Hamburg/Stuttgart - Seit 25 Jahren begeistert Musical-Star Willemijn Verkaik (50) mit ihrer herausragenden Stimme auf den Bühnen dieser Welt - so auch am Montagabend bei ihrem ersten Jubiläumskonzert in Hamburg. Ein zweites gibt die Sängerin am 23. Juni in Stuttgart. "Ich wollte dem Publikum wirklich etwas zurückgeben", erklärte die 50-Jährige im TAG24-Interview.
Mit einer Mischung aus eigenen Favoriten und Publikumslieblingen nimmt Willemijn Verkaik ihre Fans mit auf eine persönliche Zeitreise voller Emotionen, Anekdoten und natürlich ganz viel Musik.
Insgesamt wirkte sie (bis jetzt) in über 20 Produktionen in sechs Nationen mit. Ihre Paraderolle als "Elphaba" im Musical-Hit "Wicked" verkörperte die gebürtige Niederländerin gleich in vier Ländern – unter anderem im Londoner West End und am Broadway in New York.
Auch abseits der Musical-Bühne begeisterte sie ein Millionenpublikum: Als deutsche Gesangsstimme von "Elsa" in Disneys "Die Eiskönigin" ("Lass jetzt los") sang sie sich nicht nur in die Herzen unzähliger Kinder, sondern schaffte es sogar 2020 zu den Oscars.
TAG24: Willemijn, erinnerst Du Dich noch an den Moment, an dem Du Dich - salopp gesagt - ins Musical verliebt hast?
Willemijn: Ja, das war tatsächlich sofort, als ich mit dem Musical angefangen habe. Mein erstes Stück war Elisabeth in Scheveningen - das war mein Einstieg. Ich habe sofort gemerkt, wie sehr mir dieses Genre liegt. Es war ein echtes Abenteuer, ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Aber ich habe schnell gemerkt, wie viele Möglichkeiten sich da bieten. Ich habe viel Schauspiel- und Tanzunterricht genommen und gemerkt: Das liegt mir.
TAG24: Gibt es eine Produktion, die Dich besonders geprägt hat?
Willemijn: Das ist dann wohl Wicked. Das Stück hat mich über zehn Jahre beschäftigt, etwa sechs Jahre davon habe ich die Elphaba gespielt - nicht nur in Stuttgart und Oberhausen, sondern auch in den Niederlanden, im West End in London und am Broadway. Diese Rolle hat mir so viele Türen geöffnet.
Willemijn Verkaik über die Oscars: "Als der Anruf kam, dachte ich, es ist ein Scherz"
TAG24: Gibt es Momente Deiner Karriere, die Dir heute noch unwirklich erscheinen?
Willemijn: Zwei fallen mir spontan ein: Der Broadway und dann natürlich die Oscar-Verleihung! Ich durfte dort als deutsche Elsa "Into the Unknown" singen - gemeinsam mit acht anderen internationalen Elsas. Als der Anruf kam, dachte ich erst, das ist ein Scherz oder sie meinen eine andere Oscar-Verleihung irgendwo in Frankfurt vielleicht (lacht).
TAG24: Kannst Du solche Erfolgs-Momente genießen oder bist Du in Gedanken immer schon bei der nächsten Produktion?
Willemijn: Ich bin in solchen Momenten sehr fokussiert. Ich will einfach meinen Job gut machen. Erst im Nachhinein - wie als ich jetzt für mein Konzert mein Lebenslauf durchgegangen bin - merke ich: Wow, das habe ich wirklich alles erlebt. Dann bin ich auch mal stolz. Aber direkt im Moment bin ich eher geerdet.
TAG24: Wird Dir bewusst, dass Du für viele junge Menschen ein Vorbild bist?
