Sängerin Anna Grey: "Zimmernachbarin hat neben mir Klingen geschluckt"

Hamburg - Anna Grey (23) hat ihren Durchbruch als Musikerin geschafft. Doch der Weg dorthin war die Hölle. Bei "deep und deutlich" sprach sie über ihre Krankheit und Suizidversuche.

Anna Grey (23) hatte mit 15 schon drei Suizidversuche hinter sich.  © Instagram/annagrey.music

Sie stammt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Hamburg und lernte schon in frühen Jahren die dunkelsten Seiten des Lebens kennen.

"Die Selbstverletzung hat sehr früh angefangen, mit neun, zehn oder elf Jahren. Dann kam die Essstörung dazu. Das war die größte Form von Selbstverletzung" so Grey.

Erst litt sie an Magersucht, dann an Bulimie. Irgendwann setzte Haarausfall ein, sie war zu schwach, um Treppen zu steigen. "Es ist alles wie ein krasser Teufelskreis nach unten gewesen", erzählte die Norddeutsche.

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Mit 14 Jahren merkte sie, dass sie nicht mehr alleine zurechtkommt und suchte Hilfe bei ihrer Mutter. "Wir sind zu vielen Therapeuten gegangen", so Grey. Eine Psychologin habe sie auch körperlich durchgecheckt und gesagt: "Wenn du auf diesem Level weitermachst mit der Selbstzerstörung, hast du keine drei Monate mehr."

Auf dem Dorf habe man Depressionen nicht ernst genommen, die Psychiatrie sei ein absolutes Tabu-Thema gewesen.

"Erstens gibt es das nicht, Depressionen. Du bist nur ein bisschen traurig, steh mal auf. Und zweitens: Darüber spricht man halt nicht. Das hat mir sehr zugesetzt damals", sagte Grey, die mit bürgerlichem Namen Anna Pape heißt und mit dem Bruder von Sarah Connor, Robin Lewe, ein gemeinsames Kind hat.

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Klinikzeit hat Anna Grey sehr geprägt

Aminata Belli (33, M.) moderiert "deep und deutlich" abwechselnd mit Michel Abdollahi (44, r.) und Lola Weippert (29).  © NDR/Beba Lindhorst

Mit 15 Jahren folgte ihr erster Suizidversuch, wenig später ein zweiter. Nach ihrem dritten Versuch wachte sie im Krankenhaus auf.

"Ich hing noch am Tropf und hab' meine Mama gesehen, ihr Gesicht gesehen, und erkannt wie mitgenommen sie mittlerweile war. Da habe ich gedacht: Koste es was es wolle, ich will diesen Langzeittherapieplatz", erzählte sie.

Es begann die intensive Klinikzeit, in der sie sehr jung Sachen gesehen habe, die man im normalen Leben nicht sehen würde. "Meine Zimmernachbarin hat neben mir Klingen geschluckt. Es wurden tagtäglich Spiegel eingeschlagen, um sich verletzende Dinge anzutun (...) Das hat mich sehr geprägt", so Grey.

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Sie habe dennoch gelernt mit ihren Problemen umzugehen, mit sich selbst umzugehen. "Da war es ein Bedürfnis für mich, darüber zu sprechen. Dann habe ich gemerkt, wie die ersten Personen sich verstanden gefühlt haben", erzählte die 23-Jährige. "Ich wollte eh Musik machen und habe immer alles mit Musik verarbeitet. Ich spreche in meiner Musik darüber", so Grey.

Im Frühjahr kam ein Mädchen zu einem Meet and Greet mit der Sängerin. Sie sei etwa 15 Jahre alt gewesen. Ihre Mutter umarmte sie unter Tränen und sagte zu ihr: "Ohne dich würde sie das alles nicht schaffen."

Von dem Mädchen bekam sie ein Buch. 276 Tage lang habe das Mädchen dieses Buch geschrieben, mit Gründen, warum und wie die Musik von Anna Grey ihr geholfen habe.

"Sie hat mir geschrieben, an Tagen, an denen sie nicht weitermachen wollte, wieso sie durchhält. Das sind Momente, da weiß man, aufgeben gibt's nicht. Es hat einen Sinn", sagte die junge Mutter.

Normalerweise berichtet TAG24 nicht über Suizide oder Suizid-Gedanken. Da es sich um eine Person des öffentlichen Lebens handelt, hat sich die Redaktion entschieden, es doch zu thematisieren. Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222oder 08001110116123.

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