Moritzburg - Erst wenn "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (1973) über den Bildschirm flimmert, ist für viele Menschen Weihnachten perfekt.

Die in Moritzburg, im Böhmerwald und auf Wasserschloss Svihov (bei Pilsen) gedrehte deutsch-tschechische Co-Produktion feiert ihren 48. Geburtstag.

Zeit, einmal 48 Fakten, Geheimnisse und Kuriositäten rund um das Weihnachtsmärchen aufzudecken.

1. Im deutschen Fernsehen läuft der Filmklassiker seit Jahrzehnten gleich mehrfach zum Fest - in diesem Jahr mindestens zwölfmal!

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2. Er wurde in Tschechien zum besten Märchenfilm des 20. Jahrhunderts gewählt. Über 700.000 Mal wurde er in Deutschland auf DVD gekauft.

3. Ein echter Zungenbrecher: Der tschechische Originaltitel des Films lautet "Tri oríšky pro Popelku".

4. Ein Zufall machte den Klassiker zum Weihnachtsfilm: Die Filmstudios in Babelsberg waren nur im Winter frei. Damit alles auf einmal abgedreht werden konnte, wurde der Frühlingsstreifen umgeschrieben und die Aufnahmen bei Kälte draußen fortgesetzt - in viel zu dünnen Kleidern.

5. Geändert wurde nur ein Kleid: Dana Hlavacova (76), die die böse Schwester Dora spielte, war zu dieser Zeit im sechsten Monat schwanger.

6. Eigentlich sollte die tschechische Schauspielerin Jana Preissova (73) die Rolle des Aschenbrödels spielen. Doch sie war schwanger und musste die Rolle absagen.

7. Begehrte Aschenbrödel-Rolle: 2000 Mädchen stellten sich bei Regisseur Vaclav Vorlicek (†88) vor. Dann erinnerte er sich an die junge Schauspielerin Libuse Safrankova (†68), die er zuvor einmal in einer kleinen Rolle gesehen hatte.

8. Beim ersten Treffen mit Libuse Safrankova ließ der Regisseur die Schauspielerin über eine Stunde warten. Sie las indes das Drehbuch.

9. Eher zufällig kam Pavel Travnicek (71) zu seiner Prinzen-Rolle. Er hatte in einem Abschlussfilm eines Freundes mitgemacht, dessen Prüfer zufällig Vaclav Vorlicek gewesen war.

10. Dass Travnicek ein bisschen Ähnlichkeit mit dem französischen Schauspieler und Filmproduzent Alain Delon (86) hatte, soll dabei entscheidend gewesen sein.

11. Wegen seines starken mährischen Akzents musste Travnicek von Schauspieler Petr Svojtka (†35) in der eigenen Sprache synchronisiert werden.

12. Als Rolf Hoppe (†87) als König ausgesucht wurde, durfte er sich – wie im wahren Leben – seine Königin selbst aussuchen. Er wählte die Schauspielerin Karin Lesch (86).

13. Das stand nicht im Drehbuch: Wenig freute sich am Ende Knecht Vinzek mit dem jungen Glück. Schauspieler Vladimir Mensik war beim Dreh ständig betrunken. Angeblich schlief er schlecht.

14. Das stank zum Himmel: Schneelos war der Winter 1972/73 in der DDR: Der verwendete Kunst-Schnee war aus übel riechendem Fischmehl hergestellt.

15. Bei Außenszenen, die im Böhmerwald gedreht wurden, war wiederum so viel Schnee, dass das Pferd von Prinz Travnicek in eine schneeverwehte Grube bis zu den Ohren einsank - samt Prinz!

16. Den Schneeball, den scheinbar Aschenbrödel auf den Prinzen warf, feuerte in Wirklichkeit Regisseur Vorlicek an dessen Kopf.

17. Das Wasserschloss Svihov in Böhmen war in einem derartig schlechten Zustand, dass zum Dreh die Ruine aufwändig geschmückt werden musste.

18. In der Realität liegen Schloss Moritzburg und das Wasserschloss Svihov circa. 218 Kilometer voneinander entfernt. Der Weg zum Ball wäre selbst mit einem schnellen Pferd in einer Nacht nicht machbar.

19. Regisseur Vorliceks Film war so teuer, dass er darauf bestand, alles sofort beim ersten Mal abzudrehen. Das gelang nicht immer.

20. Mindestens 50 Mal wurde die Szene gedreht, in der der Prinz aus dem Schloss hinter Aschenbrödel herläuft.

21. Aus Spargründen sind dann auch ein paar Kuriositäten "gerettet" worden: Eine Elektroleitung, ein Telegrafenmast, der Handschuh eines Tierpflegers oder ein fliegendes Hufeisen von Pferd Nikolaus würzen den Film.

22. Im Jahr 2018 gestaltete "Post Modern" eine limitierte Sonderbriefmarke mit zwei Motiven der Hauptdarstellerin. Anlass war der 45. Geburtstag des Films.

23. Damit die Eule Rosalie zwinkert, musste Regisseur Vorlicek ihr mit Stroh in den Hintern piksen.

24. Auch Pferd Nikolaus kommunizierte im Stall stehend nicht freiwillig mit Aschenbrödel. Damit es sich zu seiner Herrin drehte und mit dem Kopf nickte, saß unter dem Bauch ein "Helfer", der mit einer Möhre fuchtelte.

