"The Innocents": Grundschüler foltern sich gegenseitig!
Deutschland - Hinter den süßen Gesichtern verbirgt sich das Böse! In "The Innocents", der am 14. April in den deutschen Kinos startet, läuft ein übernatürliches Spiel zwischen vier Kindern gewaltig aus dem Ruder. Warum Ihr den norwegischen Cannes-Beitrag auf keinen Fall verpassen solltet, lest Ihr in der TAG24-Filmkritik.
"The Innocents" beginnt aus Sicht der neunjährigen Ida (Rakel Lenora Fløttum), die mitten in den Sommerferien in eine Hochhaussiedlung umziehen muss. Ihre Eltern konzentrieren sich dabei ganz auf Idas große Schwester Anna (Alva Brynsmo Ramstad), die an einer schweren Form von Autismus leidet.
Ihre Frustrationen und Langeweile lässt Ida heimlich an Anna aus, die das Sprechen verlernt hat und den Grausamkeiten ihrer Schwester absolut hilflos ausgeliefert ist. Die ahnungslosen Eltern übertragen Ida immer wieder die Verantwortung für Anna und lassen die zwei Mädchen tagsüber fernab aller Kontrolle draußen spielen.
Bald treffen die Schwestern auf die beiden übernatürlich begabten Nachbarskinder Aisha (Mina Yasmin Bremseth Asheim) und Ben (Sam Ashraf). Zusammen sind die vier Kinder in der Lage, einander ihre Gedanken zu übertragen und Gegenstände in ihrer Umgebung zu manipulieren.
Das anfangs harmlose Treiben eskaliert, als Bens Kräfte stärker werden und in rohe Gewalt abdriften, die nicht nur die drei Mädchen, sondern auch die gesamte Siedlung in ein tödliches Spiel verwickeln ...
Deutscher Trailer zu "The Innocents" von Regisseur Eskil Vogt
"The Innocents" ist fesselnder Horror auf hohem Niveau
Bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes wurde der norwegische Beitrag von Drehbuchautor und Regisseur Eskil Vogt (47, u. a. Drehbuchautor für "Der schlimmste Mensch der Welt") bereits in den höchsten Tönen gelobt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, punktet das Werk doch in so ziemlich allen vorstellbaren Kategorien.
"The Innocents" schafft nicht nur subtilen Psycho-Horror im Sonnenschein weitab blutrünstiger Splatter-Filme wie "The Sadness", sondern besticht auch durch ein herausragendes junges Kinderensemble, das das Drehbuch teilweise mitbeeinflusst hat.
Besonders hervorzuheben sind dabei die Leistungen von Rakel Lenora Fløttum und Sam Ashraf. Beide schaffen den schon für erwachsene Schauspieler herausfordernden Drahtseilakt zwischen Gut und Böse. Sie sind aber keine typischen "Teufelskinder", weshalb man trotz ihrer manchmal fragwürdigen Moral stets mit ihnen mitfiebert.
Was Ben und Ida genau anstellen, wird an dieser Stelle aus Spoiler-Gründen nicht verraten. "The Innocents" deutet Dinge lieber an, bringt einen aber trotzdem zum Schaudern, obwohl (oder vielleicht gerade weil) man keine tiefen Einblicke in fremde Gedärme serviert bekommt.
Norwegischer Originaltrailer zu "The Innocents"
"The Innocents" beleuchtet die rätselhafte Welt des Kindseins auf unheimliche Weise
Im Mittelpunkt stehen dagegen die wandelbaren Beziehungen der vier Kinder untereinander, ihre Ängste und ihre Gefühle, die sie ihren Eltern niemals so richtig vermitteln können.
Teilweise hängt das mit dem übernatürlichen Aspekt zusammen, auf einer anderen Ebene verarbeitet Eskil Vogt auch seine eigenen Erfahrungen als Vater. Denn besondere Inspiration für den Film erhielt er, als sich seine Kinder beim Spielen "ganz anders verhalten" haben, wenn sie ihn nicht bemerkten.
Diese ihm fremde, geheime Welt faszinierte Vogt und weckte Erinnerungen an seine eigene Kindheit in einer riesigen und manchmal beängstigenden Hochhaussiedlung.
Daraus entstanden ist ein intelligentes, präzises Drehbuch, das zwar seine bisher noch unbekannten Hauptdarsteller unterstützt, ihnen aber auch Freiraum für starke Darstellungen lässt und Diskurse über kindliche Ängste und Moralität anstößt.
Zusammen mit spannenden Schnitten, realistisch gestalteten Sets sowie vielseitig genutzten Drehorten begeistert "The Innocents" selbst Horror-Muffel und hallt auch nach dem Abspann lange nach. Die Namen der Hauptdarsteller sollte man sich definitiv notieren. Unbedingt im Kino anschauen!
Titelfoto: PR/capelight pictures