Horrorhaus von Höxter: Grausame Details über Taten von Folter-Hexe Angelika

Höxter - Es war einer der grausamsten Kriminalfälle der letzten Jahre in Deutschland: Im "Horrorhaus von Höxter" folterte ein Ehepaar mehrere Frauen. Die kaum in Worte zu fassenden Taten forderten mindestens zwei Menschenleben. Ein weiteres Opfer konnte entkommen. Eine Frau berichtet Jahre später von ihrer Odyssee im beschaulichen 500-Einwohner-Örtchen.

Angelika W. (52) folterte mehrere Frauen in ihrem Haus in Höxter. Zwei starben.
Angelika W. (52) folterte mehrere Frauen in ihrem Haus in Höxter. Zwei starben.  © DPA

Vor den Folterungen des Paares wurde auch Angelika W. (heute 52) von ihrem Mann Wilfried (50) körperliche, psychische und sexuelle Gewalt zugefügt. Aus Schlägen wurden Tritte, mit heißem Wasser, Feuerzeugen und einem Bügeleisen verursachte Verbrennungen, Stechen in den Oberschenkel mit einer Gabel, blutige Bisse in die Brüste. Insgesamt mehrere Hundert Folter-Fälle in sechs Jahren soll die Frau erlebt haben.

Später schalteten die Eheleute mehr als 3000 Annoncen in sechs Ländern, kontaktierten so Hunderte Frauen. Alles potenzielle Opfer.

Unter anderem in Bea* (Name geändert) fanden Angelika und Wilfried eine labile Persönlichkeit. Die geschiedene Frau und alleinerziehende Mutter von vier Kindern sehnte sich wieder nach einem Partner, durchstöberte lokale Kontaktanzeigen.

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2012 wurde sie von Wilfried und Angelika, die sich als seine Schwester ausgab, mit dem Auto abgeholt. Und die Tortur begann.

"Wenn ich die Geschichte erzähle, das glaubt einem kein Mensch", sagt Bea in der neuen TVNOW-Doku "Mörderische Frauen - Töten aus Lust".

Die Taten führte sie mit ihrem Ehemann Wilfried W. (50) aus.
Die Taten führte sie mit ihrem Ehemann Wilfried W. (50) aus.  © DPA

Horrorhaus von Höxter: "Das ist ein Albtraum, der verfolgt mich bis heute!"

Das Horrorhaus von Höxter im Stadtteil Bosseborn.
Das Horrorhaus von Höxter im Stadtteil Bosseborn.  © Jonas Güttler/dpa

"Als ich das Haus betreten habe, habe ich gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Aber ich habe gedacht, dass ich das Spiel mitspielen muss, damit ich wieder nach Hause komme", berichtet die Vierfach-Mutter heute.

Sie habe sich ein eigenes Zimmer und Bett gewünscht, habe aber in der ersten Nacht neben Wilfried auf dem Sofa schlafen müssen. Es habe seinerseits erste Annäherungen gegeben, die Bea aber abgeblockt habe. In der zweiten Nacht sei es zum Sex gekommen, was Angelika mitbekam. Bea sei am nächsten Morgen als "Niete im Bett" bezeichnet worden, weil sie nicht allen Wünschen Wilfrieds nachkam.

In der muffelig riechenden und sehr unordentlichen Residenz konnte sich Bea nicht wohlfühlen. Am Tag nach den nächtlichen sexuellen Handlungen habe sie sich unter dem Vorwand, das Paar finanziell unterstützen zu wollen, in ihren Wohnort fahren lassen. Ohne sich umzudrehen oder zu verabschieden sei sie in ihre eigenen vier Wände zurückkehrt. Und beendete so ihre eigene Odyssee.

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"Das ist ein Albtraum, der verfolgt mich bis heute. Da muss ich definitiv einen Schutzengel gehabt haben."

Zehn Monate später, im Juni 2013, meldete sich Anika E. auf eine der Kontaktanzeigen. Sie sollte dem Folterpaar aber nicht entkommen.

