"Ein Hitlergruß macht doch keinen Neonazi": Rechtsextremismus im Kampfsport?
Leipzig/Klötze - Klötze ist eine kleine und beschauliche Stadt in der Altmark. Doch es soll nicht alles so sein, wie es scheint. MDR "exactly" hinterfragt in der neuen Folge "Kickboxen, Hitlergruß, Schlägerei – Was passiert im Sportverein?" ob die Stadt gewaltbereite Neonazis zu Kämpfern ausbildet.

"exactly" Reporter Albrecht Radon ist nach Sachsen-Anhalt gereist. Im Fokus seiner Recherche stand der Kampfsportverein Klötze, der 2018 vom AfD-Politiker Thomas Korell gegründet wurde.
In der Kleinstadt ist viel los: Ein Einwohner zeigte auf einer Faschingsfeier einen Hitlergruß, der Kampfsportverein likte auf Facebook Seiten von Hooligans und den Hells Angels und nach einem Stadtfest kam es zu einer Schlägerei, bei der eine unschuldige Rettungsschwimmerin von jungen Männern verletzt wurde
"Ich kann sowas einfach nicht verstehen, dass aus lieben Kindern solche aggressiven Schläger werden", erklärte die Rettungsschwimmerin.
Ihre Angreifer beteuerten, dass sie die Schlägerei, in die auch die ältere Frau ungewollt involviert wurde, nicht angefangen hätten. Ihre Gegner behaupteten das Gegenteil. Auffällig ist, dass die Schläger im Kampfsportverein trainierten.
Bildet der Kampfsportverein gewaltbereite Neonazis aus?

Bei seiner Recherche fand Albrecht Radon heraus, dass einige Vereinsmitglieder der rechten Szene sehr nah stehen oder ein Teil davon sind. Er konfrontierte den Vorstand damit.
Thomas Korell, Kampfsportler und AfD-Bundestagsabgeordneter, erklärte, dass er die Schläger vom Fest nicht aus dem Verein ausschließen würde, sie aber als Sanktion das Vereinsgelände pflegen mussten. Außerdem sagte er, dass es ihn nichts angehen würde, was seine 240 Mitglieder privat machen.
Radon konfrontierte den Vorstand mit dem Mitglied, das auf einer Feier einen Hitlergruß zeigte. "Ist das gleich ein Neonazi?", fragte Kerstin Lüdecke, Kassenwartin des Kampfsportvereins Klötze. "Ein einzelner Hitlergruß macht doch nicht gleich einen Neonazi."
Der Vorstand erklärte, dass man politisch neutral sein wolle. Wie das in Verbindung mit einem AfD-Abgeordneten als Leiter steht, konnten sie nicht erklären. Laut Radon endete das Interview in einer hitzigen Diskussion.
Bei einigen Bewohnern von Klötze geht die Angst um
Linke Aktivisten in Klötze sind besorgt. Ein anonymer Einwohner erklärte in der Dokumentation, dass er Angst davor habe, dass extremistisch eingestellte Personen durch den Kampfsport zu einer unberechenbaren Gefahr werden könnten. Ihre Einstellungen könnten sie auch direkt aus den Vereinen bekommen.
Die ganze Dokumentation könnt Ihr in der ARD Mediathek oder bei YouTube auf dem Kanal MDR Investigativ streamen.
Titelfoto: 123rf/yaroslavastakhov