25. Nikoläuse gab es drei. Zwei in Tschechien, einen in Deutschland. Pferde durften wegen in der CSSR herrschenden Maul- und Klauenseuche nicht über die Grenze gebracht werden.

26. Eines der tschechischen Pferde – sein Name war in Wirklichkeit Bonek - fand kein märchenhaftes Ende. Es wurde zu Salami verarbeitet.

27. Nur zwei Mal wird Libuse Safrankova von einer Stuntfrau hoch zu Ross ersetzt, einmal bei einem Sprung über einen Baumstamm. Ein zweites Mal bei der Flucht aus dem Schloss: Das Risiko war zu groß, dass sie sich etwas brechen könnte.

28. Der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident von Brandenburg Ulrich Junghanns (65) doubelt den Prinzen auf dem Pferd. Zu dieser Ehre kam er, weil er Pferdewirt im Hengstdepot Moritzburg lernte.

29. Libuse Safrankova galt als Pferdeflüsterin: Pavel Travniceks Filmpferd war extrem störrisch. Als Aschenbrödel es stehlen sollte, spitzte es brav die Ohren und wartete auf die Befehle.

30. Das Liebespaar tanzt mitnichten in den romantischen Räumen auf Schloss Moritzburg. Die Aufnahmen entstanden in den Filmstudios Babelsberg. Man sieht es auch an der Form der Fenster.

31. Nicht im Drehbuch stand die Szene, in der Kleinröschen (Helena Ruzickova, †67) den Prinzen beim Tanz auf den Arm nimmt. Es war die spontane Laune der Schauspielerin selbst.

32. Die Schuhe des Prinzen rutschten ihm beim Tanz dauernd von den Füßen.

33. Aschenbrödel und der Prinz haben sich nicht ein einziges Mal in dem Film geküsst.

34. Der Kuss folgte erst 1982: Da traf sich das Paar noch einmal in dem Märchenfilm „Der dritte Prinz“ (1983).

35. Man gönnt es ihnen, aber die böse Stiefmutter und die Stiefschwester fielen nicht selbst in den Teich. Sie wurden gedoubelt. Schade: Der Teich war tatsächlich gefroren.

36. Geradezu futuristisch: Knecht Vinzek (Vladimir Mensik, †58) sägt Äste mit einer Bügelsäge, die der Menschheit erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts zur Verfügung stehen wird

37. Die Filmmusik war ein Blitzeinfall: Komponist Karel Svoboda (†68) kam die Melodie spontan in den Kopf. Noch nachts rief er Vorlicek an und klimperte ihm am Telefon das Lied vor.

38. Gottlos ist nur die deutsche Fassung: In der tschechischen Filmversion singt Karel Gott (†80). Auf den müssen die deutschen Fans im Film verzichten.

39. "Küss mich, halt mich, lieb mich": 2009 veröffentlichte die deutsche Schlagersängerin Ella Endlich (37) das Lied, das auf der Melodie der Originalmusik beruht.

40. Während der Moritzburger Ausstellung klauten im Februar 2014 Diebe ein Duplikat von Aschenbrödels Ballkleid. Drei Monate später gaben sie es anonym mit dem Hinweis zurück, dass sie sich einen Kindheitstraum erfüllt und in dem Kleid geheiratet haben.

41. Es funkte zwar nie wirklich zwischen Libuse Safrankova und Pavel Travnicek. Sie verband aber eine Freundschaft.

42. Libuse Safrankova feierte im wahren Leben ihre Traumhochzeit mit dem Schauspieler Josef Abraham (82) nur knapp vier Jahre nach der Premiere des Films.

43. Prinz Travnicek brauchte länger, um seine "Prinzessin" zu finden. Er ist jetzt zum vierten Mal verheiratet. Mit seiner Frau Monika (32) hat er seit 2016 Prinzen-Nachwuchs.

44. Libuse Safrankova lebte sehr zurückgezogen mit ihrem Ehemann Josef Abraham. Nach ihrem jahrelangen Kampf gegen den Lungenkrebs erlag sie schließlich zwei Tage nach ihrem 68. Geburtstag den Folgen der Krankheit.

45. Nicht nur ewiger Prinz: Pavel Travnicek wurde auch zum König – in der Familien-Show "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" in Tschechien.

46. Seit dem Filmdreh besuchte Pavel Travnicek Schloss Moritzburg mehrmals, um sich die Ausstellung zu "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" anzusehen und Autogramm für seine Fans zu schreiben.

47. Ein erstes Remake-Angebot seines Märchenklassikers von 2012 von deutscher Seite lehnte der Regisseur Vorlicek ab.

48. Laut der Produzentin Solveig Langeland (54) sollte die Neuauflage von "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" 2021 der verstorbenen Libuse Safrankova ein Denkmal setzten. Ursprünglich war geplant, dass die Schauspielerin im Film mitspielt.

Sei es der Kultfilm von 1973 oder doch die Neuauflage von 2021, das Märchen "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" wird wohl auch in Zukunft zu den beliebtesten Weihnachtsfilmen zählen.