Willemijn: Das wird mir immer wieder bewusst, wenn ich unterrichte oder bei Workshops bin. Da kommen junge Leute auf mich zu und sagen, dass ich sie inspiriere. Aber ich trage das nicht ständig mit mir herum, aber es ist schon cool, dass ich für viele so jemand sein kann, bei dem die sagen: Hey, die bringt mir Kraft oder von ihr kann ich was lernen.
Was das angeht, bin ich auch heute selbst noch oft unsicher, frage mich manchmal, ob ich gut genug bin. Gerade auf Social Media ist man sehr angreifbar. Manchmal liest man dann bestimmte Kommentare und fragt sich plötzlich: Haben die vielleicht recht? War das wirklich so schlecht? Obwohl viele in meinem Umfeld mir dann sagen: "Willemijn, Du weißt doch, was Du kannst" – ist die Unsicherheit manchmal einfach trotzdem da. Gerade, wenn ich Menschen im Publikum sehe, die doch heimlich mitfilmen.
TAG24: Wie hast Du gelernt, mit der Kritik und der Unsicherheit umzugehen?
Willemijn: Ich versuche, es nicht zu lesen. Früher habe ich mir alles angesehen - heute weiß ich: Das tut mir nicht gut. Allgemein bezogen auf die Unsicherheit habe ich im Laufe der Jahre natürlich viele Erfahrungen gesammelt, die mir Selbstbewusstsein geben und in Produktionen auch mal sagen lassen: "Ich würde das anders machen!" Natürlich bin ich immer noch aufgeregt, aber das gehört dazu. Aber ich habe weniger Angst, Fehler zu machen.
Willemijn Verkaik über 25 Jahre im Musical-Business: "Ich musste auf viele Partys verzichten"
TAG24: Jetzt die gegenteilige Frage: Gab es eine besonders schöne Fan-Reaktion, die Dir im Gedächtnis geblieben ist?
Willemijn: Ich bekomme unglaublich viele wunderbare Rückmeldungen von Menschen, die mir erzählen, dass ich sie durch meine Auftritte ablenken, berühren oder sogar wieder fröhlich machen konnte. Genau das ist der Grund, warum ich das alles mache.
TAG24: Ich stelle mir vor, dass 25 Jahre Musical auch viel Verzicht bedeutet: Was hast Du schon ewig nicht mehr gemacht, was für andere ganz alltäglich ist?
Willemijn: Nicht gemacht ist vielleicht übertrieben, aber ich muss schon oft auf Partys verzichten. Meine Familie kennt das auch schon. Zum Beispiel: Neulich bei einer Feier vom & Julia-Team - da lief laute Musik. Und ich habe gesagt: "Sorry, Leute, das schaffe ich nicht". Denn wenn ich über die Musik sprechen muss, dann kann ich am nächsten Tag nicht mehr gut singen. Es gehört zum Job dazu, Rücksicht zu nehmen und trotzdem ist es manchmal schade: Im Nachhinein hört man dann, was man alles verpasst hat.
TAG24: Und trotzdem bist Du seit 25 Jahren dabeigeblieben. Was war Dein Antrieb - trotz all der Verzichte?
Willemijn: Es ist einfach ein Teil von mir. Ich habe als Kind - so mit elf, zwölf - gemerkt, dass ich singen kann, und das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Ich habe gemerkt: Das bin ich und ich muss mich nicht verstecken. Ich habe mich stark gefühlt beim Singen. Und das ist bis heute so. Ich fühle mich auf der Bühne sehr wohl. Es macht mir wahnsinnig Spaß, Menschen Freude zu bereiten. Und ja, vielleicht ist es auch ein bisschen eine Sucht. (lacht)
Für Willemijn Verkaiks zweites Jubiläumskonzert in Stuttgart am 23. Juni gibt es noch wenige Tickets unter stage-entertainment.de. Ihr erstes in Hamburg am Montag war innerhalb weniger Tage ausverkauft, aufgrund der hohen Nachfrage wird es am 1. September ein Zusatzkonzert in der Hansestadt geben.