Barock mit Discokugel: 40 Veranstaltungen bei Musikfest in Mitteldeutschland
Dresden/Bad Köstritz/Weißenfels - "Weltsichten. Zwischen den Zeiten" - so lautet das Motto vom 28. Heinrich Schütz Musikfest 2025, das am 2. Oktober beginnt. Elf Tage lang stehen rund 40 Veranstaltungen zwischen Alter und Neuer Musik in ganz Mitteldeutschland auf dem Programm. Ungewöhnlich: Erstmals schlagen Festkonzerte eine Brücke zur Wissenschaft.

Heinrich Schütz (1585-1672) gilt als bedeutendster deutscher Komponist des Frühbarocks; geboren in Bad Köstritz (Thüringen), gestorben in Dresden (Sachsen), dazwischen lange in Weißenfels (Sachsen-Anhalt) lebend.
Entsprechend findet das Festival in allen Schütz-Städten der drei Bundesländer statt, zuzüglich Gera und Zeitz.
Das Motto soll verdeutlichen, dass Schütz' Werk bis heute wirkt.
Projektleiterin Hanna Viehöfer-Jürgens: "Wir wollen Verbindungen spürbar machen von den Klangwelten des 17. Jahrhunderts bis in die Gegenwart." So würden neben Barockmusik auch von Schütz inspirierte zeitgenössische Werke gespielt. "Wir erleben derzeit eine Welt der Krisen und Umbrüche", so Viehofer-Jürgens, auch eine rasante Entwicklung mit KI und Vernetzung: "Schütz wäre erstaunt, wie klein die Welt geworden ist. Das Plakatmotiv greift das auf: ein facettenreich leuchtender Globus, bei dem man gerne auch an eine festliche Discokugel denken darf."
Geprägt wird der Festivaljahrgang '25 vom Artist in Residence Gregor Meyer und "seinen" Ensembles, dem GewandhausChor und dem Ensemble 1684. Meyer: "Ich bin nicht DER Schütz-Experte und schaue gern über den Tellerrand der Alten Musik hinaus."
Gestaltet hat er vier Programme. Jeweils zwei dieser Residenzkonzerte beziehen sich aufeinander: "Resonanz" und "Transparenz" sowie "Mikrokosmos" und "Makrokosmos". Das Festival betritt mit einigen davon Neuland.

Schütz' Barockmusik trifft auf Quantenphysik

So wird im Internationalen Jahr der Quantenphysik Barockmusik auf moderne Wissenschaft treffen. Für das Konzert "Mikrokosmos" etwa sind Schütz' "Kleine geistlichen Konzerte" an quantenphysikalischen Phänomenen entlang gruppiert.
Die Dresdner Quantenphysikerin Elena Hassinger wird diese aus der Musik herausarbeiten. Das Konzert findet im Heinz-Schönfeld-Hörsaal der TU Dresden statt (3. Oktober).
Beim Abschlusskonzert "Makrokosmos" mit Auszügen aus den "Psalmen Davids" und den "Symphoniae sacrae III" wird die Meteorologin, Klimaforscherin und angehende Astronautin Insa Thiele-Eich Verbindungen von Musik und Forschung erläutern.
Meyer: "Es geht um Ewigkeit, Unendlichkeit und die Frage, wie wir auf die Welt schauen, damals und heute" (12. Oktober, St. Marienkirche in Weißenfels).
Weiteres Highlight in Dresden: Im Konzert "Transzendenz" erklingt "Prosopopeia - A Study of Personification" (2010), ein Werk der italienischen Komponistin Lucia Ronchetti (62), das Schütz' "Musikalische Exequien" aufgreift. Flankiert wird es von Texten unter anderem vom Bestatter und Bestseller-Autor Eric Wrede, der - wie Ronchetti - vor Ort ist. "Thema ist das biologische Phänomen des Sterbens", sagt Meyer (10. Oktober, Dreikönigskirche).
Schütz-Musik pur gibt's natürlich auch. Programm und Tickets: www.schütz-musikfest.de
Titelfoto: Anne Hornemann