwand richten. 

Und diese geraten allzu oft bei eigentlich simpel formulierten Aussagen ins Straucheln - wenn sie denn überhaupt zu Gesprächen bereit sind und nicht schon vorher jede Auskunft verweigern.

Nicht selten stößt die Dokumentarfilmerin auf Widerstand bei ihren Recherchen. Nachgestellte Telefonate belegen, dass ihr die Drehgenehmigung entweder komplett verweigert wurde oder sie nur nachgestellte Szenen aufzeichnen darf.

Antworten wie "es funktioniert nur so lange es funktioniert" liefern nicht nur einen entlarvenden Blick hinter die Fassade des Finanzsektors, sondern zeigen auf, dass viele der Interviewten selbst keine richtige Ahnung von dem haben, was sie da treiben.

Umso bemerkenswerter ist es, dass Losmann trotz aller Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, nicht locker lässt, immer wieder nachbohrt und am Ende eine Doku erschafft, die nicht nur einen gut verständlichen Einblick in die Finanzwelt gibt, sondern ebenso verdeutlicht, vor welchen Problemen wir in Zukunft stehen werden: "Die Profite von heute sind die Schulden von morgen".

Titelfoto: Neue Visionen Filmverleih

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