Krebskranke Hippie-Ikone Rainer Langhans zum 85. wunschlos: "Bin ja schon glücklich"

Von Sabine Dobel

München - Rainer Langhans (84) radelt, spielt Tischtennis, meditiert. Der Alt-68er lebt seit Jahren mit der Diagnose Prostatakrebs – und bereitet sich nach eigenen Worten aufs Sterben vor.

Rainer Langhans (84, r.) sitzt mit seinen Partnerinnen Gisela Getty, Christa Ritter und Brigitte Streube (v.l.) bei einem gemeinsamen Fototermin.  © Felix Hörhager/dpa

Im März hatten Schlagzeilen aufgeschreckt: Langhans liege im Sterben, war zu lesen. Langhans hat das anders gemeint.

"Ich habe mich aufgrund des inneren Weges mit dem Sterben schon lange beschäftigt. Ich übe Sterben, kann man sagen", erläuterte er. Damit gehe es ihm "sehr gut". Am 19. Juni wird er nun 85 Jahre alt.

Sein Umgang mit der Krankheit klingt eigenwillig. Über die Krebs-Diagnose "war ich begeistert anstatt erschrocken", sagt er. Meditation bedeute, dass man jeden Tag zu sterben versuche. Der Krebs habe ihm die Chance gegeben, dieses Üben zu intensivieren.

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Er wolle Menschen Mut machen, eine Krankheit anzunehmen, sagt der Ex-Kommunarde. Er erlebe gerade, dass sich, "seitdem ich diese Diagnose habe, mein Leben noch mal entschieden verbessert".

Mit drei Frauen lebt er im Münchner Stadtteil Schwabing in einer gelegentlich "Harem" genannten Gemeinschaft, wenngleich nicht in einer Wohnung. "Es ist eine Kommune, aber dadurch, dass die Körper nicht zusammenleben, können wir geistig zusammenkommen."

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"Artgerechte Haltung" statt Chemotherapie

Radfahren, Spaziergänge, ein wenig Tischtennis, Meditation. Für die Hippie-Ikone ist dieser Tagesablauf "artgerechte Haltung".  © Felix Hörhager/dpa

Die Frauen sind bisher nicht besonders besorgt um ihren Rainer. Auch sie befänden sich auf diesem Weg. "Sterben lernst du nur, wenn du dein Leben positiv interpretierst", sagt Christa Ritter.

Sie lebt mit Gisela Getty und Brigitte Streubel im selben Haus in Schwabing, jede aber in ihrer Wohnung. Die Frauen verstehen sich auch untereinander als Gemeinschaft.

"Wir inspirieren uns gegenseitig." Den Begriff "Harem" sehen sie entspannt. Er werde kolonialistisch missverstanden als Unterdrückung der Frauen – was so nicht stimme, sagt Ritter.

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Auch im fortgeschrittenen Alter bleibt der Grimme-Preisträger, Autor, Schauspieler und Filmemacher in seiner Lebensführung radikal: Vegetarische Ernährung. Spaziergänge. Radfahren. Ein wenig Tischtennis. Meditation.

"Artgerechte Haltung" nennt Langhans das. Er habe derzeit keinerlei Symptome, sagt er. Er habe keine Operation und keine Chemotherapie gewollt, bekomme aber eine Therapie, die das Testosteron palliativ auf Null herunterfahre.

"Ich bin chemisch kastriert", sagt er. "Ich bin also überhaupt kein Mann mehr, wenn man so will. Ich bin inzwischen ein Mensch, statt nur ein Mann zu sein." Auch das sieht er als Chance: Es hebe "über all diese Niederungen der Libido hinaus".

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