"Es wurde nichts wiedervereinigt": Wie Ostdeutsche heute auf die Einheit blicken

Leipzig - Am 3. Oktober jährt sich die Deutsche Einheit zum 35. Mal. Das ZDF hat das zum Anlass genommen und in der Dokumentation "Einigkeit, Verdruss und Freiheit - Wo stehen wir im Osten?" an verschiedenen Orten nachgefragt, wie die Stimmung heute ist.

Wolfgang Herzig (r.) und Wolfgang Kolditz (l..) sind im Traditionsverband der Nationalen Volksarmee.
Wolfgang Herzig (r.) und Wolfgang Kolditz (l..) sind im Traditionsverband der Nationalen Volksarmee.  © ZDF/Martin Kobold

"Sind wir wiedervereint?", fragte ZDF-Reporterin Birgit Wärnke die beiden älteren Männer Wolfgang Herzig und Wolfgang Kolditz. Beide waren zu DDR-Zeiten in der Nationalen Volksarmee (NVA).

"Nein, immer noch nicht", antworte Herzig. "Es wurde nichts wiedervereinigt, es war ein Beitritt. Die Staaten wurden nicht auf gleichberechtigter Basis zusammengefügt."

Auch Wolfgang Kolditz fühlte sich nicht dazugehörig. "Den sozialen Zusammenhalt, den kennen die Westdeutschen nicht, den es in der DDR gegeben hat", sagte er.

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Für beide bedeutete die Wende ein Bruch in ihrer persönlichen Biografie. Die NVA wurde nach dem Ende der DDR aufgelöst, beide verloren ihren Beruf und mussten neu anfangen.

Für Wolfgang Herzig ist die dazu gewonnene Freiheit kein Ausgleich für die nicht erreichten persönlichen Ziele.

Petra Peterhänsel aus Thüringen hat ihre Chancen genutzt

Petra Peterhänsel begann ihre berufliche Laufbahn im VEB-Werk in Eisenach. Heute leitet sie das BMW-Werk in Leipzig.
Petra Peterhänsel begann ihre berufliche Laufbahn im VEB-Werk in Eisenach. Heute leitet sie das BMW-Werk in Leipzig.  © ZDF/Martin Kobold

Dass es auch anders geht, zeigt Petra Peterhänsel. Die gebürtige Thüringerin leitet heute das BMW-Werk in Leipzig, das vor allem bei den E-Autos firmenintern ein Vorreiter ist und mehr als 6000 Angestellten hat.

Sie machte in der DDR ihre Ausbildung im VEB-Automobilwerk in Eisenach. Dort wurde das Kult-Auto Wartburg produziert. Gegen die Konkurrenz aus dem Westen konnte das Fahrzeug damals nicht mithalten.

"Ich habe meine Chancen genutzt. Ich habe das gemacht, was ich machen wollte. Ich wollte Führung, Herausforderung und Verantwortung übernehmen", erklärte sie stolz. Nach der Wiedervereinigung arbeitete sie unter anderem im Ausland.

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"Jeder hat sein Leben in der Hand", sagte Peterhänsel. Dass Menschen heute unzufrieden sind und ihre beruflichen Chancen nicht genutzt haben, kann sie nicht verstehen.

Die Dokumentation "Einigkeit, Verdruss und Freiheit - Wo stehen wir im Osten?" zeigt zwei Seiten und erzählt persönliche Geschichten von Menschen, die im Osten geboren und aufgewachsen sind und blickt unter anderem auch auf den Hype des Kult-Mopeds Simson und auf den Rechtsruck in den neuen Bundesländern.

Den Film könnt Ihr in voller Länge in der ZDF Mediathek streamen.

Titelfoto: Bildmontage: ZDF/Martin Kobold

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