Kerstin Ott "sturzbetrunken" auf der Bühne: "Ich habe es nicht gemerkt"

Heide - Sängerin Kerstin Ott ist seit ihrem Hit "Die immer lacht" nicht mehr von den Schlagerbühnen Deutschlands wegzudenken. Hinter den Kulissen brauchte die heute 43-Jährige aber erstmal einige Zeit, um sich an ihr neues Leben zu gewöhnen, wie in der neuen Folge des Podcasts "Plantbased" erzählte.

Heute ganz selbstbewusst, doch früher musste sich Kerston Ott (43) Mut antrinken, um auf die Bühne zu gehen.
Heute ganz selbstbewusst, doch früher musste sich Kerston Ott (43) Mut antrinken, um auf die Bühne zu gehen.  © Britta Pedersen/dpa

An ihre ersten Auftritte könne sie sich gar nicht mehr erinnern, wie sie im Gespräch mit Host Yannick Haldenwanger gestand.

"Ich war da sturzbetrunken. Ich hatte am Anfang so viel Angst vor der Bühne, dass ich mir hinter der Bühne richtig Wodka eingeschenkt habe, weil ich nicht wusste, wie ich das alles händeln kann."

Ein halbes Jahr lang sei sie mindestens viermal die Woche betrunken gewesen: "Meine Frau sagt heute immer, ich bin nüchtern auf die Bühne gegangen und kam sturzbetrunken wieder runter. Auf der Bühne war vermutlich so wie Adrenalin in mir, dass ich es nicht gemerkt habe."

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Alkohol sei in der Eventbranche ständig verfügbar -für Ott eine toxische Kombination.

"Ich bin ein 'Ganz oder gar nicht'-Typ. Zwei Gläser und dann heim? Das funktioniert bei mir nicht. Ich war immer die Letzte an der Bar. Irgendwann wollte ich das nicht mehr. Ich wollte klar sein, präsent sein." Und auch wenn sie bei ihrem ersten nüchternen Auftritt zwischen den Songs nicht mal ein "Hallo" herausbrachte, habe sie durchgehalten.

Wirklich abstinent sie die Sängerin aber erst seit einem Solo-Trip nach Portugal im Frühjahr 2023. Der Schlüsselmoment kam während einer Wanderung auf dem Fishermen's Trail. "Ich hatte einen tollen Tag vor mir mit 30 Grad, 27 Kilometer Strecke, immer am Meer lang, toller Blick, doch irgendwann merkte ich, dass ich kein Wasser mehr hatte, aber noch eine halbe Flasche Wodka im Rucksack."

Dann sei die Erkenntnis: "Kerstin, jetzt ist wirklich Feierabend. Deine Prioritäten sind ganz falsch gesetzt." Seitdem habe sie kein Tropfen Alkohol mehr getrunken, aufgehört zu rauchen und sei vegan geworden.

Kerstin Ott verzockte über 150.000 Euro

Innerhalb von drei Monaten wurde Ott vegan, hörte auf zu Rauchen und trank keinen Alkohol mehr.
Innerhalb von drei Monaten wurde Ott vegan, hörte auf zu Rauchen und trank keinen Alkohol mehr.  © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Doch nicht nur Alkohol begleitete ihr Leben lange, sondern auch andere Süchte. "Jede Sucht hat sich bei mir die Klinke in die Hand gedrückt", so Kerstin Ott.

Mit elf Jahren habe sie angefangen zu rauchen, mit 18 sei sie spielsüchtig geworden – "Am Ende habe ich über 150.000 Euro verzockt" –, kaum habe sie sich da herausgekämpft, sei sie mit Mitte 20 im Nachtleben versackt.

"Ich verlagere meine Süchte total", so die 43-Jährige. "Das weiß ich inzwischen auch über mir und kann heute gut dagegen ansteuern. Ich kompensiere mit Bewegung, Zeit in der Natur, Musik. Aber ich muss wachsam sein. Ich kenne meine Muster."

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Ihr Appell an alle, die in ähnlichen Situationen wie sie damals stecken: "Bleibt dran, es lohnt sich!"

Ihre Spielsucht habe sie beispielsweise erst im zehnten Versuch endgültig besiegen können.

Titelfoto: Britta Pedersen/dpa

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