Schlimmer körperlicher Verfall bei Folteropfer Anika E.: Junge Frau wird eiskalt sterben gelassen

An den ersten sieben Verhandlungstagen hatte Angelika W., hier mit ihrem Verteidiger Peter Wüller, stundenlange Monologe gehalten und einen ausführlichen Bericht abgegeben.
An den ersten sieben Verhandlungstagen hatte Angelika W., hier mit ihrem Verteidiger Peter Wüller, stundenlange Monologe gehalten und einen ausführlichen Bericht abgegeben.  © DPA

E. wurde beispielsweise an eine Heizung angekettet, weil sie durch einen nächtlichen Toilettengang Wilfried im Schlaf gestört habe. Mit Händen und Beinen gefesselt wurde sie danach in eine Wanne im Keller gelegt, wie in der Doku erzählt wird.

Innerhalb kurzer Zeit schritt bei der 32-Jährigen ein starker körperlicher Verfall voran. Angelika sei deshalb zu ihrem Mann ins Wohnzimmer gegangen und habe berichtet: "Die nippelt uns jetzt ab!"

Am 2. August 2014, 14 Monate nach Anikas Ankunft, versuchte das Folteropfer, gegen 23 Uhr splitterfasernackt vom Grundstück zu flüchten, blieb aber geschwächt im Hof liegen. Das Paar bemerkte dies. Angelika ging zu ihr, half ihr auf die Beine, zog ihren Arm dann aber weg, sodass die völlig entkräftete Frau umkippte und mit dem Hinterkopf auf die Pflastersteine knallte.

Anika wurde zurück in die Keller-Badewanne gelegt. Am nächsten Morgen war die 33-jährige Frau tot. Die Leiche verbrannten Angelika und Wilfried im eigenen Ofen, mussten den Körper aber zunächst mit einer Kreissäge zerteilen. Die Leichenteile wurden vier Monate in einer Kühltruhe aufbewahrt. Erst in der kälteren Jahreszeit wurde der Körper nach und nach verbrannt, um bei den Nachbarn nicht aufzufallen.

Prozess nach knapp zwei Jahren beendet: Wilfried W. ist nur eingeschränkt schuldfähig

Wegen eingeschränkter Schuldfähigkeit wurde Wilfried W. (l.) zu elf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Seine Frau bekam 13 Jahre aufgebrummt, die sich bei guter Führung verkürzen könnten.
Wegen eingeschränkter Schuldfähigkeit wurde Wilfried W. (l.) zu elf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Seine Frau bekam 13 Jahre aufgebrummt, die sich bei guter Führung verkürzen könnten.  © DPA

Anderthalb Jahre später meldet sich Susanne F. auf eine neue Annonce. Auch sie wird über Wochen gefoltert und in einem lebensbedrohlichen körperlichen Zustand zu sich nach Hause gefahren, damit es im Falle ihres Todes keine Rückschlüsse auf das Horrorhaus gibt.

Eine Autopanne durchkreuzt die Pläne. Der bewusstlosen und stark unterkühlten Susanne wird ein Krankenwagen gerufen. Wenige Stunden später stirbt auch sie.

Angelika und Wilfried W. werden angeklagt und nach fast zwei Jahren Prozess am 5. Oktober 2018 verurteilt: Die heute 52-Jährige erhält wegen Mordes durch Unterlassen, versuchten Mordes durch Unterlassen und versuchten Mordes 13 Jahre Freiheitsstrafe. Bei guter Führung könnte sie 2025 entlassen werden.

Ihrem Partner werden wegen seines niedrigen IQs von 59 (Vergleich: Angelika 119) und eingeschränkter Schuldfähigkeit elf Jahre aufgebrummt.

Die ganze 75-minütige Doku seht Ihr exklusiv bei TVNOW. Zu Wort kommen neben der Überlebenden Bea unter anderem W.s direkte Nachbarin Hiltrud Ostermann, die beiden Verteidiger der Angeklagten, Richter Bernd Emminghaus, der das Urteil fällte und die Rechtspsychologin und Bestsellerautorin Dr. Julia Shaw.

Titelfoto: Bildmontage: dpa

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